Automarkt Kuwait: Selbst beim Ölwechsel wird gefeilscht

Von Wolfgang Gomoll

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In dem Emirat hat der Automarkt seine ganz eigenen Regeln. Nur das Beste ist gut genug, Hybride interessieren keinen, rote Interieurs sind gefragt und ohne heftiges Handeln bekommt man ohnehin kein Fahrzeug an den Mann.

Porsche verkauft in Kuwait pro Jahr circa 1.000 Autos, was rund einem Prozent Marktanteil entspricht.
Porsche verkauft in Kuwait pro Jahr circa 1.000 Autos, was rund einem Prozent Marktanteil entspricht.
(Bild: press-inform)

Das Porsche-Zentrum direkt an der Hauptstraße am Rande von Kuwait-Stadt sieht nicht besonders extravagant aus. Das runde Gebäude mit dem Schaufenster und dem roten Schriftzug könnte auch in Hamburg oder Recklinghausen stehen. Innen parken die Autos dicht gedrängt, keine Spur von orientalischer Opulenz. Vielmehr herrscht reine Zweckmäßigkeit. „Wir bauen gerade ein neues Porsche-Zentrum, das um ein Vielfaches größer ist“, erzählt Sales Manager Callum Bottomley. „Wir“, das ist „Behbehani Brother W.l.l.“, einer der größten Autohändler im Mittleren Osten, unter dessen Dach sich neben Porsche auch Marken wie VW, Audi, Jeep, Dodge, Ram und Chrysler vereinen.

Der Automarkt in Kuwait tickt völlig anders als in Europa. „Man muss hier die Regeln kennen, sonst ist man verloren. Keiner zahlt den vollen Preis“, erzählt Callum. Handeln ist ein wichtiger Teil eines jeden Geschäfts. Das wissen beide: Kunde und Händler. Also wird beim Autokauf gefeilscht, dass sich die Balken biegen. Da geht es nicht nur um den Gesamtpreis, sondern auch um einzelne Posten auf der Rechnung. Selbst bei einem Ölwechsel wird gehandelt.

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Das Feilschen ist Teil der arabischen Kultur, also ein Ritual, das einfach dazu gehört. „Die Kunden kommen mit einem bestimmten Budget ins Autohaus und haben eine ganz genaue Vorstellung, was sie wollen“, erzählt der Verkäufer. Wenn sie das nicht finden, schauen sich die Kuwaitis woanders um. Dazu reicht es schon, wenn das Auto nicht die richtige Farbe hat. Die Markentreue ist nicht besonders ausgeprägt – nicht einmal bei einer Luxusmarke wie Porsche.

Faible für seltene Sportwagen

Porsche verkauft in Kuwait pro Jahr normal rund 1.000 Autos, was ungefähr ein Prozent Marktanteil ausmacht. Dieses Jahr wird diese Ziffer nicht ganz erreicht. Der Bestseller heißt Cayenne, dessen großer Konkurrent seit Jahren der elitäre Range Rover ist. Insbesondere Fahrzeuge der Oberklasse sind in dem Emirat beliebt. Und natürlich Sportwagen. Die Einheimischen warten auch auf spezielle und rare Fahrzeuge. Alleine in Kuwait wurden 13 der seltenen Supersportwagen vom Typ Porsche 918 Spyder verkauft.

Auffällig ist, dass Audi deutlich weniger Autos als Porsche verkauft: 2017 waren es gerade einmal 600 Stück. Am besten laufen der Audi Q7 und der Q5. Besser schneidet Mercedes ab. Der Hersteller verkauft Autos nach eigenen Aussagen im „unteren vierstelligen“ Bereich. Genaue Zahlen wollen die Schwaben dann doch lieber für sich behalten. Besonders beliebt sind neben dem CLA auch bei der Marke mit dem Stern die Crossover GLC und GLE. Ab dem 1. Januar 2019 hofft Mercedes mit einem neuen Händler auf einen Aufschwung.

Die wirtschaftliche Lage ist in der ehemaligen Boomregion nicht die Beste. Momentan kämpfen alle Automarken mit deutlichen Absatzrückgängen: Die goldenen Jahre 2013 und 2014 als Porsche etwa 1.500 Autos verkaufte (2014) und Audi 1.400 Fahrzeuge absetzte (2013) sind schon eine Weile her. Auch BMW durchschifft gerade schwierige Absatzgewässer. Die Münchner verkauften im vergangenen Jahr jedoch immerhin 1.950 Autos. Die Bestseller sind nicht SUVs, da der X5 gerade neu aufgelegt wird, sondern die Modelle 7er, 5er und 4er.

Kein Interesse an Elektromobilität

Doch die Bevölkerung Kuwaits besteht nicht nur aus reichen Scheichs und einflussreichen Familien. Auch Inder, Pakistanis und andere Araber wohnen in dem kleinen Staat. Bei den Volumenherstellern sind die Japaner und die Koreaner die großen Spieler. Volkswagen schaffte im vergangenen Jahr mit rund 1.000 verkauften Autos ebenfalls nur einen Marktanteil von etwa einem Prozent in dem Emirat. Auch bei den Wolfsburgern stehen die SUVs in den Verkaufslisten ganz vorne: Touareg, Tiguan und dann der Passat.

Und wie schaut es mit der Elektromobilität aus? „Hybride interessieren hier keinen“, macht Callum Bottomley klar. Kein großes Wunder, wenn der Liter Benzin gerade einmal 40 Cent kostet und Wasser teurer ist als der Treibstoff an sich. Dennoch werden die Käufer in den Autohäusern immer wieder darauf hingewiesen, dass die Elektromobilität kommen wird. Wann genau – weiß keiner. Handschalter gehören in Kuwait derweil zur aussterbenden Art. „Wenn man so ein Auto will, zahlt man den vollen Preis im Voraus, da kein anderer das Auto will“, sagt Callum. Und noch eine Besonderheit gibt es in Kuwait: Die Einheimischen bevorzugen rote Innenausstattungen – natürlich aus Leder.

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