Standheizung E-Auto jetzt mit Diesel heizen

Heizen mit Strom kostet Reichweite. Deshalb hat Webasto eine dieselbetriebene Luftheizung mit einem Tank ergänzt, damit sie in E-Autos verwendet werden kann. Pkw sind aber nicht die eigentliche Zielgruppe.

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Heizgerät und Dieseltank des Range-Plus-Systems von Webasto werden am Unterboden platziert.
Heizgerät und Dieseltank des Range-Plus-Systems von Webasto werden am Unterboden platziert.
(Bild: Webasto)

Die Fahrzeugheizung ist einer der größten Energiefresser bei Elektrofahrzeugen. Bei kalten Außentemperaturen kann die Reichweite mit einer Batterieladung um bis zu 35 Prozent sinken. Besonders signifikant ist das bei Fahrten im Kurzstreckenbetrieb mit vielen Stopps, während deren das Fahrzeug immer wieder auskühlt.

Fehlende Wärme im Auto ist aber mehr als nur ein Komfortmangel. Insbesondere bei gewerblichem Einsatz, wenn das Fahrzeug also auch Arbeitsplatz ist, gelten besondere Regeln. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (DGUV) schreibt in ihrer Information 215-530, „Klima im Fahrzeug“ dazu: „Im Winter muss es möglich sein, in normaler Kleidung zu fahren. Dicke Jacken, Handschuhe und Schals können die Fahrtätigkeit beeinträchtigen und die Wirksamkeit des Sicherheitsgurtes reduzieren.“

Wenn Fahrzeuge Arbeitsplätze sind

Diese Regel betrifft beispielsweise Kleinbusse für die Personenbeförderung, aber auch Einsatzfahrzeuge sowie Transporter, die gleichzeitig Arbeitsplatz für Paketzusteller oder Servicetechniker sind.

Weil letztlich nur chemische Kraftstoffe genügend Energiedichte für einen längeren Heizbetrieb ohne Reichweitenverlust bieten, hat sich der Klimatisierungsspezialist Webasto entschieden, eines seiner Heizgeräte für den Einsatz im E-Auto zu modifizieren. Mit der Nachrüstung des sogenannten Range-Plus-Systems – einer dieselbetriebenen Luftheizung Air Top 2000 STC zuzüglich Tank – wird die im Fahrzeug vorhandene strombetriebene Heizung wesentlich entlastet.

Als erste Anwendung bringt Webasto nun ein Nachrüstkit für den Mercedes-Benz E-Vito/EQV auf den Markt. Bei genügend Nachfrage sollen weitere Modelle folgen – auch für Lkw mit 24-Volt-Bordspannung. Das Heizgerät wird dabei zwischen Vorder- und Hinterachse montiert. Bei einem Verbrenner würde hier die Abgasanlage sitzen.

Karosseriedurchbruch für den Tankstutzen

Die Komponenten der Luftheizung Range Plus von Webasto.
Die Komponenten der Luftheizung Range Plus von Webasto.
(Bild: Webasto)

Für den Tankeinfüllstutzen erfolgt ein Seitenwanddurchbruch an der Stelle, an der für die Camper-Ausführung „Marco Polo“ des Mercedes-Benz Vito der Trinkwasser- und der Landstromanschluss vorgesehen sind. So kommt der Tankdeckel der Schiebetür nicht in den Weg. Getankt werden kann Diesel oder – wenn verfügbar – hydriertes Pflanzenöl (HVO). Der Tank fasst acht Liter Kraftstoff, was bei Volllast für eine Heizzeit von circa 40 Stunden ausreichen soll – je nach Wetter, Wohlfühltemperatur und Fahrzeugeinsatz auch länger. Die Bedienung erfolgt über die Thermoconnect-App oder ein im Fahrzeug angebrachtes Bedienteil.

Der Einbau lässt sich bei einer der rund 1.000 zertifizierten Webasto-Partnerwerkstätten in Deutschland erledigen. Er dauert nach Unternehmensangaben etwa zehn Stunden und kostet inklusive aller Teile rund 3.200 Euro (inklusive Mehrwertsteuer). Die Applikation wurde nach § 21 der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) durch einen Sachverständigen einer Prüforganisation abgenommen. Auf Basis dieses Mustergutachtens erfolgt für jede Nachrüstung eine einfache Endabnahme durch eine Prüforganisation mit technischem Dienst.

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