Head-up-Displays ergänzen die Realität

Autor / Redakteur: sp-x / Andreas Wehner

Einfach nur starre Navigationshinweise im Blickfeld waren gestern. Mit der Augmented-Reality-Technik für das Head-up-Display lässt Continental die virtuelle Welt mit der Wirklichkeit verschmelzen.

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Conti setzt für Head-up-Displays künftig auf „Augmented Reality“.
Conti setzt für Head-up-Displays künftig auf „Augmented Reality“.
(Foto: Continental)

Wirklich oder virtuell? Wenn es nach den Entwicklern von Continental geht, werden Autofahrer diese Frage beim Blick aus dem Fenster künftig nicht mehr sicher beantworten können. Denn gut zehn Jahre nach der Einführung des Head-up-Displays (HUD) bereitet der Zulieferer jetzt die nächste Evolutionsstufe dieser Projektionstechnik vor und lässt dafür unter dem Schlagwort „Augmented Reality“ (AR) die Grafiken förmlich mit der Umgebung verschmelzen.

Wenn ab dem Jahr 2017 das so genannte AR-HUD reif für die Serie ist, werden alle Informationen genau dort eingespiegelt, wo sie für den Fahrer relevant sind. Abbiegehinweise schweben dann förmlich vor den entsprechenden Querstraßen oder weisen auf dem Asphalt unmissverständlich den richtigen Weg. Warnt die Spurführungshilfe, flammen direkt entlang der Fahrbahnmarkierung rote Katzenaugen auf. Und wenn die Abstandsregelung aktiv ist, markiert eine orange Sichel am Heck des Vordermanns das entsprechende Fahrzeug, an dem sich die Elektronik orientiert.

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Möglich wird diese so genannte Augmentierung durch das enge Zusammenspiel einer neuartigen Projektionstechnik mit einer elektronischen Bildanalyse. Während wie bisher über einen TFT-Monitor die üblichen Statusdaten an den unteren Rand des Blickfelds gespiegelt werden, beamt ein weiterer Projektor mit Hunderten von Spiegeln wie im Digitalkino das zweite Bild in die Scheibe.

Das ist nicht nur deutlich größer (160 mal 30 statt 21 mal 4 Zentimeter) und schwebt in einer Entfernung von 7,50 statt nur 2,40 Metern über der Motorhaube. Vor allem ist es frei konfigurierbar und völlig variabel. So kann eine Kamera das Blickfeld auswerten, Referenzpunkte wie die Fahrbahnmarkierung, die Querstraße oder das vorausfahrende Fahrzeug erkennen und die Grafiken an die entsprechende Stelle projizieren. Und weil es keine starre Projektion ist, passt sich der Bildverlauf an jeder Kuppe oder Kurve neu an, so dass die Grafik wie ein Magnet am jeweiligen Objekt haftet.

Technik erfordert noch zu viel Bauraum

Auch wenn das AR-HUD in den Forschungsfahrzeugen bereits fast reibungslos funktioniert, hat Continental bis zur Serienreife noch einiges zu tun, räumen die Entwickler ein. Denn zum einen brauchen die zwei Projektionseinheiten mit ihren zusammen 14 Litern noch mindestens 20 Prozent zu viel Bauraum in einem Bereich des Fahrzeugs, in dem um jeden Kubikzentimeter gerungen wird. Und zum anderen ist das System aktuell schlicht noch zu teuer. Doch selbst wenn die Ingenieure den Preis noch drücken können, machen sie der breiten Masse wenig Hoffnung: Fürs erste werde das AR-HUD wohl ein Thema für gut ausgestattete Dienstwagen der gehobenen Preiskategorie bleiben.

Aber erstens gibt es für Normalverdiener auch bei Continental bald eine so genannte Combiner-Lösung mit einer ausklappbaren Projektionsscheibe wie im Peugeot 3008 oder im neuen Mini, die weniger kostet und obendrein nicht so viel Patz braucht. Und zweitens sind die Entwickler davon überzeugt, dass der AR-Technologie die Zukunft gehört und die Systeme deshalb mittelfristig über eine größere Verbreitung auch günstiger werden.

Denn glaubt man Helmut Matschi, braucht es grundsätzlich solche Systeme, damit der Fahrer überhaupt noch den Überblick behält: „In einer ständig komplexer werdenden Welt entlastet das AR-HUD den Fahrer mit einer neuen Informationsqualität“, sagt der Continental-Vorstand. „ So bekommt der Fahrer alle wichtigen Informationen leicht erfassbar vor Augen geführt. Dies ist ein wichtiger Schritt gegen Fahrerablenkung und Reizüberflutung.“ Selbst wenn man dafür auf der Motorhaube eine Kinoprojektion laufen lässt.

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