Deal mit BNP Paribas Cazoo will mit 50 Millionen Euro sein Abo-Geschäft pushen
Ende 2021 ist Cazoo mit seiner Verkaufsplattform in Deutschland gestartet. Jetzt wollen die Briten auch mit Auto-Abos Tempo machen. Dabei soll ein Deal mit BNP Paribas helfen. Das gewählte Finanz-Konstrukt hat allerdings nicht den besten Ruf.
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Cazoo will sich in Deutschland weiter breitmachen. Nach dem Start seiner Verkaufsplattform hierzulande Ende 2021 nimmt der britische Online-Händler nun auch das Geschäft mit Auto-Abos stärker ins Visier. Dieser Schritt war zu erwarten, hatte sich Cazoo Anfang 2021 durch die Übernahme des Münchner Abo-Start-ups Cluno überhaupt erst einen Zugang zum deutschen Markt verschafft.
Nun sicherte sich das Unternehmen über einen Deal mit BNP Paribas weiteren finanziellen Spielraum, um in die eigene Abo-Sparte in Deutschland und Frankreich zu investieren. Konkret haben die Briten mit der französischen Großbank eine „Asset-Backed Securitisation Fazilität“ in Höhe von 50 Millionen Euro abgeschlossen.
Was sind Asset-Backed Securities (ABS)? Dabei handelt es sich um Wertpapiere, die mit Vermögenswerten oder Forderungen abgedeckt sind. Sie entstehen durch den Verkauf von Kreditansprüchen an sogenannte Zweckgesellschaften, die die Banken in der Regel selbst gründen. Diese können dann mit den Forderungen in Form von verzinslichen Wertpapieren handeln. Die Vorteile für Firmen: Offene Forderungen verschwinden aus der Bilanz, und gerade Firmen machen sich von Bankkrediten unabhängig. Banken wiederum profitieren, in dem Forderungen und Risiken auf andere Marktteilnehmer übertragen werden.
ABS gerieten durch die Finanzkrise in Verruf
ABS galten lange als attraktiv, gerieten in Folge der Finanzkrise 2008 aber in Verruf. US-Banken nutzten damals das Konstrukt in großem Stil, um Finanzierungen auf dem Immobilienmarkt auszuweiten. Vielfach erhielten auch Adressen mit niedriger Bonität Kredite. Diese wurden anschließend weiterverkauft und per ABS verbrieft. 2005/2006 konnten dann immer mehr US-Eigenheimbesitzer, deren Bonität falsch eingeschätzt wurde, ihre Raten nicht mehr zahlen. Die Blase platzte, bei den ABS kam es zu massiven Verlusten. Schließlich fiel mit Lehman Brothers einer der größten ABS-Emittenten. In der Folge wurden weltweit bei vielen Banken ABS-Abteilungen geschlossen.
Inzwischen hat sich die Lage aber vor allem beruhigt. Nicht zuletzt, da es mittlerweile deutlich höhere regulatorische Anforderungen an ABS-Anleihen gibt. In Europa werden sie dennoch häufig noch aus Angst vor neuerlichen Crashs gemieden.
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Neuer Marktplatz
Cazoo startet Online-Gebrauchtwagenverkauf in Deutschland
Cazoo und BNP greifen nun aber zu jenem Mittel. Cazoos Europa-Chef Abhishek Roy erklärt in einer Mitteilung: „Die Fazilität mit BNP Paribas ermöglicht uns eine Finanzierung zu sehr attraktiven Konditionen und ist ein wichtiger nächster Schritt, um weiterhin den besten Autoabonnement-Service in ganz Europa bieten zu können.“ Laut Liane Santenero von BNP Paribas Deutschland wurde die Verbriefung so konzipiert, „dass sie entwicklungsfähig und skalierbar ist und langfristig Stabilität bietet“.
Derzeit zählt Cazoo nach eigenen Angaben rund 10.000 Abo-Kunden, ein Großteil davon in Großbritannien. In Deutschland und Frankreich will das Unternehmen nun „Hunderte neue und fast neue Fahrzeuge“ im Abo anbieten. Sollte sich die Sparte als Wachstumsbringer erweisen, könne die Fazilität mit BNP „problemlos erhöht werden“, teilte Cazoo mit. Dann stünde auch einem Rollout in weitere Märkte nichts mehr im Wege.
Cazoo ist bislang ein Börsen-Flop
Cazoo wurd 2018 von Alex Chesterman gegründet. Seitdem hat der Online-Autohändler in Großbritannien nach eigenen Angaben mehr als 60.000 Fahrzeuge vermarktet. Inzwischen ist das Unternehmen mit insgesamt mehr als 4.250 Mitarbeitern auch in Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Portugal aktiv.
Im August 2021 ging Cazoo per Spac-Deal in New York an die Börse. Bislang war der Börsen-Run aber alles andere als eine Erfolgsgeschichte. Hatte die Aktie im November 2021 umgerechnet zeitweise noch 9 Euro gekostet, ist sie inzwischen auf rund 2,50 Euro eingebrochen. Vom zwischenzeitlichen Börsenwert der Firma in Höhe von knapp 8 Milliarden US-Dollar sind derzeit noch gut 2,1 Milliarden Dollar übrig.
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