Goodwood Festival of Speed: Für alle Sinne

Autor / Redakteur: sp-x / Andreas Wehner

Wenn die Kulisse der Adelssaga Downton Abbey auf den Inhalt einer Top-Gear-Staffel trifft, dann wird südlich von London das Festival of Speed gefeiert.

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Beim Goodwood Festival of Speed trafen sich Motorsportenthusiasten aus aller Welt.
Beim Goodwood Festival of Speed trafen sich Motorsportenthusiasten aus aller Welt.
(Foto: sp-x)

Es gibt viele Gründe, warum das Goodwood Festival of Speed eine der prestigeträchtigsten Motorsportveranstaltungen der Welt ist. Aber Goodwood ist auch ein Gefühl. Fünf Gründe, warum das Festival of Speed längst nicht nur etwas für Motorsportenthusiasten ist:

1. Der Lord: Man muss schon ein großer Autofan sein, um jedes Jahr viele zehntausend Besucher und hunderte Fahrzeuge im eigenen Vorgarten willkommen zu heißen. Nun ist der Grund des Earl of March vor Goodwood House deutlich größer und üppiger mit Rasen bestückt als normale Gärten. Und nicht jeder hat vor seinem Haus eine 1,16 Kilometer lange Bergstrecke („Hill Climb“), die zum Schaulaufen der Boliden taugt und ein nahegelegenes Waldstück, in dem sich Rallye-Autos durch den Sand wühlen können.

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Aber auch wenn sich das Festival seit der ersten Auflage 1993 zum lukrativen Zirkus entwickelt hat – Lord March hat vor allen Dingen Spaß an den Autos und ihren Fans, die ihn seit 1993 jedes Jahr besuchen. „Wenn die Formel-1-Autos das erste Mal auf der Strecke sind, ist das für mich der Start eines aufregenden Wochenendes“, sagt er. Aus rein privatem Interesse hat er schon einen Blick auf den neuen Ford Mustang geworfen, der auch auf dem Gelände ausgestellt wird. „Ich bin ein großer Fan amerikanischer Autos“, strahlt er.

2. Die Atmosphäre: Die Stimmung in Goodwood liegt irgendwo zwischen einem Sommerbazar auf Downton Abbey, dem Schauplatz einer britischen Adelsfamilien-Saga, der vergnüglichen Heiterkeit eines Rosamund-Pilcher-Films und einer testosteronreichen Top-Gear-Folge – eine einmalige Mischung. Auf den Tischen Champagnerflöten (eine Flasche der Nobel-Brause kostet hier 71 Pfund (88 Euro), daneben Kühlboxen auf Picknickdecken. Das Essen kommt aus der Region, Burger oder Sahneeis von glücklichen Kühen, billige Frittenbuden kommen dem Lord nicht aufs Grundstück. Über den Köpfen der Besucher donnern die Formationsflieger „Red Arrows“ der Royal Air Force und malen kunstvolle Kondensstreifen in Nationalfarben auf den Himmel.

3. Die Menschen: Da sind die Jubler in der ersten Reihe hinter den Strohballen, die Picknicker im Schatten der alten Bäume, die Hobbyfotografen, die an der Strecke ihre spektakulären Aufnahmen vergleichen, die Besserwisser, die im Fahrerlager über Baujahre und Rennsiege diskutieren.

Da sind Menschen wie Britt aus Schweden, die mit großen, neongrünen Ohrenschützern auf einem Klappstuhl in der Box im Fahrerlager sitzt und die Vorbeigehenden beobachtet, während sie auf ihren Mann wartet, der gerade „Elvis“ ausfährt, den 1988er Nissan GTP ZX-Turbo. Da ist Marcus aus Recklinghausen, der mit seinen sechs Kumpels vom Alfa-Club Deutschland, Sektion Ruhrgebiet West, das Wochenende hier verbringt. Warum? „Das hört, sieht und riecht man doch!“ Da sind Menschen, die dieses Wochenende mit allen Sinnen genießen.

4. Die Sinnlichkeit: Womit wir beim nächsten Grund wären. Der Sinnlichkeit dieses Festivals entzieht sich niemand, der einen Rennwagen von einem Familienvan unterscheiden kann. Das selbstbewusste Schnarren des 1982er Jaguar XJS TWR, das Turbo-Zwitschern des Audi Sport Quattro S1 oder das V8-Blubbern des Ford Galaxie 500 von 1963 klingen im Ohr. Und wer im Fahrerlager neben einem Formel-1-Boliden steht, der sich gerade warm wummert, dem klopft nicht nur das Trommelfell, sondern auch das Herz. Die Luft riecht und schmeckt nach Benzin und Abgasen, Sommer, Wald und Staub. Wer da nichts fühlt, ist selbst schuld.

5. Die Autos: Wo sieht man schon mal den Targa-Florio-Sieger Bugatti T35C (1929), einen 1984er V8-Rover-Tourensportwagen und Schumachers 1994er Benneton Ford auf einer Strecke fahren? Wo kann man schon mal einem von zwei gebauten Fiat S76 von 1911 unter die Haube gucken oder einem amerikanischen Nascar-Renner auf seinem Weg zur Box im Weg stehen? Selbst wer im eigenen Auto gerade mal den Knopf für die Tankklappenentriegelung findet, wird überwältigt von dieser automobilen Vielfalt. Und die Infos zu den Sportwagen kann man im Goodwood-Booklet nachlesen.

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