Volvo C40 Erstes reines E-Modell kommt als veganes Kraftpaket

Von Julia Mauritz

Mit seinem Elektroauto Nummer zwei setzt Volvo erneut ein Ausrufezeichen: Das coupéhafte Crossover leistet 408 PS, beschleunigt in weniger als fünf Sekunden von 0 auf 100 km/h und hat gut 70 ehemalige PET-Flaschen statt Leder an Bord. Trotzdem gibt es Punktabzug.

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Der Volvo C40 Recharge Pure Electric ist Volvos erstes Modell, das nur rein elektrisch erhältlich ist.
Der Volvo C40 Recharge Pure Electric ist Volvos erstes Modell, das nur rein elektrisch erhältlich ist.
(Bild: Mauritz/»kfz-betrieb«)

Als Crossover bezeichnen Hersteller gern all jene Modelle, die nicht in eine klassische Segmentschublade passen. Das gilt auch für Volvos zweites Elektroauto, den C40 Recharge Pure Electric mit seiner ausgeprägt coupéhaften Dachlinie. Anders als das technisch identische Schwestermodell XC40, das es auch als Verbrenner und Plug-in-Hybridvariante gibt, ist der C40 nur als Stromer erhältlich. Die Preise starten bei 62.050 Euro.

Dieser hohe Einstiegspreis erklärt sich dadurch, dass Volvo auch bei seinen Stromern seiner bisherigen Modellstrategie treu bleibt: Im ersten Modelljahr gibt es die Neuwagen in der PS-starken Topversion, die Einstiegsversionen folgen erst später. Für den 4,4 Meter langen C40 heißt das: Er ist im Modelljahr 2022 nur mit Allradantrieb erhältlich. Zwei Permanent-Synchronmotoren leisten in Summe 300 kW/408 PS bei einem Drehmoment von 660 Nm. Den Sprint von 0 auf 100 km/h meistert das elektrische Crossover damit in 4,7 Sekunden.

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Mit der im Fahrzeugboden verbauten 78-kWh-Hochvoltbatterie stellt Volvo im kombinierten WLTP-Modus eine maximale Reichweite von 440 Kilometern in Aussicht. Wer nur in der Stadt unterwegs ist, soll sogar bis zu 578 Kilometer schaffen, bevor das Auto wieder an eine Ladesäule muss. Bei kälteren Temperaturen sorgt die serienmäßig eingebaute Wärmepumpe für einige zusätzliche Kilometer Reichweite. An einem Schnelllader mit 150 kW braucht das Modell Volvo-Angaben zufolge dann knapp 40 Minuten, um von 0 auf 80 Prozent zu laden. Wer 100 Kilometer Reichweite braucht, um nach Hause zu kommen, muss an einer Gleichstrom-Ladesäule gerade einmal zehn Minuten verweilen.

Weder der vollelektrische Volvo XC40 noch der Polestar 2 sind Stromsparmeister. Der C40 macht da mit einem Stromverbrauch von 20,9 kWh pro 100 Kilometer (WLTP) auch keine Ausnahme, wenngleich die Aerodynamik den Wert im Vergleich zum SUV XC40 minimal verbessert. Nach einer knapp 100 Kilometer langen Testfahrt mit dem C40 – mit langen Stadtfahrtpassagen und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 47 km/h – vermeldete der Bordcomputer einen Verbrauch von rund 23 kWh.

180 km/h Höchstgeschwindigkeit

Dafür ist das Fahrvergnügen im C40 garantiert. Auf einen Startknopf hat Volvo verzichtet. Es reicht, auf das Bremspedal zu treten und den Vorwärtsgang einzulegen, und schon bringt das einstufiges Getriebe den Stromer kraftvoll, ruckelfrei und schön leise in Fahrt. Die 180 km/h Höchstgeschwindigkeit sind beim Stromer dabei mehr als genug. An den Ein-Pedal-Modus hat man sich schon nach wenigen Metern gewöhnt. Der C40 liegt stabil auf der Straße und meistert auch kurvige Passagen und Unebenheiten souverän. Einen Abzug in der B-Note gibt es allerdings, wenn es um die Übersichtlichkeit geht. Der Blick nach hinten ist so eingeschränkt, dass man nicht sicher rangieren kann. Schlimm ist das aber nicht, weil das serienmäßig verbaute 360-Grad-Kamerasystem für den nötigen Rundumblick aus der Vogelperspektive sorgt.

Das Raumgefühl im Innenraum ist dank des riesigen Panoramadachs trotz des abfallenden Dachs recht großzügig. Allerdings dürften das Erwachsene anders sehen, die über 1,80 Meter groß sind und im Fond des Fahrzeugs Platz nehmen. Und auch wenn das Modell offiziell für fünf Personen ausgelegt ist, schmälert der breite Mitteltunnel im Fond den Sitzkomfort der Person, die auf der Rückbank den Mittelplatz einnimmt, doch erheblich.

Insgesamt macht das Interieur des C40 einen recht hochwertigen Eindruck – trotz der Tatsache, dass im Vergleich zu Premiumverbrennern mehr Hartplastik verbaut ist. Außergewöhnlich ist, dass sich die Karosseriefarbe auch im Innenraum wiederfindet: bei der Türverkleidung, als Teppichfarbe und in der Mittelkonsole. Im Falle einer knalligen Lackierung ist das Geschmacksache. Begrüßenswert mit Blick auf die Nachhaltigkeit ist, dass Volvo im C40 komplett auf Leder verzichtet und stattdessen auf Materialien mit einem hohen Recyclinganteil setzt. So besteht der Teppich zu 100 Prozent aus wiederaufbereiten PET-Flaschen. Pro Fahrzeug verhilft der Hersteller gut 70 ehemaligen Ein-Liter-Flaschen zu einer neuen, sinnvollen Nutzung – der Qualitätsanmutung schadet das nicht.

Google-basiertes Infotainmentsystem

Während die leise Geräuschkulisse beim Fahren eine Erholung für die Ohren ist, entspannt der puristische Innenraum die Augen: Volvo-typisch sind die Bedienelemente auf ein Minimum beschränkt. Alle wichtigen Funktionen lassen sich über das zentrale, neun Zoll große Touchscreen im Tablet-Format regeln. Im Vergleich zu anderen Herstellern ist Volvo in puncto Konnektivität mit seinem Android-Auto-Infotainmentsystem ganz vorne mit dabei – dieses hat der Hersteller gemeinsam mit Google entwickelt. Sowohl Google Assistant als auch Google Maps und der Google Play Store sind in das System integriert. Das auf Google Maps basierende Navi beispielsweise zeigt bei der Eingabe eines Ziels gleich auch den dann erwarteten Ladezustand an. Schrittweise ausbauen will Volvo die Zahl der Apps von Drittanbietern, die bereits in das Infotainmentsystem integriert sind, wie Spotify.

Großgeschrieben wird bei Volvo neben der Konnektivität auch die Sicherheit – passiv wie aktiv: Die ganze Armada an aktiven Sicherheitssystemen ist beim C40 bereits serienmäßig mit an Bord, sprich solche, die die Geschehnisse rund um das Fahrzeug überwachen und die dazu dienen, Kollisionen zu verhindern bzw. die Folgen abzumildern. Das Gleiche gilt für die Komfortfunktionen – von der Klimaautomatik samt Luftqualitätssystem über einen Regensensor bis hin zur Lenkrad- und Sitzheizung vorne. Anders als in der Vergangenheit setzt Volvo mit Blick auf die Produktionseffizienz jetzt auf vorkonfigurierte Fahrzeuge mit ganz wenigen Zusatzoptionen. Im Fall der C40-Topversion kommen als Extras nur noch bestimmte Lackierungen, Sitzbezüge in einem Lederimitat, abgedunkelte Scheiben und eine Anhängerkupplung als kostenpflichtige Extras dazu.

Einstiegsversion kommt in Sommer

C40-Käufer, die zugunsten eines geringeren Preises auf einen Allradantrieb verzichten können und sich mit gut 200 PS Leistung begnügen, müssen sich noch ein paar Monate gedulden: Im Sommer kommt mit dem Modelljahr 2023 der C40 Recharge Pure Electric mit Frontantrieb auf den Markt. Der Einstiegspreis sinkt dann auf 45.280 Euro. Anders als ursprünglich geplant können die Kunden den Stromer zumindest noch in diesem Jahr nicht nur online kaufen, sondern auch über ihren Volvo-Händler. Dabei ist jedoch Geduld angesagt: Wie bei vielen anderen Stromern auch ist aktuell mit Lieferzeiten von gut 20 Wochen zu rechnen.

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