Kfz-Gewerbe fordert Diesel-Nachrüstverordnung

Autor Jens Rehberg

ZDK-Vizepräsident Wilhelm Hülsdonk hat auf der Bundestagung des Zentralverbands in Berlin eine Nachrüstverordnung für ältere Diesel-Pkw und Kleintransporter in Deutschland gefordert. Viele Hersteller hätten die benötigten Teile bereits im Regal.

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(Bild: Zietz)

ZDK-Vizepräsident Wilhelm Hülsdonk hat eine Nachrüstverordnung für ältere Diesel-Pkw und Kleintransporter in Deutschland Wilhelm Hülsdonk gefordert. Vor rund 450 Branchenvertretern auf der ZDK-Bundestagung am Dienstag in Berlin sagte er, dass sich Fahrverbote nur verhindern ließen, wenn es wirksame Perspektiven bei der Nachrüstung gäbe. Praxistests hätten gezeigt, dass es durchaus möglich sei, einen Stickoxidausstoß von weniger als 80 Milligramm pro Kilometer und damit Euro 6-Niveau durch entsprechende Maßnahmen zu erreichen.

Viele Hersteller hätten die hierfür benötigten Teile dafür bereits im Regal. Eine nationale Nachrüstverordnung sei eine weitere notwendige Konsequenz aus der Abgas-Affäre, nachdem bereits die Endrohrmessung bei der AU zum kommenden Jahreswechsel wieder verpflichtend eingeführt werde.

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ZDK-Präsident Jürgen Karpinski wies darauf hin, dass der Diesel-Anteil bei Neuwagen im September um 21,3 Prozent zurückgegangen sei – ein klares Ergebnis der Verunsicherung der Verbraucher durch die Diskussion um drohende Fahrverbote. Auch im Gebrauchtwagen-Geschäft seien inzwischen Bremsspuren zu sehen. Rund 300.000 Euro 5-Diesel würden sich zurzeit bei den Händlern „die Reifen plattstehen“ – mit einem Wert von rund 4,5 Milliarden Euro.

Durch Leasing-Rückläufer drohe dem Handel weiteres Ungemach. So befürchteten rund 82 Prozent der markengebundenen Händler, dass Diesel-Rückläufer aus Leasingverträgen in den nächsten zwei Jahren zu einem existenziellen Risiko für das eigene Unternehmen werden könnten. Die Hardware-Nachrüstung diene der Umwelt und trage zur Stabilisierung der Fahrzeugwerte bei. „Das ist nicht nur für die Autobesitzer, sondern ganz besonders auch für unsere Betriebe lebenswichtig“, so Karpinski.

ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn betonte, es gebe keine Alternative zum Diesel – nicht zuletzt aufgrund der Notwendigkeit, die CO2-Ziele zu erreichen. Zwar versachliche sich zumindest die öffentliche Diesel-Diskussion langsam, neue Sorgen bereiteten aber dafür die Diskussionen um neue Händlerverträge bei mehreren Fabrikaten wie etwa VW und Skoda. „Man hat den Eindruck, dass der Hersteller da sehr leichtfertig mit umgeht – das ist unverantwortlich, und es zeigt, dass man mit Leuten zu tun hat, die noch nie mit eigenem Geld gearbeitet haben“, so der Händler wörtlich. Und ergänzte in diesem Zusammenhang: „Wir glauben nicht, dass die Virtual-Reality-Brille die Probefahrt ersetzt – wir glauben an Emotionen, und die gibt es nun mal nur bei uns in den Betrieben.“

Wissmann sieht Hardwarenachrüstung skeptisch

Als Gastredner beschwor VDA-Präsident Matthias Wissmann die Gemeinsamkeiten zwischen der Industrie und des Kfz-Gewerbes - zusammen sei man im Zuge der Abgas-Affäre einem Generalangriff ausgesetzt. Es gebe Kritiker, denen gehe es weder um den Diesel oder den Benziner, sondern um einen Angriff auf die individuelle Mobilität. „Dem sollten wir uns massiv entgegenstellen“, so Wissmann.

Zu der vom ZDK geforderten Nachrüstverordnung äußerte sich der VDA-Präsiden allerdings zurückhaltend: „Wir sind in Sachen Hardwarenachrüstung bei der Betrachtung von Aufwand und Ertrag skeptischer als Sie.“ Problematisch seien zudem Zeithorizont und Typgenehmigungsfragen. Er betonte, die Industrie wolle sich auf die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur in den Großstädten konzentrieren. „Nachrüstung ist bei uns nicht das Topthema.“ Wissmanns Schlussargument gegen die Hardwarenachrüstung löste sogar hörbare Reaktionen unter den Zuhörern aus: „Wir haben nur eine begrenzte Anzahl von Ingenieuren und Entwicklern.“

Immerhin bedankte sich Matthias Wissmann bei den „Hunderttausenden Mitarbeitern aus dem Kfz-Gewerbe, die in diesen schwierigen Zeiten den Kopf hinhalten.“

Weitere Themen auf der Bundestagung waren alternative Antriebe, technische Fahrzeugüberwachung, internetbasierte Kfz-Zulassung, die zukünftige Rolle des Autohandels und die Nachwuchsgewinnung. Dazu setzte Autor und Strategieberater Sascha Lobo nachdenkenswerte Akzente unter der Überschrift „Die Generation Z in ihrer hyper neuen Arbeitswelt“.

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