Gefahren: Neuer Opel Zafira – Mehr Muskeln, weniger Windeln
Ein wichtiges aktuelles Thema bei Opel-Produkten: Flexible Innenräume. Diesbezüglich hat der neue Zafira einiges zu bieten.
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Fielen die ersten beiden Zafira-Generationen eher durch ihre Unauffälligkeit und natürlich durch ihr einfach zu bedienendes Sitzkonzept auf, kommt der Neue ganz im Stil der schickeren Designsprache von Meriva, Astra oder Ampera daher. Mehr Muskeln, weniger Windeln, könnte man den ersten Eindruck auf den Punkt bringen. Außerdem hat er bei den Abmessungen ganz schön zugelegt und streckt sich nun auf eine Länge von 4,66 Metern. Damit ist er zwischen dem Hauptkonkurrenten VW Touran und den größeren Vans wie Ford Galaxy und Seat Alhambra angesiedelt.
Doch nicht nur das äußere Erscheinungsbild hat sich verändert. Auch beim Interieur durften die Designer kreativ sein. Nüchterne Sachlichkeit war gestern. Der Innenraum erinnert heute eher an Astra oder Insignia. Dabei hat der Zafira „Tourer“ seine praktischen Gene aber nicht vernachlässigt. Viele Ablagen nehmen den Krimskrams auf, der sich in einem Fahrzeug sammelt. Schön ist die aufpreispflichtige Mittelkonsole (190 Euro), die dreistöckig angeordnet ist und innerhalb der Ebenen verschoben werden kann.
Das flexible Sitzkonzept wurde beibehalten und verfeinert. Allerdings gibt es den Tourer anders als den im Programm gebliebenen Zafira der zweiten Generation („Family“) nicht automatisch als Siebensitzer. In den ersten zwei Ausstattungsstufen ist er ab Werk nur als Fünfsitzer erhältlich. Die Sitze sechs und sieben kosten hier 700 Euro Aufpreis. Erst in den höheren Komfortniveaus sind sie Bestandteil des Serienumfangs.
Wie eh und je können die Sitze der zweiten und dritten Reihe einfach um- bzw. hochgeklappt werden. Neu ist, dass in der zweiten Reihe drei Einzelsitze eingebaut wurden. Hat man das Lounge-Paket geordert (295 Euro), kann der recht schmale Mittelplatz in eine Armlehne umgewandelt werden. Die Außensitze lassen sich in Längsrichtung um 28 Zentimeter sowie seitlich um fünf Zentimeter verschieben. In dieser viersitzigen Konfiguration haben selbst langbeinige Erwachsene keine Probleme, ihre Gliedmaßen bequem zu verstauen. Das gelingt natürlich in der hintersten Reihe nicht so gut. Für Kurzstrecken gehen aber die Komforteinschränkungen in Ordnung.
Schwieriger Weg nach ganz hinten
Problematischer ist eher das Entern der hintersten Sitzgelegenheiten. Obwohl die äußeren Sitze der zweiten Reihe durch Vorklappen einen vergleichsweise großen Ein- bzw. Ausstieg ermöglichen, sollte bei den Insassen eine gewisse Beweglichkeit in den Hüften und Beinen gegeben sein, um nicht einfach hinein zu plumpsen oder heraus zu purzeln. Beim Siebensitzer wird auch das Kofferraumvolumen klein. 152 Liter bleiben übrig, immerhin reicht es, um zwei kleine Koffer zu verstauen. Ansonsten kann sich das Gepäckteil aber sehen lassen. Beim Fünfsitzer weisen die technischen Daten 710 bis 1.860 Liter, beim Siebensitzer 152 bis 1.792 Liter aus.
Bei der Fahrvorstellung rund um München stand nur der stärkste Diesel zur Verfügung. Er ist – wie die anderen Motoren – ein guter Bekannter aus dem Opel-Angebot. Für den Einsatz im neuen Zafira wurde das 121 kW/165 PS starke 2,0-Liter-Triebwerk überarbeitet und auf Sparsamkeit getrimmt. In der Spritspar-Variante Ecoflex begnügt er sich mit durchschnittlich 5,2 Litern (CO2-Ausstoß: 137 g/km). Erwartungsgemäß hatte er keine Schwierigkeiten, den beladen bis zu 2,4 Tonnen schweren Van zu beschleunigen. Das Drehmoment von 350 Nm und die präzise Sechsgang-Schaltung tragen ihren Teil dazu bei, das Fahren angenehm zu gestalten. Eile mit Weile: Man genießt die Aussicht nach vorne und nach oben – sofern man das große Panoramaglasdach an Bord hat (1.300 Euro).
Bei Bedarf kann man das Leistungspotential des Selbstzünders schnell abrufen – ohne dass es zu laut wird. Diesem Motor sowie dem 103 kW/140 PS starken 1,4-Liter-Turbobenziner trauen die Marketingexperten den größten Marktanteil zu. Alternativ gibt es noch einen 1,4-Liter-Turbomotor mit 88 kW/120 PS sowie zwei Diesel (81 kW/110 PS, 96 kW/130 PS). Dazu kommt eine Erdgas-Turbo-Version mit 110 kW/150 PS.
Das Motorenangebot ist zum Markstart Mitte Januar noch nicht komplett. Der neue, sparsame 96 kW/130 PS Diesel mit Start-Stopp-Technik ist erst ab Frühjahr 2012 verfügbar. Nachgereicht wird auch eine Flüssiggasvariante auf Basis des 103 kW/140 PS starken Benziners. Die Aggregate sind an Sechsgang-Getriebe gekoppelt. Nur der 1,8-Liter-Einstiegsbenziner mit 85 kW/115 PS verfügt über eine Fünfgang-Schaltung. Dieser Motor dürfte aber nur die geduldigen Fahrer ansprechen und dient eher dazu, einen vergleichsweise günstigen Basispreis von 22.950 Euro zu ermöglichen.
Von diesem entfernt man sich jedoch ganz schnell. Ein paar Ansprüche an Motor und Ausstattung sowie einige Häkchen bei den angebotenen Assistenzsystemen wie zum Beispiel dem radarbasierten Abstandsregel-Tempomat mit Notbrems-Funktion sowie dem Spurhalte-Assistenten, oder dem Toter-Winkel-Warner und der neuen Frontkamera mit verbesserter Verkehrszeichenerkennung treiben den Preis locker in Richtung 30.000-Euro-Marke. Trotzdem: Opel will in Deutschland jährlich 30.000 Einheiten vom neuen Zafira absetzen. Für die preisbewussten Käufer bleibt ja noch das bisherigere Modell als Zafira Family im Programm.
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