»kfz-betrieb« Auto-Check: Honda CR-Z
Eine große Bürde für ein kleines Auto: Der Honda CR-Z soll gleichzeitig sparsamer Hybrid und feuriger Sportwagen sein.
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Kompakte und preiswerte Coupés sind vom Aussterben bedroht. Einer der letzten Vertreter dieser liebenswerten Bauform ist der Honda CR-Z, der in Abmessungen und Form an die glorreichen Zeiten des Segments erinnert – und an seinen legendären Vorgänger CRX. Eine aggressive Front, breite Spur, eine flache Dachlinie und die tiefe Sitzposition signalisieren: Nutzwert? Egal! Hier kommt der Fahrspaß!
Doch der Fahreindruck ernüchtert: Anders als der bis zu 160 PS starke Ur-CRX – der Schrecken der Landstraße – ist sein moderner Nachfolger eher zurückhaltend motorisiert. Der 1,5-Liter-Vierzylinder leistet 89 kW/121 PS und speist magere 146 Newtonmeter in den Triebstrang ein. Und das in Zeiten, in denen schon fast jeder Kleinwagen über Turboboost verfügt.
Richten soll es beim CR-Z der „Integrated Motor Assist“, ein zusätzlicher Elektromotor, der den Zweitürer zum Hybridauto macht. Honda ist sehr stolz darauf, dass es ihnen als erste Firma gelungen ist, einen Hybridantrieb mit einem Handschaltgetriebe zu verheiraten.
Der erste Hybrid mit Handschaltgetriebe
Herzlichen Glückwunsch dazu von unserer Seite – aber retten kann das die Situation nicht mehr. Der CR-Z krankt an seinem Konzept: Sein Antrieb stammt urspünglich von Kleinwagen wie dem Insight und dem Jazz, deren höchstes Ziel es ist, sparsam und leise im Stadtverkehr mitzuschwimmen. Für einen Sportwagenfahrer ist das hingegen nicht die Priorität. Der liebt das Spiel mit dem Gaspedal, das lustvolle Herausbeschleunigen aus einer Serpentine, das Druckgefühl im Brustkorb bei Vollgas im zweiten Gang.
All das kann der CR-Z nicht bieten. Zwar bemüht sich der Elektromotor mit seinen 78 Newtonmetern nach Kräften, die Lage zu retten, aber nach wenigen schnellen Kilometern ist die Batterie leer und die Fahrleistungen lassen noch einmal deutlich nach.
Tolles Fahrwerk mit schwachem Motor
Dabei bietet der CR-Z fahrwerksseitig durchaus alle nötigen Voraussetzungen für kernigen Kurvenspaß. Die exakte Lenkung ist im Kurvengewimmel der deutschen Mittelgebirge jederzeit Herr der Lage, das straffe Fahrwerk mit dem tiefen Schwerpukt erlaubt erlebnisreiche Kurvengeschwindigkeiten, und wenn der Japaner einmal in Schwung ist, dann ist der Fahrspaß groß. Doch wehe, ein vorausfahrender Lkw unterbricht die wilde Jagd: Blitzschnelle Überholmanöver bleiben im CR-Z leider ein unerfüllter Traum.
Bei schneller Fahrweise steigt zudem der Verbrauch auf Werte, die für sich betrachtet immer noch niedrig sind, aber keinen Hybrideffekt mehr erkennen lassen. Um die sieben Liter pro 100 Kilometer sollte der CR-Z-Pilot dann einkalkulieren. Im Stadtverkehr geht es dafür deutlich sparsamer zu.
Für Fahrer und Beifahrer bietet das Vier-Meter-Auto ausreichende Platzverhältnisse. Nach hinten sollten sich hingegen höchstens Kinder wagen, und auch das nur für kurze Strecken – denn sie sitzen nicht nur äußerst beengt, sondern auch direkt unter der gläsernen Heckklappe. Sonnenschutz: Fehlanzeige. Überhaupt bietet der Blick nach hinten wenig Erquickliches. Wie bei vielen modernen Hondas ist die Heckklappe horizontal geteilt, und ein stabiler Querträger versperrt die Sicht auf den rückwärtigen Verkehr.
Störend sind zudem die durch die extrem breite C-Säule miserable Übersicht und das für Honda typische Cockpit mit seinen vielen Anzeigeebenen und optischen Spielereien. Die Heizungsbedienung ist beispielsweise schön kompakt neben dem Lenkrad angeordnet, verdrängt dadurch aber den Infotainment-Bildschirm sehr weit nach rechts, sodass der Fahrer lange Arme braucht.
Fazit: Ein Renner ist der Honda CR-Z nicht – weder auf der Straße noch in der Verkaufshitliste. Seine Fahrleistungen halten einfach nicht mit seinem sportlichen Äußeren mit – wer hingegen einfach ein sparsames Hybridauto fahren will, der findet im Honda-Programm geräumigere und günstigere Alternativen. Vielleicht muss für den kleinen Japaner erst noch das richtige Marktsegement erfunden werden: das der Spartwagen.
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