Stickstoffdioxid-Problematik Kfz-Innung Stuttgart: „Fahrverbote haben Vermögen vernichtet“
Die Luft in der Stuttgarter Innenstadt ist sauberer – und der Bestand an alten Dieselfahrzeugen geschrumpft. Insgesamt aber stieg die Zahl der Neuzulassungen, darunter auch die moderner Selbstzünder. Die Kfz-Innung Stuttgart fordert daher, den Kampf gegen Dieselfahrzeuge zu beenden.
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Drei Jahre nach dem Erlass der Dieselfahrverbote in Stuttgart zieht Obermeister Torsten Treiber von der Kfz-Innung Stuttgart Bilanz: „Die Diesel-Pkw werden immer moderner, aber auch langsam weniger.“ Genau drei Jahre war es am Jahreswechsel her, dass in Stuttgart Dieselfahrverbote ausgerufen wurden.
Das Land Baden-Württemberg hatte die Fahrverbote aufgrund von Gerichtsurteilen erlassen müssen, um die Stickstoffdioxid‐Grenzwerte einzuhalten: Seit Januar 2019 besteht in Stuttgart für Auswärtige und seit 1. April 2019 für Stuttgarter Bürger im gesamten Stadtgebiet ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge der Abgasnorm Euro 4 und älter. Seit Juli 2020 dürfen auch Dieselfahrzeuge der Abgasnorm Euro 5 nicht mehr in die Stuttgarter Innenstadt.
Die Folgen der Fahrverbote bewertet die Kfz-Innung kritisch. „Vor allem wurden Millionenwerte bei den privaten Dieselbesitzern vernichtet“, sagt Treiber. Allein die Debatte um die drohenden Fahrverbote habe dafür gesorgt, dass Dieselfahrzeuge unattraktiv wurden und an Wert verloren. So sank bereits 2018 die Zahl der Dieselfahrzeuge in der Region Stuttgart bis zum Inkrafttreten der Fahrverbote um fast 18.000 Autos auf etwas über 505.000.
Derzeit seien in der Region noch rund 430.000 Dieselfahrzeuge auf den Straßen. Auch wenn der Bestand geschrumpft sei, „lebe der Diesel immer noch“, so Innungsgeschäftsführer Christian Reher. Insgesamt habe trotz der sinkenden Anzahl der Selbstzünder der Gesamtbestand an Fahrzeugen in Stuttgart und der Region um rund 35.000 Pkw auf 1,67 Millionen zugenommen. Und: Nirgendwo in der Region wurden seit 2018 so viele Diesel-Pkw neu zugelassen wie in Stuttgart, so die Innung.
Tatsächlich ist die Luft in Stuttgart sauberer geworden und die Belastung durch Stickstoffdioxid gesunken. Das hat auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) in ihrem Rechtsstreit mit dem Land Baden-Württemberg um die Luftreinhaltung in Stuttgart anerkannt und Ende November ihren Vollstreckungsantrag gegen das Land vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart zurückgezogen.
„Unterm Strich ist es das Zusammenspiel von Modernisierungswelle bei den Pkw und technischen Maßnahmen wie den Filtersäulen vor Ort“, erklärt Roger Schäufele, der Kreisvorsitzende der Kraftfahrzeuginnung. Obermeister Treiber fordert deshalb, „damit aufzuhören, die Dieselfahrer immer wieder zu Prügelknaben zu machen“.
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