Fachkräftemangel fordert die Branche

Autor / Redakteur: Stephan Richter / Dipl.-Päd. Gerd Steiler

In den Fokus des 3. Mitteldeutschen Autotags haben die ostdeutschen Landesverbände den demografischen Wandel gerückt. Die Aussichten sind durchaus beunruhigend.

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3. Mitteldeutscher Autotag in Leipzig: Die teilnehmenden Händler verfolgen mit Spannung das Treiben auf dem Podium.
3. Mitteldeutscher Autotag in Leipzig: Die teilnehmenden Händler verfolgen mit Spannung das Treiben auf dem Podium.
(Foto: Zietz)

Die Kfz-Landesverbände Berlin-Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben auf dem 3. Mitteldeutschen Autotag in Leipzig die Themen Schadenmanagement, Kundenbíndung sowie Fachkräftemangel diskutiert. Fünf Referenten beleuchteten die Schwerpunkte mit Praxisrelevanz in ihren Vorträgen.

Der Fachkräftemangel hängt unmittelbar mit dem demografischen Wandel der deutschen Gesellschaft zusammen. Dessen Folgen erläuterte Prof. Jutta Rump vom Institut für Beschäftigung und Employability in Ludwigshafen: „Bis zum Jahr 2030 fehlen uns in Deutschland aufgrund zurückgehender Geburtenraten und geringer Zuwanderung rund sechseinhalb Millionen Fachkräfte. Das sind 15 Prozent des Arbeitsmarkts. Diese Entwicklung wird nicht nur einen personellen Engpass in bestimmten Berufen mit sich bringen, sondern die gesamte Arbeitswelt betreffen.“

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Nachwuchsklemme droht

Die ersten konkreten Vorboten der drohenden Nachwuchsklemme würden die Autohändler schon bald zu spüren bekommen, ist sich Rump sicher: „Sie werden Probleme haben, Stellen zu besetzen, die Bewerbungerqualität wird sinken, und auch das Thema Nachfolgeregelung wird schwieriger werden“, prognostiozierte Rump.

Deshalb müsse sich jeder Händler schon jetzt eine Strategie zurechtlegen, um die Mitarbeiter kontinuierlich weiterzubilden, sie zu motivieren und die Ausbildung der Lehrlinge zu intensivieren. Nur so sei deren „Jobfitness“ langfristig zu sichern. Hierbei sei auch zu bedenken, dass es bei den verschiedenen Generationen von Arbeitnehmern auch unterschiedliche Interessen und Werte gebe, die ein Autohaus bei seiner Planung beachten müsse: „Die Generation ab 1995 wächst mit vielen Optionen auf. Hier muss in den Unternehmen ein Perspektivenwechsel stattfinden, um diese jungen Menschen zu halten“, sagte Rump.

Kfz-Branche nimmt Ausbildung ernst

Prof. Georg Spöttl vom Institut für Technik und Bildung in Bremen sprach ebenfalls über den Fachkräftemangel und stellte die Ergebnisse der ZDK-Fachkräfte-Studie „Entwicklung von Arbeit und Qualifikation im Sektor Kfz-Service, Reparatur und Handel bis 2020“ vor.

Einer darin enthaltenen Umfrage zufolge sehen die meisten Autohändler in der verstärkten Ausbildung von Servicetechnikern den besten Weg, sich zukunftssicher aufzustellen. Grundsätzlich sieht Spöttl die Kfz-Branche aber gut vorbereitet: „Jedes Jahr starten 18.000 neue Auszubildende in kaufmännischen und technischen Autoberufe. Die Ausbildungsquote liegt bei 18 Prozent und ist drei Mal so hoch wie der branchenübergreifende Bundesdurchschnitt. Die Autohäuser sollten ihre Ausbildungsanstrengungen auf diesem Niveau beibehalten“, riet Spöttl.

Junge Kunden im Visier

Car-Garantie-Vorstand Axel Berger erläuterte in seinem Vortrag „Junge Autofahrer – wie man sie gewinnt und an das Autohaus bindet“, wie wichtig es für ein Autohaus sei, gerade den jüngeren Kunden auf Augenhöhe zu begegnen. „Auch wenn die 17-Jährigen oft mit ihren Eltern zum Autokauf kommen, entscheiden sie doch am Ende selbst, welches Fahrzeug sie bei welchem Händler kaufen“, so Berger. Deshalb sollten Autohäuser ihre gesamten Prozesse auf diese Zielgruppe ausdehnen – gleichermaßen im Service wie im Vertrieb.

Elmar Fuchs, Geschäftsführer des Bundesverbands freiberuflicher Kfz-Sachverständiger (BVSK), gab den Teilnehmern „Aktuelles aus dem Schadenersatzrecht“ mit auf den Weg und ging ebenfalls auf den demografischen Wandel ein: „Die zurückgehende Geburtenrate senkt auch die Unfallschäden – das merken die Werkstätten schon jetzt deutlicher als das aggressive Schadenmanagementverhalten der Versicherer.“ Zudem stellten Fahrzeugreparatur und Karosseriearbeiten immer höhere Anforderungen an die Servicemitarbeiter. „Derzeit findet eine Revolution der Reparaturtechniken statt. Die verbaute Technik wird immer mehr und komplexer – das sorgt für sinkende Umsätze in den Betrieben.“

Probleme erkennen und schnell reagieren

Werner Küstenmacher – Publizist, Karikaturist und Autor – sorgte in seinem kurzweiligen Vortrag „Simplify your life – einfacher und glücklicher leben“ für einige Denkanstöße: „Wenn Sie in einer schwierigen Situation stecken, dann suchen Sie die erstbeste Lücke und diskutieren nicht lange über denkbare Auswege. Wir brauchen Krisen, um uns die richtigen Problemlösungsfähigkeiten für die Zukunft anzueignen“, lautete einer seiner Hinweise.

Markus Große, Mitorganisator und Hauptgeschäftsführer des Kfz-Landesverbands Sachsen, äußerte sich zufrieden über die Veranstaltung: „Die Resonanz der Händler war sehr gut und, wir freuen uns schon auf den 4. Mitteldeutschen Autotag, der 2015 stattfinden soll.“

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