Dekra/Ipsos-Studie Gebrauchtwagenkauf geht auch ohne Händler
Rund um den Globus wird der Gebrauchtwagenverkauf zunehmend digitaler. Wobei Europa im Vergleich zu China noch in den Kinderschuhen steckt. Dort kaufen vier von fünf Interessenten online, ohne persönlichen Kontakt zum Händler.
Anbieter zum Thema

Der Verkauf von Gebrauchtwagen wird zunehmend digitaler – und zwar rund um den Globus. Das Internet spielt eine entscheidende Rolle in Deutschland, Frankreich, den USA und China. Das ergab eine Studie der Prüforganisation Dekra und des Marktforschungsinstituts Ipsos. Allerdings gibt es ein Ost-West-Gefälle: In China ist die Digitalisierung des Gebrauchtwagenmarktes am weitesten fortgeschritten.
Dort bevorzugen 90 % der Gebrauchtwagenkäufer den digitalen Kontakt mit dem Händler. Auch in den USA (71 %), Frankreich (61 %) und Deutschland (60 %) tut das eine Mehrheit – doch in diesen Ländern spielt auch der persönliche Kontakt zum Händler noch eine nennenswerte Rolle (Deutschland 34 %, Frankreich 32 %, USA 27 %). In China bevorzugen hingegen nur 10 % der Befragten den persönlichen Kontakt.
Dass das Internet als Informationsquelle vor dem Gebrauchtwagenkauf genutzt wird, gehört in allen vier Ländern zum Standard. Während sich in Frankreich 75 %, in den USA 78 % und in Deutschland 79 % der Befragten online informieren, gibt es in China (97 %) fast niemanden, der das nicht tut.
Online-Marktplätze für Gebrauchtwagen werden in allen vier Ländern am häufigsten genutzt und von den Befragten als am relevantesten eingestuft (Deutschland 47 %, China 38 %, USA 30 %, Frankreich 27 %). Webseiten von Autohändlern liegen in Sachen Relevanz in den USA (17 %), Frankreich (17 %) und Deutschland (12 %) auf dem zweiten Rang, während in China spezielle Gebrauchtwagen-Apps am zweitwichtigsten sind (24 %).
Erstkontakt im Internet
Doch die Befragung zeigt, dass Digitalisierung auf internationaler Ebene weit mehr ist, als nur die Information über Gebrauchtwagen. Es geht auch um konkrete Verkäufe. Das zeigen die Antworten auf die Frage, wie Gebrauchtwagenbesitzer auf ihr aktuelles Fahrzeug aufmerksam geworden sind – also auf einen Gebrauchtwagen, den sie tatsächlich gekauft haben. Während in Frankreich (57 %), Deutschland (58 %) und den USA (60 %) schon jeweils deutlich über die Hälfte diesen ersten Kontakt mit dem Fahrzeug im Internet hatten, liegt der Wert in China sogar bei 89 %.
Sehr schnelle Antwort auf digitale Anfragen
Das könnte auch damit zu tun haben, wie schnell die Händler online auf Anfragen reagieren. Die Erwartungen der potenziellen Käufer sind jedenfalls groß: In China dulden 81 % der Befragten eine Antwortzeit von maximal zwei Stunden (ein Drittel hält 30 Minuten für angemessen); in den USA sind es 60 %, in Frankreich 47 % und in Deutschland 41 %.
Aber auch Kundenbewertungen spielen eine Rolle, ob es tatsächlich zu einem Kaufabschluss kommt oder nicht. Auch hier führt China wieder mit 73 %. Drei von vier Befragten lassen sich von Konsumenten- oder Käuferbewertungen beeinflussen. In Deutschland sagen das 37 % und in Frankreich 47 %. In den USA orientieren sich hingegen nur 25 % an den Meinungen anderer.
Soweit sich Gebrauchtwagenkäufer und -interessenten noch offline informieren, nutzen in Frankreich (50 %), den USA und Deutschland (beide 58 %) die meisten von ihnen den Händler als Anlaufstelle. In China spielen dagegen Gespräche mit Freunden, Kollegen oder Verwandten am häufigsten eine Rolle (76 %).
Der Preis ist nicht überall entscheidend
Wenn es darum geht, wo letztlich konkret gekauft wird, nennen die Befragten in China (47 %), den USA (43 %) und Frankreich (41 %) am häufigsten den Anschaffungspreis als Kriterium. In Deutschland ist der Preis nur das zweitwichtigste Kriterium (30 %) hinter der unkomplizierten Abwicklung des Kaufs.
Für die Online-Studie befragte Ipsos im Auftrag von Dekra im Mai und Juni 2021 in jedem der vier Länder rund 1.000 Personen, von denen die eine Hälfte innerhalb der letzten zwei Jahre einen Gebrauchtwagen gekauft hat und die andere Hälfte einen Gebrauchtwagenkauf in nächster Zeit erwägt.
(ID:47830868)