Daimler investiert in „On-Demand“-Busse
Die Daimler AG will den öffentlichen Personennahverkehr individueller machen. Dazu beteiligt sie sich jetzt an einem Berliner Start-up und entwickelt mit diesem ein Pilotprojekt. Damit könnten unzählige „On-Demand“-Buslinien entstehen.
Anbieter zum Thema

Daimler steigt mit seiner Tochterfirma EvoBus GmbH als strategischer Investor beim Berliner Mobilitäts-Dienstleister Clever Shuttle ein. Das Start-up bietet Endkunden einen Ride-Sharing-Fahrdienst an, der als Mischung aus Mitfahrzentrale und Taxidienst beschrieben werden kann. Bislang bringen Fahrer mit gültigen Beförderungsscheinen die Endkunden in Elektro- oder Plug-in-Hybriden ganz individuell von A nach B. Unterwegs nehmen sie weitere Passagiere mit, sofern diese per App annähernd gleiche Routenwünsche angemeldet haben. In Zukunft möchte Daimler Buses diesen Service auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) übertragen.
Vorstellbar wäre zum Beispiel, dass künftig Fahrgäste auch außerhalb des üblichen Linienverkehrs von Elektrobussen abgeholt werden können, wenn sie diese per App bestellen. Je nach den Standorten und Wunschzielen der Nutzer würden ständig völlig neue Fahrtrouten bzw. unzählige „On-Demand“-Buslinien entstehen. Doch noch stehen solche Einzelheiten nicht fest, wie ein Sprecher der Daimler AG im Gespräch mit »kfz-betrieb« sagte. Sicher ist allerdings, dass der Hersteller auf der Basis seiner Erfahrungen mit Verkehrsbetrieben in den kommenden Monaten gemeinsam mit Clever Shuttle ein Pilotprojekt zur Einbindung des ÖPNV entwickeln wird. „Wir schließen damit die Lücke zwischen Bussen und Taxis. Beide haben ihre Daseinsberechtigung, doch dazwischen gab es in Deutschland lange nichts“, erklärte Bruno Ginnuth, Mitgründer und Geschäftsführer von Clever Shuttle.
Bedarfsgerechtere und wirtschaftlichere Mobilität
Sogenannte „On-Demand“-Mobilitätsangebote, die sich nach den Bedürfnissen der Kunden und nicht nach vorgegebenen Fahrplänen und Routen richten, sind ein Wachstumsmarkt. Mit der Software von Clever Shuttle können dessen Mitfahr- und Taxiangebote gut mit den bestehenden Angeboten von Verkehrsbetrieben kombiniert werden. Auf diese Weise ließen sich die einzelnen Verkehrsangebote bedarfsgerechter miteinander vernetzen und ihre Wirtschaftlichkeit erhöhen. Davon profitieren letztlich auch die Kunden von Daimler Buses und damit der Hersteller selbst.
Nicht zuletzt deshalb hat sich der Konzern für eine Minderheitsbeteiligung am Berliner Start-up entscheiden. Über die relative und absolute Höhe der Beteiligung wollte Daimler auf Anfrage keine Angaben machen. Heinz Friedrich, Leiter des internen Bussparten-Think-Tanks „Mobility Solutions“, will auf jeden Fall Gas geben und keine Zeit verlieren: „Unser Ziel ist, zusammen mit Clever Shuttle das neue Angebot noch in diesem Jahr im Rahmen eines ersten Pilotprojekts in einer deutschen Stadt zu erproben.“
(ID:44780348)