IAA 2015: Die Tüftler der neuen Mobilität
Die Digitalisierung ist auf der IAA allgegenwärtig. Besonders deutlich wird diese Entwicklung in Halle 3.1, quasi dem Silicon Valley der Messe. Ein Rundgang mit »kfz-betrieb« über die „New Mobility World“.

Im Erdgeschoss der Halle 3 präsentiert der VW-Konzern seine automobilen Neuigkeiten effektreich dem IAA-Publikum, ein Stockwerk höher geht es weniger pompös zu. Hier reihen sich wenige Quadratmeter große Stände von Hard- und Softwarespezialisten, Elektropionieren oder Stadtplanern aneinander. Für einen kurzen Moment könnte man fast meinen, die berühmten Nerd-Garagen aus dem Silicon Valley wären für zwei Wochen nach Frankfurt gezogen.
In der „New Mobility World“ dreht sich die Welt nicht um PS- oder Zylinderzahlen, vielmehr stehen Themen wie Sharing-Systeme, Car-to-X-Kommunikation oder Schwarmintelligenz ganz oben auf der Agenda der Aussteller. Wenige große Player und viele kleine Ideenschmieden geben dem Thema „Mobilität der Zukunft“ ein Gesicht.
Das Herz eines Automobils mag immer noch im Motorraum seine Arbeit verrichten, das Hirn ist aber längst in die Bord-IT abgewandert. Davon will beispielsweise Tomtom profitieren. „Für uns ist das autonome Fahren ein Zukunftsmarkt. Wir verfolgen die Fortschritte sehr genau“, sagt Marketing-Manager Jan-Maarten de Vries. Der Kartenspezialist zeigt auf seinem Stand, wie er computergesteuerte Autos unterstützen möchte. In Echtzeit lassen sich Sensordaten zwischen verschiedenen Fahrzeugen übertragen, eine effektivere Stauauskunft soll so möglich sein.
Viele der Aussteller in der Halle denken weit über das einzelne Fahrzeug hinaus. Nicht nur Autos werden in Zukunft voll vernetzt sein, im besten Falle soll die gesamte Infrastruktur miteinander kommunizieren. So gibt es verschiedene Lösungen für intelligente Ampel-, Park- oder Ladesysteme zu bestaunen.
Laden und das Thema Elektromobilität im Allgemeinen zählen ebenfalls zu den Themenschwerpunkten der „New Mobility World“. Überall in der Halle sind Ladesäulen verschiedener Hersteller verteilt, mal hängen E-Autos daran, mal zapfen sich elektrische Zweiräder hier ihre Energie ab. In einer Ecke soll den Autofahrern der Zukunft mit E-Bobbycars der alternative Antrieb bereits frühzeitig schmackhaft gemacht werden. Für die Beleuchtung in der Halle sorgen teilweise Laternen, die sich sowohl als Ladesäule, als auch als Gehäuse für Lautsprecher, Sicherheitskameras oder WLAN-Adapter eignen.
Schließlich hat auch das Internet im Mobilitätssektor eine gewichtige Rolle eingenommen. Smartphone-Integration, Infotainmentsysteme, Cloud-basierte Lösungen sind Stichworte, die durch den Bereich „Mobility Solution Center“ geistern. Neben vielen Spielereien, die eine Autofahrt unterhaltsamer gestalten sollen, sind hier auch Sicherheitsexperten am Werk.
Manfred Kube hat auf den ersten Blick wenig mit der Mobilitätsbranche zu tun. Er ist Marketing-Manager bei Gemalto, einem Hersteller von Chip-Karten. An seinem Stand preist er sogenannte „M2M-Lösungen“ zum besseren Schutz der IT-Systeme im Fahrzeug an. Eine Sparte, die durch vermehrte Hackangriffe auf Autos in letzter Zeit kontinuierlich an Bedeutung gewinnt. „Wir versprechen keine hundertprozentige Sicherheit, das wäre vermessen, aber wir sind nahe dran“, sagt Kube.
Die Leistungen seines Unternehmens zeigt Kube in einem kurzen Porträtfilm. Allerdings nicht auf einem normalen Bildschirm. Die Vorstellung gibt es nur über eine brillenartige Konstruktion, die Autobauer beispielsweise für virtuelle Fahrsimulationen einsetzen. Der Nerd-Faktor in der „New Mobility World“ will schließlich gehegt werden.
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