Chipkrise Händlerbestände in Onlinebörsen wachsen wieder
Nach Monaten des Fahrzeugmangels im Handel verzeichneten die großen Internetmarktplätze Mobile.de und Autoscout 24 zuletzt wieder spürbar mehr Inserate. Ein Faktor weckt allerdings noch Zweifel an einer Markterholung.
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Nach vielen Monaten mit schrumpfenden Beständen im Handel verzeichnen die Onlinebörsen Mobile.de und Autoscout 24 wieder mehr Inserate von Verkäufern. Wie Mobile mitteilte, boten Händler im März wieder deutlich mehr Autos an als noch im Vormonat. Der Bestand sei auf Deutschlands größtem Onlinemarktplatz über alle Segmente hinweg um 4,6 Prozent gewachsen.
Das sei „der höchste Anstieg innerhalb eines Jahres“ gewesen, teilte Mobile.de mit. Zuletzt habe der Gebrauchtwagen-Marktplatz im Januar 2021 eine solche Entwicklung verzeichnet. Damals habe der Bestand um 6,0 Prozent zugelegt, wie die Plattform auf Anfrage von »Gebrauchtwagen Praxis« mitteilte.
„In den letzten zwölf Monaten gab es tatsächlich kaum bis kein Wachstum“, erläuterte Mobile. Im Jahresvergleich sei die Zahl der Inserate – entsprechend der Entwicklung von Händlerbeständen – „stark eingebrochen“.
Derzeit sind auf Mobile.de rund 1,17 Millionen Autos inseriert. Über einen langen Zeitraum hinweg betrachtet, verzeichnet die Plattform nach eigenen Angaben einen Bestand von durchschnittlich 1,5 Millionen Inseraten.
Das Bestandswachstum auf Mobile im März verlief über die Segmente hinweg uneinheitlich. So waren 5,3 Prozent mehr Kleinwagen als im Vormonat inseriert. Daneben legten die Obere Mittelklasse (+ 6,1 %) und die Oberklasse (+ 7,2 %) zu.
Auch Autoscout 24 verzeichnete im März wieder mehr Inserate von Händlern. In der Mittelklasse habe das Angebot um fünf Prozent zugelegt, in der Oberklasse um sechs Prozent. Bei Jahreswagen und E-Autos sei das Angebot hingegen weiter deutlich geschrumpft.
Besitzumschreibungen sacken im März ab
Ob die steigenden Inseratezahlen im März allerdings eine Markterholung belegen und sich die Verfügbarkeit von Gebrauchtwagen für Händler vielleicht tatsächlich verbessert hat, ist allerdings noch fraglich. Denn auch wenn die Zahl der Inserate der Händler in Onlinebörsen wächst: Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) ist die Zahl der Besitzumschreibungen im März um fast 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Allerdings können wachsende Bestände in Onlinebörsen – Standzeiten von Fahrzeugen auf den Höfen von Händlern eingerechnet – auch auf ein künftiges Marktwachstum hinweisen.
Ein Markteffekt der vergangenen Monate war auch der stetige Anstieg der Angebotspreise von Gebrauchtwagen in Onlinebörsen als Folge des Fahrzeugmangels. Nach Einschätzung von Autoscout 24 könnte sich dieser Preisanstieg in den nächsten Monaten aufgrund des Zuwachses im Fahrzeugbestand abschwächen: „Ein erstes Anzeichen dafür, dass sich die Preiskurve bei Gebrauchtwagen im Jahresverlauf abflachen könnte, stellt das steigende Angebot im März dar“, erklärte die Plattform.
Niedrigste Standzeiten seit 2011
Mobile verzeichnete bei Händlern im März außerdem so niedrige Standzeiten wie schon lange nicht mehr. Im Schnitt hätten Fahrzeuge bei Händlern 75,8 Tage auf dem Hof gestanden. „Die Standtage haben den niedrigsten Wert innerhalb eines Jahrzehnts erreicht“, erklärte Vertriebsleiter Martin Fräder. Zuletzt verzeichnete Mobile im Juni 2011 eine ähnliche Standzeit.
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