»kfz-betrieb«-Auto-Check: Dacia Lodgy DCI 110

Autor / Redakteur: Jan Rosenow / Dipl.-Ing. (FH) Jan Rosenow

Viel Platz für wenig Geld: Wer das sucht, der wird bei Dacia immer fündig. Doch der neue Familienvan Lodgy punktet auch mit anderen Stärken.

Der Lodgy ist das bislang größte Modell im Dacia-Programm.
Der Lodgy ist das bislang größte Modell im Dacia-Programm.
(Foto: Rosenow)

Viele Autohersteller packen ihre Pressetestwagen mit allen Ausstattungsfeatures voll, die in der Preisliste zu finden sind. Die Folge ist, dass ein Mittelklassewagen süddeutscher Herkunft auf diese Weise ganz schnell über 60.000 Euro kostet. Wenn Dacia das Gleiche versucht und den Kompaktvan Lodgy in der höchsten Austattungslinie „Prestige“ mit dem stärksten verfügbaren Dieselmotor kombiniert, dann steht auf dem Preisschild trotzdem lediglich eine Summe von 16.490 Euro. Dafür gibt es in dieser Fahrzeugklasse sonst nur Gebrauchtwagen.

Dabei soll in diesem Beitrag nicht nur der Preis im Vordergrund stehen. Denn wer die neuen Dacia-Modelle wie den Familienvan Lodgy ausschließlich danach bewertet, der wird ihnen nicht gerecht – obwohl der niedrige Tarif sicherlich die meisten Kunden zu der rumänischen Renault-Tochter führt.

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Denn auch mit seinen sonstigen Qualitäten kann der Lodgy durchaus punkten. Da wäre zum einen das Platzangebot: Auf rund 4,50 Metern Länge bringt er sieben vollwertige Sitze unter und sogar noch so viel Kofferraum, dass sich mehrere Einkaufstaschen verstauen lassen. Maximal fasst der Laderaum 2.617 Liter – der Rekordwert im Segment.

Die dritte Sitzreihe (Aufpreis 590 Euro) lässt sich mit zwei Handgriffen ausbauen und ist so leicht, dass sie eine einzelne Person problemlos wegtragen kann. Allerdings wirkt das Untergestell auf den ersten Blick fast schon zu filigran, bedenkt man die Kräfte, die im Crashfall darauf einwirken.

Leichtbau durch Weglassen

Überhaupt frappiert die Leichtigkeit, die sich im Umgang mit dem Lodgy wie von selbst einstellt. Das liegt zum einen buchstäblich an seinem geringen Gewicht: Eine Masse von knapp über 1.300 Kilogramm für einen ausgewachsenen Siebensitzer ist fast schon sensationell gering und zeigt, dass Leichtbau durch Weglassen letztlich viel effektiver ist als der Weg, ein mit Ausstattung vollgepacktes Auto durch teure Materialien wieder zu erleichtern. Viele Konkurrenten wie der Opel Zafira bringen mindestens 300 Kilogramm mehr auf die Waage.

Die sehr leichtgängige Lenkung und der spritzige Dieselmotor tragen ebenso zum Wohlbefinden im Lodgy bei wie das übersichtliche Cockpit und die einfach bedienbare Infotainmenteinheit mit Touchscreen. Und trotz seiner leichten Bauweise fuhr der Lodgy klapperfrei über die Schlaglochpisten in der Würzburger Innenstadt.

Doch es soll nicht verschwiegen werden, dass die einfache und sparsame Konstruktion des Rumänen auch ihre Nachteile hat. So erreichte das Auto im Euro-NCAP-Crashtest nur drei von fünf Sternen. Das schlechte Ergebnis kam zwar auch dadurch zustande, dass die Testorganisation den Dacia wegen des nicht überall in Europa serienmäßigen ESP-Systems zurückgestuft hat (in Deutschland ist es allerdings Standard): Aber weder der Schutz für den Fahrer noch der Fußgängerschutz erreichen das Niveau der Konkurrenz.

Diesel mit tiefem Turboloch

Auch etwas mehr Dämmmaterial hätten die Dacia-Techniker verbauen können: Der eigentlich als leise und laufruhig bekannte 1,5-Liter-Turbodiesel von Renault nagelt im Lodgy robust vor sich hin, und selbst die Scheibenwischer sind lauter als in anderen Autos der gesamte Antriebsstrang.

Der 79 kW/107 PS starke Selbstzünder kann zwar mit sehr guten Durchzug aufwarten, versackt aber knapp über dem Standgas erst einmal in einem tiefen Turboloch. Die sehr leichtgängige Lenkung täuscht eine Handlichkeit vor, die das große Auto mit dem langen Radstand (2,81 Meter) gar nicht besitzt – das merkt der Fahrer spätestens beim Abbiegen auf engem Raum, wo er wie ein Busfahrer lieber etwas weiter ausholen sollte.

Insgesamt ist der Dacia Lodgy aber ein konkurrenzloses Angebot – nicht nur wegen seines Preises, sondern auch durch sein Platzangebot. Mit dem einfachen Design und der robusten Innenausstattung kann man gut leben, aber die schlechte passive Sicherheit zeigt die Grenzen des Konzepts. Immerhin sind ESP und vier Airbags in Deutschland serienmäßig.

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