Gefahren: Ford Ecosport

Autor / Redakteur: sp-x / Dipl.-Päd. Gerd Steiler

VW Taigun, Audi Crosslane, Mercedes GLA – alle arbeiten derzeit an kleinen SUVs. Allerdings hat hierzulande bislang nur Opel mit dem Mokka einen Mini-Offroader am Start.

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Mini-Offroader sind in Mode: Mit dem neuen Ford Ecosport geht im kommenden Jahr ein echter Brasilianer an den Verkaufsstart.
Mini-Offroader sind in Mode: Mit dem neuen Ford Ecosport geht im kommenden Jahr ein echter Brasilianer an den Verkaufsstart.
(Foto: Ford)

Kurzarbeit, Werksschließungen, Kapazitätsanpassungen – gute Nachrichten gibt es bei Ford nicht viele in diesen Tagen. Denn auch die Kölner haben an der Kaufzurückhaltung vor allem im Süden des Kontinents schwer zu kauen. Doch haben sie ein Pfund in petto, mit dem sie besser wuchern können als mit dem Rotstift in der Fertigung: Jede Menge neuer Modelle, die in den nächsten Monaten für Leben in den Läden sorgen dürften. Eines davon ist der neue Ecosport, der sich derzeit fernab in Brasilien warmläuft.

Der kleine Kraxler zielt punktgenau ins boomende Segment der subkompkaten SUV und ist bei seinem Verkaufsstart im kommenden Jahr noch ziemlich allein auf weiter Flur. Von den deutschen Konkurrenten hat lediglich Opel mit dem Mokka ein entsprechendes Angebot, während VW, Mercedes und Audi noch an Design und Entwicklung arbeiten.

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Fiesta und B-Max liefern die Basis

Die technische Basis für den Offroad-Mini liefern Fiesta und B-Max, von denen Ford auch die Motoren übernehmen wird. Während es daheim in Brasilien zwei etwas angestaubte Vierzylinder-Benziner gibt, kommen bei uns moderne Benzin-Triebwerke zum Einsatz. Natürlich wird es den famosen Dreizylinder-Turbo mit 1,0-Liter Hubraum und seinen stolzen 125 PS geben. Angeboten wird selbstredend auch ein 1,5-Liter-Diesel. Zu haben ist der Ecosport zudem mit Allradantrieb, auch wenn den bei einem SUV für die Stadt eigentlich keiner braucht.

Fast genau wie der Opel Mokka misst der Ecosport 4,22 Meter und bietet innen deshalb ganz ähnliche Platzverhältnisse: Vorn sitzen auch große Erwachsene gut und hinten zumindest auf Kurzstrecken nicht wirklich schlecht. Auch der Kofferraum ist mit 362 Litern ganz ordentlich bemessen, zumal man die Rückbank umlegen und dann schon bis zur Fensterunterkante 705 Liter verstauen kann.

Offroader ohne Sportambition

Allerdings geht Ford beim Design eigene Wege: Klar, etwas mehr Bodenfreiheit, robuste Anbauteile und einen wuchtige Frontpartie mit einem Blechschutz für die Weichteile haben mittlerweile alle City-SUV. Aber das außen angeschlagene Ersatzrad ist eine stilistische Besonderheit, die den Ecosport zum echten Abenteurer stempelt. Zwar fehlt ihm daheim in Brasilien der Allradantrieb. Doch wird er diesem Anspruch bei der ersten Testfahrt in und um Sao Paulo durchaus gerecht: Schlaglöcher tief wie Mondkrater meistert er ebenso wie kniehohe Bodenwellen. Zudem erweist sich der Schmalspur-Geländewagen als ebenso wendig wie ein Stadtflitzer, nur dass man dank der höheren Sitzposition auch im dichtesten Gewühl den Überblick behält.

Vor den Toren der Stadt und auf der Schnellstraße entlang des Pinheiros dagegen lässt die Freude spürbar nach: Die Lenkung ist zwar ziemlich präzise, und der Federung werden die Ingenieure in Köln schon noch den richtigen Feinschliff verpassen, bevor der Wagen über unsere Autobahnen rollt. Aber die Trommelbremsen an der Hinterachse flößen einem wenig Vertrauen ein, und selbst der größere der beiden Brasilien-Motoren taugt nicht unbedingt als Pulsbeschleuniger. Mit Ethanol befeuert, kommt der Zweiliter zwar auf 147 PS. Doch für den Sprint auf Tempo 100 braucht er 10,5 Sekunden, Überholen wird zur Geduldsprobe und schon bei 180 km/h ist Schluss. Dafür war der Motor im Stadtverkehr mit weniger als sieben Litern zufrieden.

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Schwächen im Detail

Wo die Ingenieure gerade dabei sind: Auch im Innenraum gäbe es noch einiges zu tun. Der ist zwar hübsch gezeichnet und schlägt mit der futuristischen Mittelkonsole die Brücke zu seinen Verwandten. Selbst das moderne Sync-System für Radio und Telefon ist samt der Sprachbedienung schon an Bord und Extras wie die City-Notbremse aus dem B-Max lassen sich sicher schnell einbauen. Doch die Materialauswahl ist so lausig und die Verarbeitung so liederlich, dass der Wagen bei uns ohne Feinschliff keine Chance hätte.

Wie sich Aufrüstung und Export auf den Preis auswirkt, das ist natürlich noch nicht abzusehen. In Brasilien jedenfalls kostet der Ecosport umgerechnet zwischen 17.000 und 20.000 Euro. Und die Kölner wären mit Blick auf den Opel Mokka gut beraten, wenn sie nicht aus diesem Korridor ausscheren würden.

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