Ferrari Mondial: Partylöwe mit brüllendem V8-Motor
Der Ferrari Mondial genießt keinen sonderlich guten Ruf – vielleicht weil er simpel zu fahren und recht günstig ist. Doch in puncto Sound muss sich der Edelitaliener hinter den ganz Großen aus Maranello nicht verstecken.
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Welchen Einfluss das liebe Geld mal wieder hat: Selbst Autofans lassen sich bei der Wahl ihres Wunsch-Oldies häufig nicht nur vom eigenen Geschmack leiten, sondern schielen mit einem Auge auf dessen potenzielle Wertentwicklung. Wie wäre es dann mit einem Ferrari Mondial? Wer die einschlägigen Autobörsen studiert, findet schon ordentliche Exemplare für deutlich weniger als 40.000 Euro. Dabei muss man natürlich beachten, dass die Unterhaltskosten andere sind als beim VW Polo – auch ein Mondial verlangt wie jeder ordentliche Ferrari nach häufigen Zahnriemenwechseln.
Immerhin beschwören die Profis, dass dieser bei der hier besprochenen 3,2-Liter-Version auch ohne den Ausbau des Motors gelingen kann. Und selbst wenn nicht – man reißt ja keine 40.000 Kilometer im Jahr mit dem Garagen-Goldstückchen herunter. Mondial also, aber welcher soll es werden? Lieber einen ganz frühen mit beschaulichen 214 Rössern, oder doch ein spätes Rennpferd mit satten 300 PS erwerben? Unser Testexemplar ist ein verspätet zugelassenes Coupé aus der Serie, die zwischen den Jahren 1985 und 1989 die Werkshallen verließ.
Der rote Sportler, den so mancher Markenfan für optisch unproportioniert hält, steht mit 199 kW/270 PS ordentlich im Futter und erweckt somit die Hoffnung, etwaige Dienstwagen-TDI trotz Youngtimer-Daseins hinter sich zu lassen auf der schnellen Piste. Mit einer Werksangabe von rund siebeneinhalb Sekunden mutet der Hersteller reichlich tiefstapelnd an. Denn dem Gebaren nach zu urteilen, bewegt sich der Sportler mit dem quer eingebauten Mittelmotor deutlich bissiger voran. Das liegt vor allem am Naturell des quirligen Achtzylinders. Dass der rote Bereich des Drehzahlmessers erst bei 8.000 Umdrehungen beginnt, darf getrost als Einladung verstanden werden.
Aber bitte erst ausgiebig warmfahren – wer nach diesem Prinzip vorgeht, hat definitiv länger etwas von dem Spaß. Und eine Spaßmaschine ist der Mondial wirklich. Sobald das Öl die richtige Temperatur hat und man dem Vierventiler freien Lauf lässt, startet die Party. Dann ist es, als ob eine höhere Instanz die Anzeigenadel der rechten Skala gen Endmarkierung saugen würde. Aber nein, es waren schon die Ingenieure aus Maranello, die mit ihrer berühmten Dino-V8-Motorenserie aus den Sechzigern ein herrliches Produkt geschaffen haben. Seitdem sind die Triebwerke immer wieder verbessert worden.
Er klingt nach Ferrari
Wenn der 3,2-Liter in Aktion tritt, bebt und vibriert er die Mundwinkel des Fahrers in eine einzige Richtung: nach oben. Dabei ist der Mondial noch nicht einmal sonderlich krawallig. Er tönt eher zurückhaltend, wenn man mit moderaten Drehzahlen durch die City tourt. Oben heraus wird der Achtzylinder kehlig und lautstark, klingt also gut und teuer – kurzum nach Ferrari. Dabei genießt man innen durchaus so etwas wie Sitzkomfort, die schwarzen Lederstühle unseres Probeexemplares fühlen sich anschmiegsam und weich an, irgendwie alles andere als sportwagenmäßig stramm.
Das Raumgefühl geht in Ordnung, und man kann sogar hinten Platz nehmen, wenngleich die knapp bemessene Beinfreiheit eher etwas für Kinder ist. Immerhin, der Mondial war der einzige kleine Ferrari seiner Zeit mit vier Sitzplätzen und ideal für Kunden, denen die zwölfzylindrige 400er-Serie finanziell dann doch eine Nummer zu groß war. Die Architektur ist ansehnlich mit einer Mischung aus Pragmatismus und Sportler-Attitüde. Auf der einen Seite die dürren Lenksäulen-Hebelchen sowie Pedale aus dem Fiat-Regal, andererseits der rassig wirkende, eng skalierte Tacho mit optimistischer 280 km/h-Markierung. Der Athlet steht immerhin mit 250 km/h Vmax in den Papieren.
Ein Auto zum Zupacken
Auch wenn das Leder auf dem Armaturenbrett etwas dürftig ausfällt – die herrliche offene Schaltkulisse mit Chromblende entschädigt für fast alles. Außerdem lässt sich der griffige Schalthebel geschmeidig durch die Gassen führen, sofern sämtliche Schmierstoffe warmgefahren wurden. Dennoch ist der Achtzylinder ein Auto für stramme Kerle oder Frauen, die zuzupacken wissen. Die Kupplung geht arttypisch schwergängig, und am servofreien Lenkrad will ordentlich gezerrt werden, damit der 1,4-Tonner um die Ecke wischt. Das macht er gemessen an Oldtimer-Maßstäben ziemlich behände, auch wenn man einen 27 Jahre alten fahrbaren Untersatz eigentlich nicht ans Limit bringen will. Ein bisschen Drehzahl kann er aber ohne Probleme vertragen und dabei so manchem Neuwagen auf der linken Spur die Rücklichter zeigen.
So schließt sich der Kreis, wir sind wieder beim drehmomentstarken Dienstwagen-TDI auf der Autobahn angekommen. Doch selbst wenn er dem Mondial an der Stoßstange kleben kann, die Blicke der übrigen Verkehrsteilnehmer schnappt ihm der rote Italiener weg. Und für den derzeitigen Kurs ist der charaktervolle Ferrari definitiv eine gute Investition. Fahrspaß inklusive.
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