Honda: „2012 geht es wieder bergauf“
In diesem Jahr muss der japanische Importeur kämpfen, um in Deutschland 30.000 Neuzulassungen zu erreichen. Honda-Vertriebschef Christoph Stadler erklärt, wie er 40.000 Einheiten in 2012 absetzen will.
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Redaktion: 2011 sollte für die Marke Honda in Deutschland der Wendepunkt in die richtige Richtung sein. Tatsächlich ist der Marktanteil auf unter ein Prozent gesunken. Warum?
Christoph Stadler: Wir waren stark von der Katastrophe in Japan betroffen. Nicht nur in unseren japanischen Werken standen die Bänder still, sondern auch in unserem englischen Werk – und das ausgerechnet während der Einführung des neuen Jazz Hybrid. Das Ergebnis ist, dass wir in diesem Jahr kämpfen müssen, um 30.000 Neuzulassungen zu erreichen. Ursprünglich hatten wir 35.000 Einheiten im Visier.
Hat sich die Liefersituation mittlerweile wieder normalisiert?
Stadler: Ja, nur wer jetzt einen Jazz Hybrid, einen Accord Diesel oder einen Insight kauft, muss sich noch bis zum frühen Winter gedulden. Der Jazz Hybrid kommt sehr gut an: neben den 500 Neuzulassungen liegen uns 500 Aufträge vor. Ohne Lieferschwierigkeiten hätte er unsere Erwartungen deutlich übertroffen. 50 Prozent der Käufer sind Honda-Loyalisten, die anderen 50 Prozent sind Eroberungen, darunter viele ‚Downsizer‘ aus größeren Segmenten.
Ist das Kaufinteresse an Hybridmodellen spürbar gestiegen?
Stadler: Wir verkaufen in diesem Jahr rund 2.000 Modelle mit Hybridantrieb – von einem Hybridhype kann man da nicht sprechen.
Welche Akzeptanz findet das Mobilitätspaket 4Plus?
Stadler: Die Händler sind sehr zufrieden. Vor allem bei den Jazz-Fahrern ist es sehr beliebt. Betrachtet man unser gesamtes Volumen, liegt der Anteil der Kunden, die sich für das Mobilitätspaket entscheiden, bei rund 20 Prozent. Betrachtet man nur die finanzierten Geschäfte, liegt der Anteil bei über 60 Prozent.
Hat durch den kontinuierlichen Rückgang bei den Neuzulassungen auch die Händlerrentabilität gelitten?
Stadler: Nein, trotz des völlig unzufriedenstellenden Neuwagenvolumens liegt die durchschnittliche Händlerrendite bei 2,1 Prozent. Das zeigt, dass die Händler ihre eigenen Wege gefunden haben, um Geld zu verdienen. Die wichtigste Ertragssäule ist der Service. Vor allem die Partner, die unser Gebrauchtwagenmanagement nutzen, erwirtschaften auch in diesem Geschäftsbereich hohe Renditen.
Kann der neue Civic, den Honda im Januar 2012 einführt, das Ruder herumreißen?
Günter Schnatz: Der Civic steht für Honda und Honda für Civic. Mit über 20 Millionen Verkäufen von Beginn an ist er unser meist verkauftes Fahrzeug. Die neunte Generation ist ein Quantensprung in Bezug auf Interieur und Fahrwerk. Das Design polarisiert nicht mehr so stark wie sein Vorgänger, dadurch erreichen wir eine breite Käuferschicht ohne seine sportlichen Attribute aufzugeben. Beeindruckend sind aber vor allem seine inneren Werte: Beispielseise der CW-Wert von 0,27. Damit ist er Spitzenreiter in seiner Klasse. Zu erwähnen sind auch die serienmäßige Start-Stopp-Automatik in allen Modellen sowie die geniale Variabilität mit dem größtem Kofferraum im C-Segment. Der 150 PS starke Dieselmotor hat einen CO2-Ausstoß von gerade einmal 110 g/km. Der Civic läutet für uns den Eintritt in eine neue Ära ein.
Auf Seite 2: Welche neuen Modelle Honda einführt
Wie läuft der Abverkauf des Vorgängers und wieviele Einheiten des neuen Civic wollen Sie verkaufen?
Schnatz: Der Abverkauf läuft planmäßig, die Lager sind leergefegt und die Händler können sich somit voll und ganz auf den neuen Civic konzentrieren. 2012 wollen wir die Absatzzahlen des Civic verdoppeln – von 7.500 auf 15.000 Einheiten. 2013 haben wir 18.000 Einheiten im Visier. Untermauert wird das Volumen durch neue Civic-Varianten – wir planen eine Version, die sich an den motorsportlichen Genen der Marke orientiert, und einen Tourer. Neben dem Civic führen wir bis 2014 eine ganze Reihe neuer Modelle ein, die uns auf die Erfolgsspur zurückführen werden.
Nämlich?
Schnatz: Unter anderem werden wir in den kommenden drei Jahren einen kompakten Crossover-SUV auf den Markt bringen sowie einen Sportwagen. Ebenfalls geplant sind der CR-V mit Frontantrieb und der Jazz mit Start—Stopp-Automatik. Hinzu kommt eine vollständig neu entwickelte Generation von CO2- und spritsparenden Motoren, ohne den Fahrspass zu vernachlässigen.
Warum ist Honda so tief in Deutschland gesunken?
Stadler: Ein Grund war vor allem die Wirtschaftskrise im Jahr 2008. Viele Produkteinführungen wurden damals aus Kostengründen verschoben. Hinzu kamen Produktionsengpässe, ausgelöst durch wachstumsstärkere Regionen vor allem in China und Asien.. In den kommenden Jahren werden wir unsere Neuzulassungen deutlich steigern. 2012 wollen wir 40.000 Fahrzeuge neu zulassen, 2013 44.000 Einheiten und 2014 wollen wir die 50.000 Einheiten knacken. Das sind keine Fantasieziele, sondern Zahlen, die mit Produkten unterfüttert sind.
Honda tauscht die bestehenden Händlerverträge aus und führt in diesem Zuge 2013 auch neue Standards ein. Können Sie das näher erläutern?
Schnatz: Wir könnten die Händlerverträge eigentlich so lassen, weil sie jetzt schon weitestgehend GVO-konform sind. Aber wir haben uns entschieden, die Verträge einvernehmlich auszutauschen. Wir wollen mit nahezu allen unseren Händlern in die Zukunft gehen. Die neuen Standards, die wir 2013 einführen, haben wir alle mit Augenmaß definiert.
Gibt es noch weiße Flecken im Händlernetz?
Stadler: Was die Key Areas betrifft, haben wir eine hundertprozentige Abdeckung. Weiße Flecken haben wir nur in ländlichen Gegenden. Wir sind der Meinung, dass ein Händler genügend Potential haben sollte, um sowohl wirtschaftlich rentabel als auch kundenorientiert am Markt zu agieren. Aktuell haben wir 350 Point of Sales, eine Anzahl, die sich noch geringfügig verändern wird.
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