Liqui Moly Ernst Prost sagt Adieu

Von Steffen Dominsky

Beim Ulmer Additiv- und Schmierstoffspezialisten endet eine Ära: Nach mehr als 30 Jahren geht der Geschäftsführer mit 65 Jahren in den Ruhestand. Er war zuletzt weit über die Mineralölbranche hinaus bekannt.

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Am 22.2.2022 hat sich Liqui-Moly-Geschäftsführer Ernst Prost in den Ruhestand verabschiedet.
Am 22.2.2022 hat sich Liqui-Moly-Geschäftsführer Ernst Prost in den Ruhestand verabschiedet.
(Bild: Liqui Moly)

Nach mehr als drei Jahrzehnten im Dienste des deutschen Motorölproduzenten Liqui Moly geht Geschäftsführer Ernst Prost nun in Rente. „Das Feld ist bestellt. Aber in den vergangenen 31 Jahren haben wir die Firma und die Branche kräftig umgepflügt“, blickt Ernst Prost zurück. „Wir“, das sind Ernst Prost und Günter Hiermaier. Am 1. Oktober 1990 wechselten sie gemeinsam von Sonax zum damals noch kleinen Unternehmen in Ulm. Ernst Prost begann als Leiter Marketing und Vertrieb, und Günter Hiermaier war als Verkaufsleiter Fachhandel Deutschland angestellt. „Vor über 30 Jahren war er mein Lehrling – so hießen Auszubildende damals“, sagt Ernst Prost. „Uns gab es nur im Zweierpack“, erinnert sich der scheidende Geschäftsführer.

Nun gehen beide beruflich getrennte Wege. Günter Hiermaier, seit 2018 zweiter Geschäftsführer, wird die Geschicke von Liqui Moly ab jetzt allein leiten. „Die Perlenhochzeit haben wir noch mitgenommen. Aber nun ist definitiv Schluss für mich“, bekräftigt Ernst Prost. „Die vergangenen 30 Jahre sind wie Perlen auf einer Kette aneinandergereiht. Jedes für sich ist ein kostbarer Schatz meines Lebensweges.“ Ernst Prost krempelte mit seiner Mannschaft Liqui Moly gehörig um und formte aus dem kleinen Additivunternehmen die beliebteste Motorölmarke Deutschlands, die in 150 Ländern aktiv ist. Umgerechnet rund 15 Millionen Euro Umsatz verbuchte das Unternehmen 1990 mit 118 Beschäftigten. Ende 2021 waren es 733 Millionen Euro und 1.008 „Mitunternehmer“, wie Prost seine Mannschaft nennt.

Groß gemacht und 2017 verkauft

Bis 1998 kaufte der gelernte Kfz-Mechaniker Ernst Prost schrittweise Unternehmensanteile von der Gründerfamilie und wurde geschäftsführender Gesellschafter. Das Unternehmen rettete er so vor dem Aus und sicherte Dutzende Arbeitsplätze. Der Einstieg ins Motorölgeschäft brachte den entscheidenden Wachstumsschub. „Eigentlich war es Wahnsinn, in dieses Business einzusteigen. Plötzlich bist du als kleiner Fisch im Haifischbecken – in Konkurrenz mit den größten Unternehmen der Welt“, berichtet Ernst Prost von seiner damaligen Entscheidung, das reine Additivgeschäft auf breitere Beine zu stellen. 2006 wurden die Mineralölwerke Meguin in Saarlouis zur hundertprozentigen Tochter. Das markierte den endgültigen Schritt zum unabhängigen Motorölhersteller. 2017 verkaufte Ernst Prost seine Anteile an die Würth-Gruppe, blieb aber angestellter Geschäftsführer.

Und er war das Gesicht der Marke. Anfangs beschränkte sich die Popularität des charismatischen Geschäftsführers auf die Branche. Aber auch das sollte sich ändern: Auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise 2010 entschloss Ernst Prost sich für die erste TV-Werbung in der Unternehmensgeschichte. Mit dem selbst konzipierten Spot gewann er nicht nur die Herzen der Öffentlichkeit über die Grenzen Deutschlands hinaus, sondern auch den renommierten Werbepreis Effie in Silber in der Kategorie Automotive. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen folgten, unter anderem für seine soziale Verantwortung und seine Art der Unternehmensführung. Bis zum Schluss blieb er seiner Linie treu und verzichtete auch während der harten Coronazeit auf staatliche Zuschüsse und Kurzarbeit. Er stellte sogar Leute ein und steuerte mit millionenschweren Investitionen – aus Bordmitteln, wie er sagt – gegen die Krise.

Dauergast in den Talkshows

Nicht nur für „seine Liqui Moly“ und die Mitunternehmer bezog Prost Stellung, sondern beispielsweise auch gegen die Dominanz der Finanzindustrie sowie für höhere Steuern für Reiche und für Mindestlöhne. Das Interesse der Medien war geweckt und ist bis heute geblieben. Davon zeugen Interviews in Printpublikationen, Hörfunk und Fernsehen. Laut „Spiegel“ war Ernst Prost 2011 sogar „der Unternehmer mit den meisten Auftritten in deutschen Talkshows“. Und weil der Unternehmer Ernst Prost nicht nur ein Mann der Worte, sondern der Taten ist, gründete er insgesamt drei gemeinnützige Stiftungen mit seinem Privatvermögen.

Ernst Prost: „Es waren harte, aber erfüllende Jahre. Arbeit ist mein Lebenselixier und Liqui Moly mein Lebenswerk. Das weiß ich bei meinem Freund Günter Hiermaier und dessen Mannschaft in den besten Händen. Das Leben ist endlich. Und deshalb sehe ich endlich einem Lebensabschnitt entgegen, der nicht mehr minutiös durchgetaktet und fremdbestimmt ist, sondern Freiheit bietet.“

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