Getriebe-Zickereien kennt der neue Rapide gar nicht. Acht verschiedene Übersetzungen offeriert das längst zum S-Modell avancierte Cruiser-Modell mit theoretischem Platz für die ganze Familie. Zu schade eigentlich, dass es David Brown als damaliger Firmeneigner vorzog, den Rapide als Lagonda auf die Straße zu bringen, denn die beiden hier angetretenen Exemplare wären auch namentlich ein schönes Paar gewesen.
Der extralange, seinerzeit in Dubai vorgestellte Lagonda Taraf (auch auf dem Rapide basierend freilich) war dann doch eine Nummer zu abgehoben für diesen Vergleich, zumal sein Neupreis von umgerechnet einer Million Euro den damaligen finanziellen Aufwand für den Lagonda Rapide selbst inflationsbereinigt weit übersteigt.
Moderner Rapide S: 327 km/h schnell
Dann lieber 196.000 Euro für einen Aston Martin Rapide S ausgeben, dessen 5,9 Liter großer Zwölfzylinder mit nunmehr 411 kW/560 PS seit der Überarbeitung richtig Dampf hat. War die erste Serie mit den auch nicht gerade mageren 477 Pferdchen vor allem im oberen Geschwindigkeitsbereich ein wenig träge, kann es das aktuelle Modell auch mit den giftigsten Sportlern dieser Welt aufnehmen. Als Transaxle-Vertreter mit weit Richtung Fahrgastzelle liegendem Motor kann der Rapide auch behände um die Ecken, doch man fühlt sich in ihm keineswegs getrieben und erfreut sich ebenso an der entspannten Reise.
Es beeindruckt natürlich schon, wenn man die „327“ im Fahrzeugschein liest – das ist die km/h-Zahl, mit welcher der Rapide S in den offiziellen Papieren gehandelt wird. Doch man muss nicht annähernd so schnell fahren, um in diesem Auto Glück zu empfinden. Dem leicht rauchigen Zwölfzylinderfauchen zu lauschen, reicht bereits aus für den Beginn einer Liebesbeziehung zu diesem Auto, mit dem man übrigens verhältnismäßig sparsam weite Ziele ansteuern kann. Das Geheimnis liegt in der ZF-Wandlerautomatik, deren achter Gang die Drehzahl des mächtigen Zwölfenders bei Richtgeschwindigkeit unter die 1.500er-Markierung drückt.
Und jetzt bitte einmal aussteigen und Heckklappe öffnen: Es ist eine Augenweide, die vier ästhetisch designten, durchaus kommoden und belederten Sportsessel aus dieser Perspektive zu betrachten. Dass großgewachsene Personen den Rapide jetzt nicht als Raumwunder empfinden, Schwamm drüber. Er gibt vielmehr den passenden Maßanzug.
Wer sich den neuen Rapide gönnen möchte – nur zu, wenn das Budget mitspielt. Freude liefert er etwa in gleichem Maße wie der V12 Power. Und der Lagonda? Ein feiner Wochenend-Oldie der Sechziger mit Exoten-Status. Bitte nicht von der Suche abhalten lassen wegen der geringen Stückzahl – das eine oder andere Exemplar taucht immer mal wieder auf. Die Preise pendeln sich zwischen 100.000 und 200.000 Euro ein. Es ist eben nicht günstig, einen Aston Martin zu fahren.
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