Branche geht gut gestimmt ins neue Jahr
Nach der Erholung im vergangenen Quartal erwartet die Kfz-Branche für das laufende Jahr einen moderaten Aufschwung. »kfz-betrieb ONLINE« dokumentiert die Prognosen für Handel und Service.
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Für 2011 erwartet Stefan Quary eine „Fortschreibung der 2010er-Verhältnisse“. Jedoch schätzt der Geschäftsführer der Dürkop-Gruppe die Marktprognosen mit 3,1 Millionen Pkw-Neuzulassungen als zu optimistisch ein, „zumal das Jahr 2010 bereits von extremen Händlereigenzulassungen geprägt war.“ Bezüglich des Neuwagenabsatzes bilanziert Quary das vergangene Jahr „als nicht berauschend, aber akzeptabel.“
Ganz anders äußert er sich über das zurückliegende Gebrauchtwagen- und Servicegeschäft: „Ein phantastisches Jahr liegt hinter uns, wir haben Absatz und Ertrag deutlich gesteigert. Das Gebrauchtwagengeschäft war die entscheidende Säule unseres wirtschaftlichen Erfolgs. Ebenso verlief das Servicegeschäft leicht über unseren Planung.“
Mehrmarken-Händlerkollege Stefan Zschernitz startet ebenfalls optimistisch ins neue Jahr. Denn auch im Autohaus Zschernitz verlief das Servicegeschäft (Umsatzplus von 20 Prozent) in den vergangenen zwölf Monaten recht erfolgreich. Die entscheidende Frage für den Geschäftsführer des Autohauses Zschernitz ist jedoch, „wie erfolgreich sich Hersteller wie Opel schlagen“.
Herstellerrendite für den Handel
Erfreulich war für ihn, dass der Neuwagen-Auftragseingang im vierten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp 70 Prozent angestiegen ist. Dieses Ergebnis sei jedoch hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass das Unternehmen sein Markenportfolio 2010 vergrößert hat. Leicht rückläufig stellte sich dennoch die Ertragssituation bei den Neuwagen dar. „Es wäre schön, wenn die Hersteller, die für sich eine Rendite von acht Prozent beanspruchen, diese auch nur ansatzweise dem Handel zugestehen würden.“
Mit rund 45.000 verkauften Neu- und Gebrauchtwagen gehört die Wellergruppe zu den ganz Großen der Branche. Auf die Frage, wie zufrieden er mit dem Neuwagenverkauf im vierten Quartal bzw. im Gesamtjahr 2010 war, antwortete Burkhard Weller: „Das vierte Quartal hatte 2007er Qualitäten, also `back to the roots´ bei allen unseren Fabrikaten – auch Toyota ist nicht mehr unter Wasser.“
Und das Gebrauchtwagengeschäft fasst der Firmenschef so zusammen: „Bewusst gesteuert war unser Absatz um etwa zehn Prozent rückläufig, der Ertrag dafür um mehr als 20 Prozent höher!“ Mit dem Servicegeschäft war Weller schon immer zufrieden. „Momentan festigt es sich auf gutem Niveau, Zuwächse bleiben allerdings aus.“
Ungesundes Rabattverhalten
Im vergangenen Jahr richtig Gas gegeben hat das Bochumer VW-Autohaus Wicke. Die Neuwagenverkäufer sahen sich zwar im letzten Quartal mit einem schwachen Oktober konfrontiert, es folgten aber ein guter November und Dezember. Die ursprünglich geplanten Absatzziele überschritt das Unternehmen im Jahr eins nach der Umweltprämie um stolze 30 Prozent. Nicht nachvollziehen kann Uwe Gehrmann das Rabattverhalten vieler Händlerkollegen: „Trotz sehr langer Lieferzeiten `verkaufen´ viele Händler die Neuwagen mit viel zu hohen Rabatten oder sie arbeiten mit verdeckten Preisnachlässen bei der Gebrauchtwagen-Inzahlungnahme.“
Der Ertragssituation bei den Neuwagen gibt der Wicke-Prokurist im eigenen Haus die Note ausreichend. Er ist sich sicher, dass „der Neuwagenverkauf mit den neuen VW-Modellen im Jahr 2011 gut laufen wird.“ Das Ziel im Endkundengeschäft liegt bei rund 700 Einheiten. Die Verkaufsabteilung will er mit zwei Automobilkaufleuten verstärken.
Nicht nur auf der Ertragsseite verlief das Gebrauchtwagengeschäft des VW-Händlers im vergangenen Jahr erfreulich. Jedoch hat sich der Bestand aufgrund der Jahresziel-Einkaufsvereinbarungen erhöht. „Derzeit verzeichnen wir bei rund 150 Gebrauchten aber immer noch erfreuliche 69 Standtage“, sagt Gehrmann. Insgesamt verkaufte das Autohaus im vergangenen Jahr 770 Gebrauchte und lag damit rund 150 Einheiten über Plan.
Durchweg positiv sieht Gehrmann das zurückliegende Servicegeschäft. Und für 2011 prognostiziert er: „Der Service wird nach unserer Ansicht ebenfalls sehr gut laufen. Hier haben wir das Glück, die Marken VW Pkw, VW Nutzfahrzeuge und Audi in unserer Werkstatt betreuen zu können. Durch die hohen Marktanteile von Volkswagen und Audi aufgrund der neuen Produkte sowie der verkauften Autos aus dem Abwrackjahr 2009 werden wir die Werkstatt noch besser auslasten.“
Transporter sind gefragt
Ford-Händler Siegfried Reuner ließ sich vom Rekordjahr 2009 nicht blenden und plante das vergangene Jahr ausgesprochen bodenständig. Durch den guten Abverkauf des alten Ford Focus „erreichen wir sicher das Ergebnis von 2008.“ Die Neuwagenerlöse lagen zwar bis November leicht unter den Zahlen des Jahres 2008, der Bruttoertrag war jedoch um ein Prozent höher. Das Nutzfahrzeugergebnis konnte das Autohaus gegenüber 2008 verdoppeln und gegenüber 2009 gar verdreifachen.
„Dabei haben wir uns nicht mal angestrengt, das lief alles fast von selbst“, sagt Reuner. Unterm Strich hat die Werkstatt das Betriebsergebnis wieder in Ordnung gebracht: 20 Prozent mehr Umsatz und deutlich mehr Ertrag als 2008. Zuversichtlich ist der Autohauschef auch bezüglich 2011: „Bei der guten Wirtschaftslage und der geringen Arbeitslosigkeit wird es ein gutes Jahr.“
Service bleibt sichere Bank
Nicht mit allen Geschäftsfeldern zufrieden ist Peter Schäfer. Auch wenn in seinem Mercedes-Benz-Autohaus im Jahresverlauf die Neuwagennachfrage stetig gestiegen ist, sind die Verkaufszahlen im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. „Die aktuell langen Lieferzeiten wirken sich negativ auf die Verkaufszahlen aus“, sagt der Geschäftsführer Zudem habe es weniger Verkaufsförderungsmaßnahmen für den Jahresendspurt als in den Vorjahren gegeben. Sehr zufrieden war er mit dem Gebrauchtwagengeschäft im gesamten vergangenen Jahr. „Insgesamt sind die Verkaufszahlen im Vergleich zum Ausnahmevorjahr zwar zurückgegangen, aber mit den Erträgen sind wir zufrieden.“
Gesteigert hat der Betrieb zudem das Servicegeschäft. In den letzten Monaten des Jahres 2010 kamen nicht nur viele Kunden zur ersten Inspektion ihres 2009 gekauften Neuwagens, auch die neu eingeführte Winterreifenpflicht und der starke Wintereinbruch wirkten sich positiv aus. Dies wird sich im neuen Jahr laut Schäfer fortsetzen. Das Nutzfahrzeuggeschäft bilanziert er mit den Worten: „Leichte Nutzfahrzeuge laufen derzeit insbesondere im Handwerksbereich außerordentlich gut.“ Auch bei den gebrauchten Nutzfahrzeugen habe er im Jahresverlauf einen positiven Trend beobachtet.
„Wir gehen davon aus, dass die Neuwagennachfrage leicht steigt“, prognostiziert er für 2011 Allerdings würden sich die bereits derzeit langen Lieferzeiten negativ auf die Verkaufszahlen auswirken. „Im Gebrauchtfahrzeugbereich erwarten wir eine leichte Steigerung. Spannend ist, wie sich das neue Marktsteuerungsmodell von Mercedes-Benz auf unser Neufahrzeug- und Gebrauchtfahrzeuggeschäft auswirken wird.“ Der Hersteller liefert zum Jahresstart 2011 weniger junge Gebrauchte an freie Händler.
Zufrieden mit 2010
Mercedes-Kollege Franco Barletta, äußert sich zufrieden über das Neuwagenvolumen, das die Pkw-Verkäufer abgewickelt haben. Sehr zufrieden ist der Geschäftsführer des Autohaus Jürgens mit dem durchschnittlichen Umsatz von rund 46.000 Euro je Fahrzeug: „Erwartet hatten wir nur zirka 41.500 Euro (2009: 40.000 Euro). Grund für diese positive Entwicklung sei die Tatsache, dass die Kunden höher motorisierte Fahrzeuge bevorzugen und der Erfolg der neuen E-Klasse. Weniger erfreulich ist für Barletta, „dass trotz leicht verbesserter Deckungsbeiträge das Neuwagengeschäft unter Vollkostenbetrachtung nach wie vor deutlich defizitär ist.“
Nicht zufrieden war der Gewinner des »kfz-betrieb«-Internet-Sales-Award 2010 mit dem Gebrauchtwagenabsatz im vierten Quartal. „Aber entscheidend ist, dass die Erträge deutlich über unseren Erwartungen lagen.“
Im Nutzfahrzeugvertrieb sind auch im Autohaus Jürgens die Erträge sehr stark unter Druck geraten, „was uns mit einer gewissen Sorge erfüllt.“ Erfreulich ist für Barletta jedoch, „dass sich der Investitionsstau auflöst und sich das Vertrauen der Transportunternehmen in den Aufschwung verfestigt.“
Mit Blick auf 2011 sagt er: „Im Pkw-Neuwagenverkauf erwarten wir 2011 kaum eine Steigerung des Volumens, aber eine Verbesserung der Erträge. Im Gebrauchtwagengeschäft wollen wir den Absatz leicht steigern – aber nur, wenn wir die gleichen Ergebnisse wie 2010 erzielen können.“ Im Transporter- und Nutzfahrzeuggeschäft rechnen wir mit einem leicht steigendem Absatz.“
Lkw unter Druck
Der Bamberger Automobilhändler Michael Eidenmüller hat mit seiner Auto-Scholz-Gruppe in einem rückläufigen Gesamtmarkt zwar Marktanteile hinzugewonnen, durch die Zurückhaltung der Privatkunden lag der Fahrzeugabsatz 2010 dennoch unter dem des Vorjahres. Deutlich dynamischer als im Vorjahr waren die gewerblichen Kunden unterwegs. Dass weniger manchmal auch mehr sein kann, zeigte sich im Gebrauchtwagengeschäft: Insgesamt verzeichnete die Autohausgruppe zwar weniger Verkäufe, die Erträge waren jedoch besser als im Vorjahr.
Erfreulich: Im Nutzfahrzeuggeschäft gingen Auftragseingang und Auslieferungen im vierten Quartal spürbar nach oben. Speziell die Transporter fuhren in den letzten zwölf Monaten in der Erfolgsspur, was sich positiv auf die Ertragssituation bei Sprinter und Co. auswirkte. „Hingegen mussten wir im Lkw-Geschäft mit hohen Rabatten und Marktanteilsverlusten kämpfen“, stellt der Firmenlenker fest.
Für 2011 lautet das Ziel, die Stückzahlen im Transportergeschäft auf dem guten 2010er-Niveau zu halten und in der schweren Klasse vom steigenden Gesamtmarkt zu profitieren. Im Pkw-Geschäft erwartet Eidenmüller 2011 einen weiteren Schub.
Positiv ins Jahr 2011
Optimistisch blickt auch das Smart-Center Saarbrücken in die Zukunft. Waren die Kunden im Oktober noch zurückhaltend, stieg das Interesse am neuen Smart Fortwo im November/Dezember deutlich an. „Wir konnten einen tollen Endspurt hinlegen und sind auch insgesamt mit den Neuwagenverkäufen im vergangenen Jahr zufrieden“, sagt Geschäftsführer Uwe Conrad. „Ich bin mir sicher, dass der Smart Ende 2011 das meistverkaufte Auto seiner Klasse ist!“
Sondermodelle mit enormen Kundenvorteilen, Preisnachlässe von über 20 Prozent, überzahlte Gebrauchtwagenhereinnahmen, Null-Prozent-Finanzierung – daran will sich der Centerleiter weiterhin nicht beteiligen. „Unser Smart und unser Service sind ihren Preis wert. Deshalb werden wir nicht mit Rabatten locken, sondern durch Qualität bei Produkt und Dienstleistung überzeugen.“
Mit der Ertragssituation 2010 war Conrad zufrieden, was auch am erfolgreichen Gebrauchtwagengeschäft lag: „Wir verstehen uns als der Smart-Spezialist im Saarland. Egal, welchen Smart unsere Kunden wollen, wir haben ihn. Durch die zusätzliche, professionelle Vermarktung von Smart-Jahreswagen konnten wir unseren Gebrauchtwagenabsatz um über 40 Prozent steigern.“ Und über das neue Jahr sagt der Smart-Experte: „Wir können die Zukunft nicht voraussagen. Aber darauf kommt es in unseren Augen auch nicht an. Denn eins wissen wir: An unserer Strategie werden wir nichts ändern. Unsere Kunden werden auch in Zukunft unsere Gäste sein. Und wir werden auch 2011 mit unserem Autogeschäft Geld verdienen.“
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