Gefahren: Rolls-Royce Ghost – „ausreichende Leistung“

Autor / Redakteur: Wolfgang Gomoll / Jens Rehberg |

Anlässlich des 100. Jahrestags einer Alpenfahrt von 1913 bringt RollsRoyce eine Sonderversion des Modells Ghost heraus.

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Rolls-Royce Ghost: Nicht die direkteste Lenkung.
Rolls-Royce Ghost: Nicht die direkteste Lenkung.
(James Lipman)

Als erstes fällt die Farbe auf. Hellblau? Da würde jedes Mitglied eines exklusiven Londoner Gentlemen’s Club die Stirn in Falten legen und erschüttert murmeln: „Interesting Colour“. Im feinsten Queen’s Englisch versteht sich. Doch dieser Farbton ist nicht der Experimentierfreude eines Exterieur-Designers entsprungen, sondern eine Reminiszenz an den sogenannten „Radley Car“, der bei der Alpenfahrt 1913, die auf englisch nur „Alpine Trial“ heißt, die Konkurrenz in Grund und Boden fuhr.

Deswegen auch die silberne Motorhaube, die schwarzen Felgen und der schwarze Kühlergrill. Die Topographie der Alpine-Trial-Strecke auf der edlen Holzeinlage des Armarturenbretts erinnert den Fahrer auch während der Reise immer daran, in welchen Automobil er sich gerade fortbewegt.

Rolls-Royce Ghost: „Ausreichende Leistung“
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Aber das weiß man auch so. Man residiert in feinstem Leder und genießt jeden Handgriff. Denn die Haptik der Materialien entspricht dem feinen Aussehen. Klar erkennt der geübte Blick sofort die BMW-Verwandtschaft verschiedener Elemente. Angefangen von den Displays bis hin zum typischen I-Drive-Drehknopf in der Mittelkonsole. Der mit schönen Plexiglas-Elementen versehen ist, die sich, anders als bei der bayerischen Version des I-Drive, rund um den Haupt-Controller anordnen.

Die Briten geben sich wirklich Mühe, optisch keine zu große Ähnlichkeit mit den bayerischen Modellen aufkommen zu lassen. Um dieser Mission gerecht zu werden, sind selbst die Favoritenknöpfe zur schnellen Anwahl von einzelnen Aktionen aus dem durchsichtigen Material. Der Unterscheidung im Detail setzt sich im Rest des Cockpits fort. Wo beim Münchner Plastik den Kontakt zur Haut herstellt, sind es beim Briten Chrom und Lack.

Dass der Material-Luxus die Insassen nicht erschlägt, ist ebenfalls ein Verdienst der britischen Wohnraumgestalter. Klavierlack, glänzendes Chrom, viel Holz und noch mehr Leder, wohin das Auge blickt und die Finger tasten. Alles stilsicher im angenehmen Rahmen, ohne schwülstig zu wirken.

Ansehnlich ist auch die Mixtur zwischen modernen digitalen Anzeigen auf den schwarzen TFT-Displays und den klar gezeichneten analogen Rundinstrumenten, zu denen auch die obligatorische Uhr gehört. Statt eines trivialen Drehzahlmessers gibt eine Power-Reserve-Anzeige Auskunft, wie viel Kraft dem Fahrer noch zur Verfügung steht.

Die alles entscheidende Frage stellt sich jedoch, sobald man die gegenläufig angeschlagenen Türen öffnet: Fahren oder nicht fahren. Vermutlich wüsste nicht einmal der englische Nationaldichter William Shakespeare die Antwort. Zu verlockend sind die Alternativen. Entweder hinten die Ruhe des schweren Briten-Kreuzers genießen oder vorne das Lenkrad in die eigene Hand nehmen.

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