BMW X6 E71: Asphalt-Breitling
»Gebrauchtwagen Praxis« Kaufberatung: Das SUV-Coupé protzt nicht nur mit schierer Masse, es liefert auch sportliche Fahrleistung.
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Auf gesellschaftlichem Parkett ist die dicke Armbanduhr das einzige Schmuckstück, das Männern erlaubt ist. Sie ist die einzige Möglichkeit, die eigene, erfolgreiche Persönlichkeit offen zur Schau zu tragen. Für die Straße gilt dies nicht – hier buhlen Sportwagen, Oberklasselimousinen und seit einigen Jahren auch straßentaugliche Geländewagen um die Gunst der solventen Entscheidungsträger. Ähnlich wie die Breitlings, Rolex und Jaeger-LeCoultres transportieren auch die Autos ganz unterschiedliche Statements. Eines der expressivsten hat BMW dem X6 ins Blech gepresst. Der X6 ist ein Crossover aus Sport Utility Vehicle und Coupé, die hauseigene Bezeichnung des Herstellers ist Sport Activity Coupé (SAC).
Bereits auf dem (meist zu kleinen) Parkplatz ist die Botschaft eindeutig: Hier bin ich der Boss und sonst niemand! Während andere ihre pure Größe zumindest optisch kaschieren, versucht der X6 dies nicht einmal ansatzweise. Die ausgeprägte Kofferraumdeckelkante geht selbst großgewachsenen Personen bis zur Brust; auch die Kühlerhaube überragt wie ein Blechgebirge die Augenhöhe in normalen Autos sitzender Fahrer. Das Dach hingegen wölbt sich coupéhaft flach zwischen Front und Heck – entsprechend ist der X6 kein Raumwunder.
Bestes aus zwei Welten
Dank der gefühlt sportwagentiefen Sitzposition sitzen Fahrer und Beifahrer trotzdem sehr bequem mit großzügigem Raumgefühl. Anders die Hinterbänkler; wegen des flachen Dachs ist die Rückbank relativ flach über dem Boden montiert. Ursprünglich bot sie nur Platz für zwei Personen, erst nach der Modellpflege 2011 dürfen drei Passagiere den Kopf einziehen. Die weit vorgezogene Lage erweitert zwar den Kofferraum bei umgelegten Sitzlehnen, sorgt aber auch für stärker angewinkelte Beine auf der Hinterbank.
Der BMW liefert ab
Der X6 wirkt nicht nur sportlich, er ist sportlich. Im Gegensatz zu reinen Boulevard-Flaneuren verfügt er nicht nur über den von BMW xDrive genannten Allradantrieb; serienmäßig ist auch die Dynamic-Performance-Control (DPC) an Bord. Das Allradsystem xDrive verteilt die Antriebskräfte variabel und stufenlos zwischen Vorder- und Hinterachse. Die DPC sorgt zusätzlich für eine stufenlose Verteilung der Antriebsmomente zwischen linkem und rechtem Hinterrad. Dies erhöht die Fahrstabilität, was neben Vorteilen im Gelände auch in Kurven auf der Straße zu einer satten Straßenlage führt. Der X6 kann nicht nur Geradeaus, auch auf der Landstraße zieht er wie auf den sprichwörtlichen Schienen seine Bahn; die verunsichernde Hochbeinigkeit der Marktbegleiter ist dem Sportcoupé völlig fremd. Kein Wunder; auch hier hat BMW technologisch die Muskeln spielen lassen. Wankstabilisierung und automatische Stoßdämpferverstellung halten das Dickschiff auf Kurs. Dank Head-up-Display hat der Fahrer die Straße stets im Blick, nachts sorgt adaptives Kurvenlicht für adäquate Fahrbahnausleuchtung.
Durchwachsene Bilanz
Die Rundumsicht ist schlecht, viele Fahrer stellen das Auto daher gleich in zweiter Reihe oder auf zwei Parkplätzen ab. Die Physik lässt sich überlisten, der Verschleiß jedoch nicht. Bei aller Leichtfüßigkeit des Fahrverhaltens bringt der X6 je nach Version und Ausstattung zwischen 2,1 und 2,5 Tonnen Kampfgewicht auf den Asphalt. Das Kapitel Verbrauch fällt daher eher düster aus, besonders wenn der Fahrer die Leistung des Fahrzeugs abruft. Die solvente Kundschaft sieht dies in zahlreichen Internetforeneinträgen jedoch sportlich gelassen.
Auch Reifen und Bremsen zollen den brachialen Fahrleistungen Tribut, die monatlichen Unterhaltskosten sind daher hoch, zu hoch für viele Besitzer. An der Wartung zu sparen ist keine gute Idee: Bei der HU zeigt sich der X6 (auf allerdings dünner Datenbasis) nicht besonders souverän. Motorschäden sind ebenfalls ein Thema; auch hier dürfte fehlendes Wartungsbewusstsein einiger Besitzer mitentscheidend sein.
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