Mobilität Das sind die zehn größten Carsharing-Anbieter in Deutschland

Von Christoph Seyerlein |

Die Carsharing-Branche konnte im vergangenen Jahr in Deutschland deutliche Zuwächse verzeichnen. Dennoch ist der Bundesverband Carsharing (BCS) mit den Rahmenbedingungen hierzulande nicht vollends zufrieden. Welche Anbieter aktuell das Rennen machen und was sich die Carsharing-Lobby von der Politik erhofft.

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Share Now hat in Deutschland die größte Carsharing-Flotte.
Share Now hat in Deutschland die größte Carsharing-Flotte.
(Bild: Share Now)

Die Carsharing-Branche ist längst raus aus dem Corona-Blues. Laut dem Bundesverband Carsharing (BCS), der am Mittwoch seine jüngste Jahresstatistik für den deutschen Markt präsentierte, hat die Nachfrage im zweiten Halbjahr 2021 stark angezogen. BCS-Geschäftsführer Gunnar Nehrke sagte: „Seit Sommer 2021 haben wir eine explodierende Nachfrage nach Carsharing, und die Anbieter kommen kaum hinterher.“

In Zahlen bedeutet das zum Stichtag 1. Januar 2022: Knapp 3,4 Millionen angemeldete Carsharing-Nutzer hierzulande – plus 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt. 30.200 registrierte Fahrzeuge – plus 15,2 Prozent. Und: 395 Städte und Gemeinden mit eigenem Carsharing-Angebot – plus 9,4 Prozent.

„So gut wie niemand schafft ein Auto ab, um täglich Carsharing zu nutzen“

Als vollwertige Alternative zum Privat-Pkw eignet sich Carsharing allein trotz der Wachstumszahlen laut Michael Fischer von der Plattform Shared Mobility aber nur für die wenigsten: „So gut wie niemand schafft ein Auto ab, um täglich Carsharing zu nutzen. Stattdessen verändert sich die Mobilität in Summe“, sagte Fischer. Mit rund fünf Prozent aller Deutschen, die 18 Jahre oder älter sind, nutzen immer noch vergleichsweise wenige Erwachsene die Angebote.

Besonders zugelegt haben im vergangenen Jahr Free-Floating-Angebote, die nicht mit festen Stellplätzen für die Fahrzeuge operieren. Über 2,6 Millionen Personen nutzen diese Art des Carsharings (+21,1 %). Die Zahl der Standorte, in denen es Free-Floating-Optionen gibt, ist im Jahresvergleich sogar um 126,7 Prozent auf 34 gestiegen. Die meisten davon befinden sich laut BCS in Großstädten oder in deren unmittelbarem Umfeld.

Das gilt aber auch für das Carsharing insgesamt – also auch inklusive den stationsbasierten Angeboten. Laut BCS gibt es in 99 Prozent aller deutschen Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern entsprechende Möglichkeiten. Die Verfügbarkeit der Mobilitätsform ändert sich aber, je kleiner die Kommune wird. Immerhin noch knapp jede zweite Stadt (49 %) mit bis zu 50.000 Einwohnern hat ein Carsharing-Angebot. Von den Orten mit weniger als 20.000 Bewohnern sind es nur noch fünf Prozent.

Auch bei den größten Carsharing-Anbietern Deutschlands liegen mit Share Now und Miles Mobility zwei Free-Floating-Anbieter an der Spitze, die vor allem in großen Städten vertreten sind. Zu den genauen Flottengrößen machte der BCS keine Angabe. Folgende Tabelle zeigt, welche zehn Unternehmen dem Verband zufolge hierzulande aktuell die größten Flotten betreiben:

Immer stärker wächst im Carsharing der Anteil von elektrifizierten Autos in den Flotten. 2021 war fast jedes vierte Carsharing-Auto ein reines Elektroauto oder ein Plug-in-Hybrid (23,3 %, 2020: 18,5 %). „Carsharing ist bei der Antriebswende massiv voraus. Das wird auch so weitergehen“, so Nehrke.

Allerdings brauche es dafür bessere Rahmenbedingungen. Zum einen forderte der Verbandsgeschäftsführer mehr politische Unterstützung bei der Suche nach passenden öffentlichen Stellplätzen. Das betrifft vor allem stationsbasierte Anbieter. Für die 14.300 Fahrzeuge, die auf diesem Weg in Deutschland angeboten werden, gäbe es aktuell nur 2.600 öffentliche Stellplätze. Auch bei den Parkgebühren sollte die Politik die Unternehmen besser unterstützen, merkte Michael Fischer an.

Außerdem machten sich beide für eine Änderung der Förderrichtlinie für öffentliche Ladeinfrastruktur stark. Nur wenn auch für Carsharing-Fahrzeuge genügend Ladepunkte zur Verfügung stehen, könnten die Flotten weiter elektrifiziert werden, so die Meinung von Nehrke und Fischer.

Lieferengpässe als „Riesenproblem“

Zu schaffen machte der Branche zuletzt auch das knappe Angebot an Fahrzeugen. Bekanntermaßen gibt es bei fast allen Herstellern Lieferengpässe wegen fehlender Materialien. Das trifft auch die Carsharing-Anbieter. Nehrke sprach von „Riesenproblem“. Gebrauchtwagen seien indes wohl keine Alternative. „Carsharing-Kunden haben gewisse Ansprüche an die Fahrzeuge. Ähnlich wie bei Vermietungen. Deswegen glaube ich nicht, dass Gebrauchtwagen eine große Rolle spielen werden“, erklärte Nehrke.

Wie rentabel das Geschäft der insgesamt 243 Carsharing-Anbieter in Deutschland in der Breite ist, vermochte weder Nehrke noch Fischer zu sagen. Der BCS-Geschäftsführer erklärte aber: „Niemand verdient mit Carsharing große Mengen an Geld. Aber in Deutschland haben es viele Anbieter schon hinbekommen, zumindest wirtschaftlich zu sein. Und dafür werden wir in vielen Ländern bewundert.“

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