Fahrzeugtransport Darauf kommt’s an

Von Steffen Dominsky

Womit und mit wem? Thomas Wetzel, Inhaber der Firma Autokind, erklärt, worauf es beim Transport von automobilen Klassikern ankommt.

Thomas Wetzel aus Hamburg ist gelernter Speditionskaufmann und Logistikexperte. 2018 gründete er das Transportunternehmen Autokind.
Thomas Wetzel aus Hamburg ist gelernter Speditionskaufmann und Logistikexperte. 2018 gründete er das Transportunternehmen Autokind.
(Bild: Autokind)

Ob zur Hauptuntersuchung, zu Messen oder zu Rallyes: Oft müssen oder sollen Oldtimer nicht auf eigener Achse irgendwohin. Bleibt also nur der Transport auf fremder Achse, logisch. Doch bereits die Auswahl des Transportmittels und gegebenenfalls des Transporteurs bringt die erste Herausforderung mit sich:

  • Offener oder geschlossener Anhänger?
  • Ist die richtige Genehmigung vorhanden?
  • Woran erkenne ich einen guten Transporteur?
  • Welche Versicherung wird benötigt?

Thomas Wetzel, Inhaber der Transportfirma „Autokind – emotionale Logistik“ erklärt im nachfolgenden Interview, das der Oldtimer-Spezialversicherer OCC mit ihm geführt hat, worauf man beim Transport von Klassikern achten muss und wo eventuell Fallstricke drohen. Wetzels Idee und sein Anspruch: eine neue Definition des begleiteten Einzeltransports für klassische Automobile.

OCC: Wie kam es zu Autokind und dem außergewöhnlichen Namen?

Thomas Wetzel: Ich habe Autokind als Transporteur klassischer Fahrzeuge und Sportwagen 2018 gegründet. Ich habe damals die Chance genutzt, meine beiden Leidenschaften Oldtimer und Logistik miteinander zu verbinden. Der Name Autokind entstand aber schon 2012 und symbolisiert meine eigene Faszination für alte Autos seit meiner Kindheit.

Woran erkenne ich als Besitzer eines hochwertigen Fahrzeugs einen Transport-Dienstleister, der sich mit Klassikern auskennt?

Ein guter Transporteur erfüllt die gesetzlichen Auflagen und weist nach, dass er berechtigt ist, Transporte dieser Art, die dem Güterkraftverkehrsgesetz unterliegen, durchzuführen. Der Auftragnehmer ist dem Kunden gegenüber transparent und fair. Er bespricht den Ablauf und nimmt sich vorab Zeit, um alle offenen Fragen zu beantworten, gerade was das Thema Versicherung betrifft. Oftmals werden Fahrzeuge unterversichert und/oder ohne eine gültige Genehmigung transportiert. Manchmal sogar ohne Wissen des Eigentürmers. Des Weiteren ist der Fuhrpark inklusive Fahrer das Aushängeschild des Transporteurs und entsprechend gepflegt. Die Fahrzeuge sind technisch auf dem aktuellen Stand und das Fahrerpersonal ist, wie gesetzlich vorgeschrieben, geschult.

Was sollte man sich als Auftraggeber zeigen lassen beziehungsweise besprechen, bevor man einen Transportauftrag erteilt?

Lassen Sie sich die Genehmigung – Güterkraftverkehrsgenehmigung oder Europa-Lizenz – zeigen und bestätigen, dass das Transportfahrzeug mit einem Fahrtenschreiber ausgestattet ist und der Fahrer die Schlüsselnummer 95 im Führerschein eingetragen hat. Diese Nummer ist der Nachweis einer Berufsfahrerqualifikation. Besprechen Sie mit dem Transporteur, ob eine ausreichende Güterschaden-Haftpflichtversicherung vorliegt und wie hoch die Versicherungssumme im Schadensfall ist. Die ist nämlich abhängig vom Gewicht des Fahrzeugs, nicht von seinem Wert. Fragen Sie deshalb, ob zusätzlich eine Transportversicherung abgeschlossen werden kann.

Welche Leistungen und Services bietet Autokind Besitzern klassischer Fahrzeuge an?

Unsere Basisdienstleistung ist der europaweite geschlossene oder offene Transport eines Fahrzeugs. Wir bieten zudem die Möglichkeit, Express beziehungsweise Eil- oder Fixtermintransporte durchzuführen. Bei Abholung des Fahrzeugs ermöglichen wir Fahrzeugbesitzern, zusätzlich zur regulären Zustandsdokumentation, einen Videotermin zur genaueren Begutachtung auszumachen. Aber auch die klassische Fahrt zum HU-Termin oder die Begleitung auf Rallyes, Messen oder andere Veranstaltungen gehören zu unserem Angebot. Derzeit erarbeiten wir gerade ein neues Konzept, das die Lagerhaltung und einen 24/7-Abruf von Fahrzeugen beinhaltet.

Welche Informationen sollte ein Oldtimerbesitzer bereithalten, wenn er bei einem Transporteur ein Angebot einholen möchte?

Das sind die genauen Information zum Be- und Entladeort, das Gewicht und die Abmessungen des Fahrzeugs. Dann ist noch wichtig, ob das Fahrzeug fahrbereit ist oder per Seilwinde geladen werden soll. Weiterhin ist der Wert des Fahrzeugs wichtig und ob ein geschlossener Transport benötigt wird.

Beim Transport kann es auch mal zu Schäden kommen. Was passiert da so beziehungsweise kann passieren?

Schäden entstehen bei der Verladung und während des Transports durch Unfälle oder durch Unwetter. Es gibt viele verschiedene Schadensbilder.

Gegen welche dieser Schäden sichert in der Regel ein Transporteur den Kunden ab?

Die Güterschaden-Haftpflichtversicherung des Transporteurs versichert Schäden, die dem Transporteur passieren. Daher der Name Haftpflicht. Bitte nicht verwechseln mit der Kfz-Haftpflichtversicherung des Zugfahrzeugs oder des Anhängers. Eine zusätzliche Transportversicherung sichert gegen weitere mögliche Schäden zum Beispiel höhere Gewalt und Elementarereignisse ab.

Empfehlen Sie den Abschluss einer separaten Transportversicherung?

Grundsätzlich ja. Es kommt aber auf den Wert des Fahrzeugs und auf das Risiko an. Jeder Auftraggeber entscheidet für sich selbst. Oftmals sind aber einige Risiken bei einem Transport in bestehenden Versicherungen zum Fahrzeug oder zu einer Sammlung abgesichert. Das sollte man vorab mit seiner Versicherung klären.

Es gibt offene und geschlossene Autotransporter. Für welchen Zweck eignet sich welches Transportfahrzeug?

Offen ist meist günstiger, eignet sich also für weniger hochpreisige Fahrzeuge, für kurze Touren bei gutem Wetter, zum Beispiel zur HU oder zur Werkstatt. Geschlossene Transporte empfehle ich bei wertvollen Fahrzeugen. Solche, die vor Wind, Wetter und natürlich vor fremden Blicken geschützt werden sollen.

Welchen Zweck erfüllen temperierte Anhänger und ist das eine empfehlenswerte Variante für den Oldtimertransport?

Sogenannte Klimatransporte werden bei besonders alten Fahrzeugen, bei denen Temperaturschwankungen den Lack beschädigen können, durchgeführt. Das kann im Einzelfall sicherlich sinnvoll sein.

Schon beim Verladen des Fahrzeugs ist Vorsicht geboten. Worauf muss der Transporteur besonders achtgeben?

Sorgfältig sein und mit Feingefühl arbeiten, sag ich immer. Und vorab entscheiden, ob der Einsatz einer Seilwinde Sinn macht, anstatt das Auto selbst aufzufahren, auch wenn es länger dauert.

Wie wird ein Oldtimer auf dem Transportfahrzeug gesichert?

Gesichert werden die Fahrzeuge durch Zurrgurte. Gerade auf Trailern ist es wichtig, dass das zu transportierende Fahrzeug richtig positioniert wird, damit es beim Fahren nicht zum sogenannten Aufschaukeln kommt. Beim Sichern sollte man gerade bei Klassikern darauf achten, dass die Verzurrung angemessen ist. Immer an allen vier Reifen und am besten mit sogenannten Dreipunktgurten sichern. Eine Sicherung durch Schlaufenverzurrung kann eventuell zur Beschädigung von Fahrwerkskomponenten führen.

In welchen Fällen kann der Besitzer selbst den Transport eines besonderen Fahrzeugs übernehmen und wann sollte man einen Profi engagieren?

Der Besitzer sollte prüfen, ob ein Zugfahrzeug mit ausreichender Anhängelast, ein passender Trailer mit Equipment und der passende Führerschein vorhanden sind. Auch Fahrerfahrung im Anhängerbetrieb sollte vorhanden sein. Dann steht der eigenen Durchführung eigentlich nichts im Wege. Aber auch hier sollte der Oldieeigner vorab die Versicherungsfrage prüfen. Oftmals ist es aber so, dass zum Beispiel kein geschlossener Trailer zur Verfügung steht, die eigene Zeit nicht vorhanden ist oder die Strecke zu lang ist. Dann macht es Sinn, sich nach einem passenden Transporteur umzuschauen.

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