Pkw-Neuzulassungen Chipkrise beschädigt das Privatkundengeschäft stark

Von Andreas Grimm

Der Halbleitermangel trifft den deutschen Pkw-Markt weiter hart. Im November hatten insbesondere die Privatkunden das Nachsehen. In diesem Kundensegment fielen die Neuzulassungen am stärksten ab. Allerdings spielt auch ein zweiter Effekt eine Rolle.

Autotransporter sind derzeit seltener unterwegs. Es fehlt an lieferbarer Ware.
Autotransporter sind derzeit seltener unterwegs. Es fehlt an lieferbarer Ware.
(Bild: Grimm/»kfz-betrieb«)

Die Entwicklung der Pkw- und Transporter-Neuzulassungen war im November fast so dramatisch schlecht wie im Oktober. Um 31,7 Prozent sanken die Erstzulassungen laut dem Kraftfahrt-Bundesamt im Vergleich zum Vorjahresmonat. Besonders deutlich war diese Entwicklung im für den Handel relevanten Privatkundengeschäft: Die Erstzulassungen dieser Kundengruppe sanken nach Angaben der Marktforschung Dataforce um 33,4 Prozent im Vergleich zum November.

Zu beachten ist allerdings, dass die Privatauslieferungen vor einem Jahr mit fast 115.000 Einheiten überdurchschnittlich hoch waren. Damals hatte der Bestell- und Produktionsstau im ersten Corona-Lockdown eine Neuzulassungswelle im Herbst ausgelöst. In den Jahren zuvor hatte die Zahl der privaten Erstzulassungen im November bei 90.000 bis 95.000 Einheiten gelegen.

Ebenfalls mit besonderen Effekten des Vorjahres ist die Entwicklung der Herstellerzulassungen zu erklären. Mit einem Minus von 19,6 Prozent hebt sich der Kanal deutlich vom Gesamtmarkt ab. Diesen verhältnismäßig schwachen Rückgang erklärt Dataforce mit der geringen Eigenzulassungstätigkeit der Autobauer im November 2020, die damals vor allem an schnellen Kundenauslieferungen interessiert waren. Dementsprechend gingen die Herstellerzulassungen im Vergleich zu den durchschnittlichen Novemberzulassungen der Jahre 2016 bis 2020 um 41,8 Prozent zurück.

Letztlich ebenfalls zulasten der Privatkunden gehen die rückläufigen Händlerzulassungen. Sie sanken im November um 36,6 Prozent. Damit wird sich das Angebot an Tageszulassungen und jungen Gebrauchten weiter verknappen.

In den anderen Marktsegmenten schlägt sich die mangelnde Verfügbarkeit von Neuwagen mehr oder weniger durchschnittlich nieder. Die Auslieferungen an die Gewerbekunden sanken um 29,9 Prozent, die Autovermieter erhielten 28,6 Prozent weniger Neuware. Ursache für die Entwicklung ist weiterhin der Mangel an Halbleitern. Laut Dataforce wird die Entwicklung im Dezember ähnlich schlecht ausfallen. Die Unternehmensberatung EY erwartet eine generelle Besserung derzeit nur ganz allgemein „im Verlauf des kommenden Jahres – sofern nicht neue böse Überraschungen für eine Zuspitzung der Pandemie sorgen“.

Bei allen Rückgängen bleibt jedoch auffällig, dass die Neuzulassungen batterieelektrischer Pkw (BEV) weiter steigen – im Vergleich zum November 2020 legten sie um 39 Prozent zu. Besonders eindrucksvoll war die Entwicklung laut Dataforce im Privatmarkt: Hier erreichten BEVs und PHEVs zusammen erstmals einen Marktanteil von 40 Prozent.

Transporter bleiben Mangelware

Die Tendenzen im Pkw-Markt finden sich im Großen und Ganzen auch im Transportermarkt wieder, der inzwischen ebenfalls von den Produktionsausfällen betroffen ist und im November 29 Prozent rückläufig war. Allerdings sticht beim Blick auf die Neuzulassungen der Pkw-Utilities und leichten Nutzfahrzeuge ins Auge, dass die Eigenzulassungen der Hersteller im November stark zugelegt haben (+41,6 %). Allerdings hatten sie im Vorjahresmonat mit 855 Einheiten auch historisch wenig taktische Zulassungen produziert. In einer mehrjährigen Betrachtung fallen nämlich auch die Fahrzeugbauzulassungen stark unterdurchschnittlich aus.

Ansonsten kämpfen im Transportermarkt am stärksten die Privatkunden um Ware. Ihre Auslieferungen sanken um 35,2 Prozent, bei den Gewerbekunden ging es um 28,8 Prozent in den Keller. Am besten schnitten die Autovermieter ab. Ihre Auslieferungen sanken um 23,6 Prozent.

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