Gefahren: Opel Crossland – der Meriva-Ersatz

Autor / Redakteur: sp-x / Jens Rehberg

Es wurde auch Zeit: Endlich kann Opel unterhalb des Mokka X ein zweites SUV anbieten. Der Crossland X ist das erste Modell aus der Entwicklungskooperation mit dem künftigen Opel-Eigner PSA.

Der getestete 1,2-Liter-Turbobenziner mit 130 PS steht ab 21.100 Euro in der Crossland-Preisliste.
Der getestete 1,2-Liter-Turbobenziner mit 130 PS steht ab 21.100 Euro in der Crossland-Preisliste.
(Bild: Opel)

Bereits vor gut fünf Jahren hatten PSA und Opel die gemeinsame Produktion von kompakten Crossover-Modellen vereinbart. Da war allerdings noch nicht klar gewesen, dass der Crossland X genannte Meriva-Nachfolger künftig ein Mitglied der PSA-Familie werden würde. Das Timing für die Testfahrten im ersten „Peugopel“ könnte also nicht besser sein, liefert der Crossland X doch einen deutlichen Hinweis darauf, was da in Zukunft auf uns zurollt.

Ein schmucker Fünftürer mit Opel-Blitz im Kühler, der auf einer Peugeot-Plattform fährt und auch von französischen Motoren bewegt wird. Bei alledem aber immer noch als Opel der Neuzeit zu erkennen – der Innenraum orientiert sich am Mokka X, der auch für die Gestaltung des Cockpits Pate stand. Ansonsten hat der Neuling allerdings nichts mit dem nur um sieben Zentimeter längeren Mokka zu tun, auch wenn er ebenfalls das „X“ im Namen trägt.

Opel Crossland X: Vorbote für Opels Zukunft
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Denn im Opel-Typenalphabet steht das „X“ nicht für Allradantrieb, den es beim Mokka immerhin gegen Aufpreis gibt. Der Crossland X wird nur von den Vorderrädern gezogen und kann damit auch nicht direkt gegen die mittlerweile sehr zahlreichen SUV-Wettbewerber antreten. Ihn positioniert Opel vielmehr als Crossover, der Kombi- und Van-Elemente mit der Optik eines höher gebauten SUV kombiniert.

Wer sich vor dem Start zur ersten Crossland-Runde im Innenraum umschaut und nacheinander alle Plätze ausprobiert, kommt ins Grübeln. Wirklich nur 4,21 Meter lang, dieser Opel? Und dann der Kofferraum, der 410 Liter einladen kann – 40 Liter mehr als beim um 16 Zentimeter längeren Astra. Dafür wurden die beiden Achsen so weit wie möglich an die Ränder der Karosse gerückt. Zudem ist der Motorraum recht kurz geraten.

Im Test-Crossland meldet sich nach dem Druck auf den Startknopf ein Dreizylinder-Turbobenziner, der unter anderem im Peugeot 308 Dienst tut. Schon nach wenigen Kilometern wird klar, dass der 1,2-Liter-Motor mit dem 1,27 Tonnen schweren Opel wenig Mühe hat. Auf den engen Serpentinen zwischen venezianischen Weinbergen kommt sogar ein Hauch von Sportlichkeit auf, auch wenn das von dieser Art Autos nun gar nicht erwartet wird. Dazu muss das Sechsgang-Schaltgetriebe allerdings eifrig genutzt werden, dessen recht lange Schaltwege gewöhnungsbedürftig sind. Wenn der Direkteinspritzer mit seinen 96 kW/130 PS samt Turbo bei Laune gehalten wird, tobt er in weniger als 10 Sekunden auf Tempo 100. Die Spitze von 206 km/h wird sich erst später auf deutschen Autobahnen beweisen müssen, wenn's denn mal schneller gehen muss.

Guter Gleiter

Gute Noten verdienen sich die Opel-Fahrwerksingenieure auf jeden Fall für die straffe, aber dennoch komfortable Abstimmung von Dämpfern und Federn, die alles andere als typisch französisch ist. Obwohl der Crossland X zehn Zentimeter höher als ein Astra ist, hält sich auch die Seitenneigung in erfreulichen Grenzen. Unterm Strich ein richtig erwachsenes Auto, das aber vor allem beim gelassenen Gleiten seine Trümpfe ausspielt. Hier kann die Schalthand Pause machen, die gute Dämmung sorgt ebenso für Behaglichkeit wie das in dieser Klasse nicht branchenübliche Ambiente. Natürlich viel Kunststoff, der aber recht sorgsam aufbereitet wurde. Wer sich für die Opel-typischen rückenschonenden Vordersitze entscheidet (495 Euro), bleibt dabei auch auf Langstrecken schmerzfrei.

Bei Studium der dicken Preisliste, die eine Fülle von Ausstattungspaketen bietet, fällt zuerst die ordentliche Serienausstattung auf, die schon in den Basismodellen lockt. Müdigkeitswarner, Spurassistent, LED-Tagfahrlicht, Verkehrsschilderkennung, Tempomat und vieles mehr sind im Grundpreis immer mit drin. Wer mehr Geld ausgeben will, kann unter anderem LED-Scheinwerfer mit Fernlichtassistent, Head-Up-Display, Toter-Winkel-Warner, Rückfahrkamera, Einparkautomatik, Internet-Anbindung oder um 15 Zentimeter verschiebbare Rücksitze bestellen. Viele dieser Optionen sind allerdings in miteinander mehr oder weniger kombinierbaren Paketen versteckt, die nur mit Hilfe eines Opel-Gelehrten durchschaubar werden. Der eifrige Verkäufer im Autohaus wird‘s schon richten.

Opel-Chef Karl-Thomas Neumann hofft zurecht auf viele neue Kunden, die sich vom Crossland X trotz fehlendem Allradantrieb anlocken lassen. Und natürlich auf ehemalige Meriva-Käufer, die jetzt ja heimatlos sind. Und Neumann hat noch einen Trumpf im Crossover-Ärmel: Im Herbst erscheint der größere Grandland X, der mit seinen 4,48 Metern bei den Maßen des Innenraums noch mal mehr zu bieten hat. Auch dieser Opel, ein Schwestermodell des Peugeot 3008, wird zusammen mit dem PSA-Konzern produziert. Er soll es mit dem Branchenprimus VW Tiguan aufnehmen – allerdings wieder ohne Allrad.

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