Online-Autohändler Cazoo-Verkaufszahlen stiegen 2021 rasant – der Verlust aber auch

Cazoo bezeichnet sich selbst als „Amazon für Autos“. Im vergangenen Jahr steigerte der britische Online-Autohändler nicht nur seine Verkaufszahlen um mehr als 200 Prozent, sondern erschloss auch neue Märkte, darunter Deutschland. Die Ziele des Unternehmens sind ehrgeizig – und kostspielig.

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Im laufenden Jahr will Cazoo über 100.000 Fahrzeuge verkaufen.
Im laufenden Jahr will Cazoo über 100.000 Fahrzeuge verkaufen.
(Bild: Cazoo)

Cazoo ist im vergangenen Jahr stark gewachsen. Wie der britische Online-Autohändler, der inzwischen auch in Deutschland aktiv ist, am Donnerstag mitteilte, stieg die Zahl der verkauften Fahrzeuge 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 233 Prozent auf 49.853. Noch stärker legte der Umsatz zu, 668 Millionen Pfund (rund 800 Millionen Euro) bedeuteten ein Plus von 318 Prozent.

Davon blieben im operativen Geschäft 25 Millionen Pfund (rund 30 Millionen Euro) hängen. In Großbritannien, Cazoos Hauptmarkt, verdiente das Unternehmen nach eigenen Angaben pro verkauftem Auto 427 Pfund (rund 511 Euro).

Da das Geschäft von Cazoo allerdings auf eine Turbo-Expansion ausgelegt ist, stand unter dem Strich ein sattes Minus von 550 Millionen Pfund (rund 660 Millionen Euro) für das Jahr 2021. Damit fiel der Verlust um noch einmal 447 Millionen Pfund (rund 535 Millionen Euro) höher aus als 2020.

Börsengang ist bislang keine Erfolgsgeschichte

Alleine 241 Millionen Pfund (knapp 290 Millionen Euro) kostete der Spac-Zusammenschluss mit der Mantelfirma Ajax I, durch den Cazoo im vergangenen Sommer an der New Yorker Tech-Börse Nasdaq starten konnte. Der Börsengang ist bislang allerdings keine Erfolgsgeschichte. Nachdem die Aktie zwischenzeitlich umgerechnet bis zu 9 Euro kostete, steht sie aktuell bei knapp 2,70 Euro. Der Börsenwert des Unternehmens ist von einst nahezu 8 Milliarden auf derzeit 2,2 Milliarden US-Dollar zusammengeschmolzen.

Um weiter wachsen zu können, hat sich Cazoo deshalb kürzlich erneut mit Geld versorgt. Im Februar gab die Firma für 630 Millionen Dollar Wandelanleihen an eine Investorengruppe um die die Viking Global Investors aus. Zudem gingen die Briten jüngsten einen Deal mit der BNP Paribas ein, der ihnen 50 Millionen Euro für den Auf- und Ausbau des Auto-Abo-Geschäfts außerhalb Großbritanniens zusicherte.

Finanzchef Stephen Morana erklärte: „Wir glauben, dass uns dies in Kombination mit unserem Barmittelbestand vom 31. Dezember 2021 in Höhe von fast 200 Millionen Pfund einen klaren Spielraum für mindestens die nächsten 24 Monate verschafft, um unsere ehrgeizige Strategie umzusetzen, und wir glauben, dass unser britisches Geschäft in diesem Stadium die Rentabilität erreichen wird.“

Im laufenden Jahr hat sich Cazoo einen Absatz von mehr als 100.000 Fahrzeugen vorgenommen, der Umsatz soll auf 2 Milliarden Pfund (rund 2,4 Milliarden Euro) anwachsen. Nachdem das Unternehmen in Deutschland und Frankreich kürzlich gestartet ist, sollen im Laufe des Jahres noch Italien und Spanien hinzukommen.

Langfrist-Ziel fünf Prozent Marktanteil

Laut Cazoo-Chef Alex Chesterman haben allein jene vier Märkte gemeinsam mit Großbritannien und Volumen von über 300 Milliarden Pfund (rund 360 Milliarden Euro). „Unser langfristiges Ziel ist es es, einen Marktanteil von fünf Prozent zu erreichen“, kündigte Chesterman selbstbewusst an. Hochgerechnet bedeutet das: Cazoo peilt alleine in jenen fünf Märkten perspektivisch einen Umsatz von 18 Milliarden Euro an.

Cazoo kauft seine Fahrzeuge hauptsächlich von Privatkunden an, bereitet diese auf und vermarktet diese dann online weiter. Die Briten bieten Käufern eine Haustürlieferung an, in Großbritannien gibt es zudem bereits einige Auslieferungszentren. In Deutschland trat die Firma erstmals im Frühjahr auf den Plan, als sie das Münchner Auto-Abo-Start-up Cluno übernahm. Den Verkauf von Gebrauchtwagen startete Cazoo hierzulande Anfang Dezember 2021.

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