Handel zieht Halbjahresbilanz
Zur Halbzeit 2010 zieht der Kfz-Handel eine durchwachsene Bilanz des Neufahrzeuggeschäfts. Dagegen äußern sich die Führungskräfte gegenüber »kfz-betrieb«-ONLINE positiv zum Gebrauchtwagen- und Servicegeschäft.
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Bezüglich des Neuwagenverkaufs ist das erste Halbjahr 2010 deutschlandweit sehr unterschiedlich verlaufen. Die Händlerstimmen reichen von „erwartungsgemäß schlecht“ über „leicht besser als 2008“ bis hin zu „sehr positiv“. Hingegen lautet der mehrheitliche Tenor in Sachen Gebrauchtwagen: „Die Geschäfte sind dieses Jahr deutlich ertragreicher als im Vorjahr, da sich höhere Margen realisieren lassen und teilweise die Ware knapp ist.“
Und wie in den Vorjahren war der Service von Garmisch-Partenkirchen bis Flensburg und von Aachen bis Dresden in den ersten sechs Monaten des Jahres eine gut kalkulierbare Umsatz- und Ertragsgröße im Kfz-Gewerbe. Das ergab eine von »kfz-betrieb« aktuell durchgeführte Befragung von markengebundenen Handels- und Servicebetrieben.
Unterschiedliche Händlerstimmen
Helmut Peter, Geschäftsführer der Autohaus-Peter-Gruppe mit Sitz in Nordhausen, ist nicht unzufrieden mit den Verkaufzahlen im ersten Halbjahr: Immerhin liegen sie leicht über denen des Jahres 2008. Positiv ist für ihn auch, dass sich die Neuwagenrabatte auf dem gleichen Niveau wie in den Jahren 2008 und 2009 bewegen. Sehr erfreut äußert sich der Geschäftsführer über das Gebrauchtwagengeschäft: „Wir konnten unsere Erträge in diesem Geschäftsfeld um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern und sind hoch zufrieden.“
Das Servicegeschäft laufe auf hohem Niveau – auch hier also kein Grund zur Klage. Seine positive Einschätzung des Nutzfahrzeuggeschäfts rundet dieses optimistische Bild ab: „Das Servicegeschäft im Nutzfahrzeugbereich läuft sehr gut, das Reifengeschäft sowie die Aufbaureparaturen haben sich zufriedenstellend entwickelt. Das Verkaufsgeschäft in diesem Segment bewegt sich immerhin auf dem geplanten Niveau.“ Und so geht Mehrmarkenhändler Helmut Peter optimistisch in das zweite Halbjahr: „Wir werden unsere Umsätze in Vertrieb und Service sicher noch leicht steigern, denn das zweite Halbjahr läuft in unserer Region traditionell immer besser als das erste.“
Schwieriges Nutzfahrzeuggeschäft
Ähnlich zufrieden äußert sich Peter Schäfer, Geschäftsführer des Autohaus Schäfer in Königsbrunn: „Seit März beobachten wir eine deutliche Verbesserung im Neuwagengeschäft. Zwar verkaufen wir weniger Autos als im Vorjahr, aber vor allem im Bereich der ertragreichen, hochklassigen Fahrzeuge hat die Nachfrage wieder stark angezogen.“ Erfreulich: Auch wenn die Verkaufszahlen im Gebrauchtwagengeschäft gegenüber 2009 deutlich zurückgegangen sind, liegen sie doch über den Zahlen aus dem Jahr 2008. Und: „Die Geschäfte sind dieses Jahr deutlich ertragreicher als im Vorjahr, da wir höhere Margen realisieren können“, so Schäfer.
Eine positive Nachwirkung der Umweltprämie verspürt der Unternehmer im Servicebereich: „Insbesondere seit April macht sich bemerkbar, dass letztes Jahr mehr Fahrzeuge ausgeliefert wurden – die kommen jetzt zur Jahresinspektion in unsere Werkstatt.“ Und das freut den Geschäftsführer natürlich. Weniger erfreulich gestaltet sich dagegen der Nutzfahrzeugvertrieb. Denn auch wenn die Nachfrage im zweiten Quartal leicht angezogen hat, leidet das Unternehmen unter dem starken Preiskampf in diesem Segment. Immerhin laufe der Nfz-Service etwas besser.
Ins zweite Halbjahr blickt Peter Schäfer verhalten optimistisch: „Die Neuwagennachfrage wird leicht steigen, allerdings rechnen wir bereits jetzt mit langen Lieferzeiten. Stabil wird das Gebrauchtwagengeschäft bleiben. Und im Service geht sicher noch mehr aufgrund der vielen im letzten Jahr ausgelieferten Fahrzeuge.“
1. Halbjahr: Besser gelaufen als erwartet!
Für den Geschäftsführer der Gottfried Schulz GmbH in Düsseldorf, Nicholas Dunning, ist das erste Halbjahr besser gelaufen als erwartet – die Nachfrage nach Neuwagen sei nicht so stark zurückgegangen wie befürchtet. Besorgniserregend sei die Entwicklung der Rabatte: „Die haben sich zum Teil sogar noch erhöht!“, kritisiert der Geschäftsführer. Motivierender sei da schon das Gebrauchtwagengeschäft: „Der Vertrieb von Second-hand-Autos entwickelt sich positiv, wenn auch auf einem nach wie vor sehr niedrigen Margenniveau. Die Talsohle ist hoffentlich durchschritten“, meint Nicholas Dunning.
Und zum Glück gibt es ja noch das Servicegeschäft – das entwickele sich gut. Schwierig sei dagegen die Situation im Nutzfahrzeuggeschäft, denn hier gebe es nur eine geringe Nachfrage. Mit gemischten Gefühlen blickt der Unternehmer daher ins zweite Halbjahr: „Im Vertrieb erwarten wir weiterhin keine stetige Entwicklung, der Service wird konstant auf dem jetzigen (hohen) Niveau bleiben.“
Kaufanreize für das zweite Halbjahr
„Den Erwartungen entsprechend und zufriedenstellend ist der Neuwagenverkauf im ersten Halbjahr gelaufen“, meint Stephan Abert, Verkaufsleiter im Autohaus Huber in Wasserburg. Im zweiten Quartal habe die Nachfrage sogar leicht angezogen – allerdings nicht von allein. Das Unternehmen habe viele Verkaufsförderungsprogramme gestartet und diverse Produktneuheiten eingeführt. Über die Rabattsituation kann der Verkaufsleiter nicht klagen, die Nachlässe haben sich stabilisiert – wenn auch auf hohem Niveau. Verbessert habe sich die Situation im Gebrauchtwagenverkauf, die Erträge seien zufriedenstellend.
Ebenso befriedigend laufe das Servicegeschäft: „Es entspricht unseren Erwartungen“, erklärt Stephan Abert. Und sogar das Nutzfahrzeuggeschäft, das Sorgenkind vieler Autohäuser, hat sich beim Autohaus Huber deutlich besser entwickelt als 2009. „Vor allem im Bereich der Stadtlieferwagen und Transporter verzeichnen wir einen stetig steigenden Auftragseingang“, freut sich der Verkaufsleiter.
Insgesamt gesehen wird man im zweiten Halbjahr laut Stephan Abert wieder starke Kaufanreize benötigen, „um im hart umkämpften Markt erfolgreich agieren zu können“. Trotzdem: „Durch den Start neuer Projekte und Konzepte gehen wir von einer stabilen und positiven Entwicklung aus“, gibt er sich zuversichtlich.
Nach wie vor zu hohe Rabatte
Grundsätzlich einverstanden mit dem Neuwagenabsatz im ersten Halbjahr ist Michael Ostermaier vom gleichnamigen VW-, Audi-, Seat- und Skoda-Autohaus in Vilsbiburg. Im zweiten Quartal habe die Nachfrage sogar leicht angezogen. Neugierig ist der Geschäftsführer, wie die Händlerkollegen die gleichbleibend hohen Rabatte von mehr als zehn Prozent verkraften werden – Geld sei so im Neuwagenbereich zumindest nicht zu verdienen. „So macht es keinen Spaß, aber wir werden dies sehr lange durchhalten“, meint er lakonisch.
Für ihn beeinflusst auch das Internet die negative Rabattentwicklung maßgeblich. Ganz anders sieht es da im Gebrauchtwagengeschäft aus. Hier verzeichnet das Autohaus sowohl gestiegene Umsätze als auch höhere Erträge. „Unsere hohen und sportlichen Absatzziele haben wir bis dato übertroffen“, so Ostermaier. Allerdings sei die Ware teilweise knapp: „Wir brauchen neue Beschaffungsmärkte, um das auszugleichen“, erklärt er.
Auslastung top, Erträge im Plan, und das bei sehr hohen Erwartungen – so beschreibt er den Servicebereich. Ganz so rosig sieht es im Nutzfahrzeuggeschäft nicht aus, aber: „Service und vor allem der Jungwagen-Bereich übertreffen unsere Erwartungen“, ist Ostermaier zufrieden. Bezüglich des zweiten Halbjahres gibt er sich denn auch recht optimistisch: „Ich denke, das zweite Halbjahr wird ähnlich verlaufen wie das erste – womit wir sehr glücklich wären.“
Weniger Miet- und Dienstwagen
Wirklich glücklich ist Burkhard Weller, Geschäftsführer der Wellergruppe, über das erste Halbjahr 2010 nicht, denn einen echten Nachfrageschub im zweiten Quartal kann er nicht feststellen. Immerhin: „Wir liegen bei Max Moritz (VW/Audi) und B&K (BMW/Mini) auf Plan und bei Auto Weller (Toyota/Lexus) nur zehn Prozent drunter“, so Weller. „Das Neuwagengeschäft hat sich normalisiert und wird hoffentlich für die nächsten zehn Jahre auf diesem Niveau bleiben.“
Wirklich glücklich ist Weller auch nicht über die Rabattsituation: „Laut Prof. Dudenhöffer sind die Rabatte von 40 auf 15,2 Prozent gefallen, bei uns liegen die Rabatte gleichbleibend bei zirka zehn Prozent und damit immer noch drei Prozent zu hoch.“
Mehr Anlass zur Freude gibt wie bei den Händlerkollegen das Gebrauchtwagengeschäft. Die Schlagzahl der Verkäufe sei in den Autohäusern der Wellergruppe unvermindert hoch. Man verkaufe etwa zehn Prozent mehr Gebrauchtwagen als 2009. Die Erträge seien in diesem Bereich um zirka 30 Prozent gestiegen. „Das liegt daran, dass weniger Mietwagen und Dienstwagen auf dem Markt sind, hoffen wir mal, die Hersteller lassen es so und schaffen ihre Überproduktion nach China“, so Weller.
Abgesehen von einem wetterbedingten Fehlstart ist Weller auch mit dem Servicegeschäft zufrieden: „Seit März liegen wir im Plan und damit vier Prozent über Vorjahr.“ Weniger angetan ist er von dem Nutzfahrzeuggeschäft, denn wie bei vielen seiner Händlerkollegen will der Verkauf nicht richtig in Schwung kommen. Lediglich 60 Prozent der geplanten Verkaufszahlen habe man hier bislang erreicht, der Service laufe aber zumindest gut.
Bezüglich des zweiten Halbjahres setzt sich dann aber doch der Optimismus durch: „Alles wird gut! Ich denke, der Neuwagenbereich normalisiert sich und pendelt sich bei zirka 2,9 Millionen Fahrzeugen ein, das Servicegeschäft bleibt stabil gut“, ist Weller überzeugt.
Gebrauchtwagen bereiten viel Freude
Optimistisch ist auch Uwe Gehrmann, Prokurist und Geschäftstellenleiter beim Autohaus Wicke in Bochum – zumindest, was den Neuwagenverkauf in ersten Halbjahr angeht: „Wir haben unser Jahresziel um 50 Prozent gesteigert. Im Vergleich zu 2008 haben wir unsere Verkaufszahlen um 35 Prozent verbessert. Eine verstärkte Nachfrage haben wir in den Monaten April und Mai verzeichnet. Kumuliert betrachtet sind wir sehr zufrieden mit dem Jahr 2010.“
Kritisch sieht Gehrmann dagegen die Entwicklung der Neuwagenrabatte. So habe die Änderung des Bonussystems von VW die Situation im Ruhrgebiet nicht entschärft. Grund zur Freude gibt dagegen, wen wundert’s, das Gebrauchtwagengeschäft „Die Nachfrage ist konstant hoch. Der Absatz, die Ertragslage und die Standtage stimmen zurzeit“, lobt der Vertriebsprofi. Allerdings sei es momentan schwierig Jahreswagen und Werksdienstwagen zu beschaffen. Das Angebot sei geringer bei erhöhten Einkaufspreisen.
Positiv schätzt Gehrmann das Servicegeschäft ein. So habe man sich in diesem Bereich um 9,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum steigern können. Bemerkenswert: Aufgrund der guten Auftragslage konnte das Autohaus zusätzliche Servicemonteure einstellen und die Zahl der Serviceberater erhöhen. Hoffnungsvoll blickt Gehrmann ins zweite Halbjahr. Zwar werde sich der Wettbewerb bedingt durch die Urlaubszeit erhöhen und das Rabattverhalten im Neuwagenbereich negativ entwickeln. „Wer jedoch vorausschauend sein Neuwagenlager bestückt und plant, kann bei den langen Lieferzeiten von VW der Gewinner werden“, meint der Prokurist. Keinen Grund zur Sorge liefert das Servicegeschäft: „Das wird sich bei uns auf einem konstant hohen Niveau einpendeln“, so Gehrmann.
Verschärfter Wettbewerb in den Sommermonaten
Negativ beurteilt Stefan Quary, Geschäftsführer der Dürkop-Gruppe, den Neuwagenverkauf im ersten Halbjahr: „Der Neuwagenverkauf läuft erwartungsgemäß schlecht. Insbesondere im Privatkundenkanal schaffen wir es derzeit nur begrenzt, die Kunden für die Produkte zu begeistern. Diese Tendenz verzeichnen wir über alle Marken unseres Portfolios hinweg.“ Eine Belebung im zweiten Quartal könne er nicht feststellen, im Gegenteil: Gerade die Monate Mai und Juni verliefen sehr verhalten.
Und er gehe auch nicht davon aus, dass sich das im zweiten Halbjahr ändern werde. Zumindest die Rabattsituation habe sich nicht verschärft, die Nachlässe seien eigentlich konstant geblieben. Allerdings rechne er damit, dass sich der Wettbewerb in den Sommermonaten verschärfe. Regelrecht begeistert ist Quary dagegen vom Gebrauchtwagengeschäft: „Sowohl hinsichtlich des Volumens als auch der Margen konnten wir bisher unsere Planung deutlich übertreffen. Die freien Zukaufsmöglichkeiten auf den europäischen Märkten werden diesen Trend weiter stützen.“
Durchaus gut beurteilt er auch das Servicegeschäft: „Wir spüren positive Effekte der letztjährigen Abwrackprämie in unseren Werkstätten. Zudem greifen unsere Kundenbindungsinstrumente wie ‚Dürkop Sparcard’ und ‚Dürkop Spardepot’ immer besser.“ Bezüglich des zweiten Halbjahres ist Quary trotz des schlechten Neuwagengeschäfts verhalten optimistisch. Gesetzt den Fall, sie könnten das hohe Niveau im Gebrauchtwagengeschäft und Aftersales halten, würde sich die Gruppe besser entwickeln, als in der Planung 2010 vorgesehen.
Mehr Gewerbekunden, weniger Privatkunden
Durchwachsen ist das erste Halbjahr im Neuwagenverkauf für das Autohaus Karl Russ in Dettingen gewesen. So hat sich laut dem geschäftsführenden Gesellschafter Stefan Russ der Verkauf an Gewerbekunden verbessert, das Privatkundengeschäft sei dagegen rückläufig gewesen. Zudem gebe der Kunde nicht mehr so viel Geld für ein Fahrzeug aus und entscheide sich daher eher für einen jungen Gebrauchten. Bedenklich findet Russ auch die Entwicklung der Rabatte: „Die Nachlässe sind leider nach wie vor hoch, bedingt durch den Absatzdruck, der auf den Händlern lastet.“
Verbessert habe sich dagegen das Gebrauchtwagengeschäft – und zwar sowohl hinsichtlich Umsatz als auch Ertrag. Und auch das Servicegeschäft erfreut den Geschäftsführer. Durchaus verständlich, denn das Autohaus ist im Service bereits seit Ende 2009 stets ausgelastet – und das sogar immer zwei Wochen im Voraus. Weniger gut laufe der Teileverkauf, vor allem im Thekengeschäft. Das Geschäft mit Zubehör stagniere.
Sorgenkind sei im Autohaus Russ wie bei vielen Kollegen das Nutzfahrzeuggeschäft, auch wenn es den einen oder anderen Lichtblick gebe: „Das Verkaufsgeschäft entwickelt sich aufgrund unserer lokal anspringenden Konjunktur im mittleren Neckarraum vor allem im Transportgewerbe leicht nach oben, bei aber nach wie vor ruinösem Wettbewerb.“
Eher schwach und stark schwankend stelle sich das Servicegeschäft dar, das Thekengeschäft sei hier sogar rückläufig. Aber Stefan Russ lässt es sich nicht verdrießen und geht davon aus, dass sich das Geschäft im zweiten Halbjahr in allen Bereich leicht erholen wird.
Akzeptable Erträge im Neuwagenverkauf
Über eine Umsatzsteigerung im Pkw-Verkauf von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr freut sich Knut Brinkmann, Geschäftsführer des Mercedes-Benz-Betriebs Brinkmann Bleimann in Güstrow: „Wir verkaufen zwar nur unwesentlich mehr Pkw als im Vorjahr, aber weit hochwertigere mit akzeptablen Erträgen.“ Ähnlich positiv sieht es im Lkw-Verkauf aus: „Wir haben per Mai bereits über 20 Prozent mehr Auftragseingänge zu verzeichnen als im gesamten vergangenen Jahr.“ Und auch das Transportergeschäft laufe genauso wie im Vorjahr.
Nicht dramatisch stelle sich für das Autohaus die Rabattsituation dar – zumindest in den Geschäftsfeldern, in denen der markeninterne Wettbewerb ausbleibe, könne man sogar bessere Erträge erzielen als im Vorjahr. Also alles im grünen Bereich. Im grünen Bereich bewege sich auch das Gebrauchtwagengeschäft: Trotz niedrigerer Bestände verkaufe der Betrieb ungefähr genauso viele Fahrzeuge wie im Vorjahr. „Die Ertragssituation ist besser als im Vorjahr, aber noch nicht befriedigend“, erklärt Brinkmann.
Keinen Grund zur Sorge liefert das Servicegeschäft. Dank eines guten zweiten Quartals bewege man sich hier auf Vorjahresniveau. Den Teileabsatz habe man gar um zehn Prozent steigern können. Das zweite Halbjahr einzuschätzen, traut sich Knut Brinkmann trotz der recht positiven Situation für seinen Betrieb nicht zu: „Wir nehmen, wie es kommt und machen das Beste daraus.“
Werkstatt seit Jahren ausgelastet
Weit weniger positiv sieht Uwe Conrad vom Smart Center Saarbrücken das erste Halbjahr – zumindest, was den Neuwagenverkauf angeht: „Mit dem Neuwagenverkauf sind wir nicht zufrieden. Einen Nachfrageschub konnten wir auch leider im zweiten Quartal nicht feststellen.“ Mit hohen Rabatten habe das Autohaus dagegen keinerlei Probleme: „Schon immer haben wir unsere Verkäufe nicht über Rabatte geregelt, sondern über hervorragende Kundenbetreuung und ein Plus an Service, durch das wir uns von den Mitbewerbern deutlich abheben“, erklärt der Centerleiter stolz. Gemäß diesem Grundsatz habe man auch in diesem Jahr auf großzügige Preisnachlässe verzichtet.
Begeisterung ruft das Gebrauchtwagengeschäft bei Conrad hervor: Im ersten Halbjahr konnte das Autohaus fast doppelt so viele Smart absetzen wie im Vorjahreshalbjahr. „Betrachtet man den Neu- und Gebrauchtwagenverkauf als Einheit, so haben wir insgesamt im ersten Halbjahr mehr Smart verkauft als in den ersten sechs Monaten 2009“, gerät der Geschäftsführer ins Schwärmen.
Ebenso glücklich ist Conrad über den Service – zu Recht, wie es scheint: Das Smart-Center Saarbrücken habe seit Jahren im Service mit die zufriedensten Kunden aller Smart-Center Deutschlands. Wenn das kein Grund zur Freude ist. „Unsere Werkstatt ist seit Jahren kontinuierlich ausgelastet. Das gilt auch für das erste Halbjahr 2010. Mit den Erträgen sind wir zufrieden“, meint Conrad. Bei so viel guten Nachrichten verwundert es nicht, dass Uwe Conrad von einem gleichbleibend guten zweiten Halbjahr ausgeht.
Flatrate hilft heute – und in Zukunft?
Von solch einer positiven Einschätzung ist Jürgen Poser, Geschäftsführer des Autohaus Poser in Gera, weit entfernt. Er beklagt, dass der Neuwagenverkauf sehr unbefriedigend laufe. Gerade mal 60 Prozent der Vorjahreszahlen habe man bisher erreicht. An dieser Situation habe auch der leichte Nachfrageschub im zweiten Quartal nicht wirklich etwas ändern können. Ebenfalls zu schaffen mache dem Autohaus die Rabattsituation: „Der Neuwagenverkauf findet fast ausschließlich über den Preis statt. Das heißt, die Rabatte werden immer höher“, erklärt Poser und fügt etwas optimistischer hinzu: „Wir konnten das bisher durch unsere Flatrate etwas kompensieren.“
Anders als viele Händlerkollegen versetzt den Geschäftsführer auch das Gebrauchtwagengeschäft nicht gerade in Begeisterungsstürme. Das erste Quartal sei schlecht gelaufen. Zwar verzeichne man im zweiten Quartal eine deutliche Erholung und habe nun bei den Verkaufszahlen das Vorjahresniveau erreicht. Allerdings lägen diese eben noch deutlich unter denen des Jahres 2008. Und der Rettungsanker Service? Fehlanzeige! Das Servicegeschäft präsentiere sich zwar stabil, aber die Wartungs- und Garantiereparaturen seien kontinuierlich rückläufig. „Das drückt auf den Teileumsatz und damit auf den Bruttoertrag. Wir glauben, dass sich dieser Trend aufgrund der fehlenden älteren Fahrzeuge – Schuld daran ist die Abwrackprämie – verstärken könnte“, kritisiert Poser.
Immerhin ein Lichtblick im Grau in Grau: Das Nutzfahrzeuggeschäft habe sich gegenüber dem Vorjahr in keinem Bereich verschlechtert. Ins zweite Halbjahr blickt der Geschäftsführer sehr vorsichtig. Er glaube weiter an ein solides Servicegeschäft und hoffe, dass sich das Gebrauchtwagengeschäft stabilisiere. Aber: „Das große Fragezeichen bleibt der Neuwagenverkauf. Hier hoffen wir, dass der Hersteller die Flatrate weiterführt. Sollte dies nicht geschehen, geraten wir hier noch mehr als bisher unter Druck“, resümiert Poser.
„Wir sind praktisch ausverkauft!“
Weitaus besser als bei seinem Kollegen läuft das Neuwagengeschäft im Autohaus Scherhag in Koblenz. „Das erste Halbjahr erfüllt unsere Erwartungen und Planungen voll. Zum Ende des jetzigen Quartals spüren wir einen Verkaufsschub“, freut sich Geschäftsführer Mark Scherhag. Letzterer hänge allerdings mit dem 50. Firmenjubiläum zusammen, im Zuge dessen das VW-Autohaus den Kunden spezielle Angebote unterbreitet habe. Eine zentrale Ertragssorge blieben die Rabatte – die seien nach wie vor zu hoch.
Sehr gut entwickelt habe sich das Gebrauchtwagengeschäft. „Wir sind praktisch ausverkauft. Dies schlägt sich in aktuell zurückgehenden Umsätzen nieder, weil die Ware fehlt. Die Erträge sind gut“, erläutert der Geschäftsführer. Ähnlich gut laufe es im Servicegeschäft. Die Strategie, die fünf Volumenmarken von Volkswagen im Service zu vertreten, zahle sich aus.
Und auch der Servicebereich der Marke Hyundai laufe wegen der jährlichen Wartungsintervalle gut. Mark Scherhag hat also allen Grund, zuversichtlich ins zweite Halbjahr zu gehen – und das tut er auch: „Tolle neue Produkte von Volkwagen wie der Touran und der Sharan werden uns mit Schwung ins zweite Halbjahr bringen und wir sind optimistisch.“
Noch kein Grund zur Sorge
Nicht ganz so schwungvoll geht Thomas Koch, Vorstandsvorsitzender der Koch Gruppe Automobile in Berlin, ins zweite Halbjahr. Er rechnet eher damit, dass das Geschäft in allen Bereichen gleich bleiben wird – was jedoch bei genauerer Betrachtung nicht schlecht ist. So bewege sich der Neuwagenverkauf exakt auf dem niedrigen Niveau, das die Autohausgruppe geplant habe. Das zweite Quartal habe dem Unternehmen sogar leicht höhere Verkaufszahlen beschert. Allerdings sei auch in Berlin das Niveau der Rabatte unverändert hoch.
Stabil laufe das Gebrauchtwagengeschäft – und zwar auf einem guten Level. „Die Erträge steigen“, stellt Koch erfreut fest. Sehr zufrieden ist der Autohauschef mit dem Servicegeschäft. Und auch das Nutzfahrzeuggeschäft mache Freude: Die Aufträge nähmen leicht zu. Bleiben die Geschäfte also wie von Thomas Koch erwartet im zweiten Halbjahr gleich, gibt es keinen Grund zur Sorge.
Gute Aussichten für die trübe Herbstzeit
Insgesamt zufrieden mit dem Verkauf im ersten Halbjahr ist Jochen Fenz vom Autohaus Zschernitz in Karlsruhe. Allerdings unterscheidet er zwischen seinen beiden Marken Opel und Renault. So habe das Autohaus 15 Prozent weniger Opel verkauft als 2008 – dies sei jedoch in Anbetracht der Marktanteilsentwicklung des Herstellers relativ zufriedenstellend.
Zudem habe man diesen Rückgang mit der neu hinzugenommenen Marke Renault ausgleichen können und verzeichne im ersten Halbjahr 2010 nun 22 Prozent mehr Auftragseingänge als im Vergleichszeitraum 2008. „Somit sind wir mit der Entwicklung unserer Verkäufe insgesamt zufrieden, jedoch bedauern wir den Auftragsrückgang bei Opel“, fasst Controller Fenz die Situation zusammen. Die Nachlässe seien immerhin konstant geblieben und bereiteten dem Autohaus keine allzu große Sorgen.
Konstant sei auch das Gebrauchtwagengeschäft – will heißen: „Die Erträge sind nach wie vor sehr niedrig.“ Das Servicegeschäft entlockt dem Geschäftsführer ein Lächeln: „Mit dem Servicegeschäft sind wir zufrieden. Wir konnten die Beschäftigung gegenüber 2009 um 16 Prozent steigern. Dass wir die Marke Renault hinzugenommen haben, spielt dabei keine Rolle.“
Das Nutzfahrzeuggeschäft präsentiere sich ähnlich zweigeteilt wie das Pkw-Geschäft: Das Autohaus habe acht Prozent weniger Opel im Vergleich zu 2009 verkauft. „Diesen Rückgang konnten wir durch Verkäufe von Renault-Fahrzeugen ausgleichen“, ist Fenz erleichtert. Und der Service laufe im Nutzfahrzeuggeschäft immerhin konstant. Das zweite Halbjahr schätzt Jochen Fenz ähnlich ein wie das erste: „Das dritte Quartal wird schwach beginnen und dann anziehen; das vierte Quartal wird sich um den November herum konzentrieren.“ Also gute Aussichten für die trübe Herbstzeit.
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