Diese Kleinen machten Seat groß

Autor / Redakteur: sp-x / Jakob Schreiner

Es sind die kleinen Helden, – vom Pelotilla bis zum Ibiza – die Seat großgemacht haben. Was 1957 mit dem Nachbau pragmatischer Fiat-Minis begann, entwickelte sich ab den 1970er Jahren zu einem genialen Portfolio kreativer Cityflitzer, die ganz Europa eroberten.

Anbieter zum Thema

Der Seat Ibiza SXL wurde ab 1987 gebaut.
Der Seat Ibiza SXL wurde ab 1987 gebaut.
(Bild: Seat)

Seit fünf Generationen und in über fünf Millionen Einheiten sorgt der Seat Ibiza inzwischen für die iberischen Momente auf Europas Straßen. Allerdings war dieser flotte Spanier nicht der erste Seat, der es zum Exporterfolg brachte. Dieses Kunststück gelang bereits einer Kopie, dem seit 1957 in Fiat-Lizenz gebauten Seat 600.

Nachdem der vom Volksmund liebevoll Pelotilla („Bällchen“) genannte rundliche Heckmotor-Zwerg die Massenmotorisierung bewältigt hatte, wurde er mit Fiat-Logos in rund 20 Länder verschifft. Der erste Seat, der unter eigenem Namen in Deutschland debütierte, faszinierte die Fachwelt auf der Frankfurter IAA 1977 im extravaganten Coupékleid als 1200 Sport Bocanegra.

Bildergalerie
Bildergalerie mit 12 Bildern

Auch den sieben Jahre später lancierten Ibiza verband Essentielles mit Deutschland. Geradezu stolz prangte auf dem Motor der Schriftzug „System Porsche“ und Karosseriespezialist Karmann war Kooperationspartner für die Entwicklung von Fahrgastzelle und Fertigungswerkzeuge des designierten Bestsellers. Tatsächlich trug der Erfolg des Ibiza entscheidend dazu bei, dass Seat wenig später den Weg unter das Dach von Volkswagen fand.

Viertürige Limousinen mit miniaturhaften 3,29 Meter Länge, diese Kunst des Karosseriebaus beherrschten bis dahin nur japanische Kei-Car-Spezialisten. Seat popularisierte die Idee des bequemen Fondeinstiegs in Europa gleich durch eine ganze Palettte solcher Familien-Minis, die auf dem Heimatmarkt auch als City-Taxis taugten. Auf den 600 D Sedan folgten deshalb Seat 800, 850 und schließlich der Seat 127 als erster spanischer Millionenerfolg.

Von Fiat getrennt, von VW gerettet

Für mehr Klasse und Rasse sorgten aufregende Coupés und Cabrios von der Costa del Maresme. So kündeten die eigenständigen Modelle 750 Sport und 600 Milton Spider von der Kreativität der Designer in den Seat-Studios. Allerdings blieb es dabei, dass Fiat-Lizenzen wie 850 Coupé und Spider auf größere Stückzahlen kamen.

Ende der 1970er Jahre verfügte fast jeder zweite spanische Haushalt über ein Auto und die Hälfte zeigte das Seat-Signet. Als Kleinwagenspezialist übernahm Seat das Werk des Konkurrenten Authi und stieg anschließend mit fast einer Milliarde Dollar Umsatz zum achtgrößten europäischen Automobilhersteller auf. Ebenso überraschend wie in manchen scheinbar glücklichen Ehen kam es 1980 zur Trennung von Fiat. Seat stürzte in eine schwere Krise, war man doch gezwungen in kürzester Zeit eine komplett eigenständige Produktpalette aufzubauen und für die Entwicklung im Exportgeschäft einen Partner zu finden.

Zum Retter in der Not wurde der Volkswagen-Konzern, der mit dem Autobauer aus Barcelona kooperierte bis es 1990 zur Übernahme kam. Natürlich war es ein Kleinwagen, der Seats Wiederaufstieg aus der Asche ermöglichte. Giorgetto Giugiaro, der Designer des Golf, zeichnete den Ibiza, der ab 1984 zum wichtigsten Standbein des Unternehmens wurde.

(ID:44814471)