Gefahren: Toyota Corolla – Schluss mit langweilig

Autor Julia Mauritz

Am 6. April rollt das neue Kompaktklassemodell in den Handel. Nicht nur der Name ist neu, sondern auch das komplette Fahrzeugkonzept. Und erstmals kann man mit einem Hybridmotor richtig Gas geben.

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Als Schräghecklimousine ist der neue Toyota Corolla besonders sportlich.
Als Schräghecklimousine ist der neue Toyota Corolla besonders sportlich.
(Bild: Mauritz/»kfz-betrieb«)

Lange hatten die deutsche Toyota-Händler gefordert: Führt den Namen Corolla endlich auch wieder für die Schrägheckvariante ein. Zum Start der zwölften Generation seines Kompaktklassemodells hat der Hersteller den Namenswechsel tatsächlich vollzogen. Der Auris, der den Corolla im Jahr 2006 ersetzt hatte, ist Geschichte. Er hatte es in Deutschland nie geschafft hatte, sich zu einem richtigen Verkaufsschlager zu entwickeln.

Doch bei der zwölften Generation des Golf-Gegners, der am 6. April zu Preisen ab 20.990 Euro in den Handel rollt, ist längst nicht nur der Name neu: Der japanische Hersteller hat sein Kompaktklassemodell grundlegend neu entwickelt. Möglich gemacht hat das die neue TNGA- GA-C-Plattform, auf der der Corolla basiert. Sie hat den Designern deutlich mehr Gestaltungsspielraum ermöglicht, als dies bei früheren Generationen der Fall war. Das Ergebnis: Der Corolla wirkt so dynamisch wie nie zuvor. Zudem haben alle drei Corolla-Varianten – die Schrägheckversion, der Kombi Touring Sports (1.200 Euro Aufpreis) und die Limousine (700 Euro Aufpreis) – jetzt alle einen eigenständigen Charakter.

Toyota Corolla: Alter Name, neues Konzept
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Toyota Deutschland traut seinem neuen Kompaktklassevertreter gut 20.000 Neuzulassungen jährlich zu, wobei die Schrägheckvariante und der Kombi ganz klar die Volumenbringer sein werden: Der erwartete Verkaufsmix liegt bei 47 Prozent für die Schrägheckversion und 45 Prozent für den Kombi. Mit letzterer Variante hat Toyota dank des nahezu identischen Platzangebots im Innenraum verstärkt die Fahrer des ausgelaufenen Avensis im Visier. Den Verkaufsanteil der Limousine schätzt der Kölner Importeur in Deutschland auf acht Prozent.

Bei der Schrägheckvariante wird die neue Devise von Toyota, nie wieder langweilige Autos zu bauen, besonders deutlich: Im Vergleich zum Vorgänger Auris ist diese Karosserievariante tiefer (-25 mm) , breiter (+30 mm) und länger ( +40 mm). Die tiefere Sitzposition und der geringere Abstand zum Lenkrad sorgen für ein sportliches Fahrgefühl.

Dual-Hybrid-Strategie

Ein neues Kapitel schlägt der japanische Hersteller auch antriebstechnisch auf. Erstmals gibt es bei Toyota für ein Modell zwei Hybridantriebe zur Auswahl: Die Schrägheckvariante und der Kombi sind mit einem überarbeiteten 1,8-Liter-Hybridmotor, der 90 kW/122 PS auf die Straße bringt, und mit einem neu entwickelten 2,0-Liter-Hybridmotor erhältlich, der 132 kW/180 PS leistet. Während die Schräghecklimousine mit dem 122-PS-Hybridantrieb 10,2 Sekunden braucht, um von 0 auf 100 km/h zu beschleunigen, gelingt das dem 180-PS-Hybridantrieb in nur 7,9 Sekunden. Mit den PS-starken Pendants anderer Hersteller kann der Corolla allerdings nicht mithalten, wenn es um das Rasen auf der linken Autobahnspur geht: Bei beiden Hybridantrieben ist nämlich schon bei 180 km/h Schluss.

Den Hybridmix schätzt Toyota beim Corolla auf 84 Prozent, die höchsten Verkaufschancen (45 Prozent) traut der Importeur dabei dem stärken Hybriden zu. Angesichts dieser Zahlen verwundert es nicht, dass Toyota als Alternative lediglich einen konventionellen Antrieb anbietet: einen 85 kW/114 PS starken 1,2-Liter-Turbobenziner.

Neu entwickelter Innenraum

Der komplett neu gestaltete Corolla-Innenraum punktet im Vergleich zum Auris ebenfalls ganz klar: Die auffallend dick und recht weich gepolsterten, neu konstruierten Frontsitze sorgen auch auf Langstrecken für einen hohen Sitzkomfort. Statt dem gewohnten Hartplastik gibt es jede Menge Soft-Touch-Materialien: Das geschwungene Armaturenbrett ist mit synthetischem Leder bezogen - samt kontrastrierenden Nähten. Dazu gesellen sich dezent platzierte Bedienelemente. Lediglich das den höheren Ausstattungen vorbehaltene acht Zoll große und in Klavierlack eingefasste Navigationssystem wirkt bei so viel Designharmonie ein wenig wie ein aufgesetzter Fremdkörper. Der Rundumblick ist unter anderem dank der schmalen A-Säule und der flachen Motorhaube gut. Auch die C-Säule ist im Vergleich zu manch einem coupéhaften Wettbewerbsmodell recht schmal gestaltet. Dafür ist die Beinfreiheit auf den Rücksitzen bei der Schrägheckvariante sehr knapp bemessen: Sind die Vordersitze auf der hintersten Position, ist nicht einmal für ein Kinderbein genügend Platz. Dazu kommt Kofferraum, der zumindest bei der Hybridvariante mit 313 Litern (361 Liter beim Benziner) eher knapp bemessen ist.

Was beim Schrägheck ein wenig zu kurz kommt, gibt es beim Kombi in Hülle und Fülle: Bei umgeklappten Rücksitzen steigt das Volumen des ebenen Kofferraums von 598 auf respektable 1.606 Liter, sodass ich auch ein 29 Zoll Fahrrad bequem laden lässt. Wert gelegt hat Toyota beim Kombi wie auch bei der Limousine auf den Komfort der Fondpassagiere: Neben der üppigen Beinfreiheit profitieren sie je nach Ausstattungsvariante von einer speziellen Klimatisierung und einer optionalen Sitzheizung. Dazu gibt es eine Geräuschdämmung auf den hinteren Sitzplätzen.

Üppige Serienausstattung

Ein schlagendes Verkaufsargument für den Corolla dürfte die üppige Sicherheitsausstattung sein: Schon in der Basisvariante Corolla, der Toyota immerhin einen Verkaufsanteil von fünf Prozent zutraut, ist fast das komplette Paket an aktiven Sicherheitssystemen an Bord, das Toyota anbietet: Von einem Pre-Crash-Safety-System über eine adaptive Geschwindigkeitsregelung und einen Spurverfolgungsassistenten über einen Fernlichtassistenten bis zu einer Verkehrszeichenerkennung. Ebenfalls serienmäßig mit an Bord des Einstiegsmodells sind eine Geschwindigkeitsregelanlage, LED-Scheinwerfer, eine manuelle Klimaanlage, ein CD-Radio, eine Zentralverriegelung und elektrische Fensterheber vorne und hinten. Insgesamt bietet Toyota Deutschland den Corolla in fünf Ausstattungslinien an: Der zweithöchsten namens Club traut der Kölner Importeur dabei den größten Verkaufsanteil von 65 Prozent zu.

Fazit: Mit einem Einstiegspreis von knapp 21.000 Euro ist der neue Corolla in der Kompaktklasse zwar recht hoch eingepreist (der Golf beispielsweise ist ab 19.300 Euro zu haben), dafür hat Toyotas Vertreter ausstattungstechnisch schon in der Basisversion viel zu bieten. In puncto Fahrkomfort, -dynamik und -sicherheit machte das Modell bei den Testfahrten eine rundum gute Figur: Enge Kurven meisterte er genauso souverän wie schlechte Fahrbahnbeläge. Ebenfalls positiv aufgefallen ist das geringe Vibrations- und Geräuschniveau im Innenraum. Die 2.000 Euro Aufpreis, die für den stärkeren der beiden Hybridantriebe fällig sind, lohnen sich nicht nur, wenn man viel auf der Autobahn unterwegs ist. Der 180 PS starke Hybridantrieb punktete auf den Testfahrten, die vorwiegend auf spanischen Landstraßen stattfanden, mit mehr Fahrspaß. Zudem verbrauchte er mit 5,1 Litern Kraftstoff pro 100 Kilometer auch nicht mehr als der 122-PS-Motor.

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