DC-Connected Meister-Dongle startet durch

Von Steffen Dominsky

Gerade mal ein gutes halbes Jahr ist es her, da erschien ein neues Werkzeug mit dem Ziel, freie Werkstätten mit den Fahrzeugen ihrer Kunden digital zu verbinden. Jetzt bietet der „Meister-Dongle“ bereits deutlich mehr Funktionen.

Klein, aber kann was: Der „DCoder“-Dongle kann künftig sämtliche Steuergeräte eines Fahrzeugs von unterwegs aus auslesen.
Klein, aber kann was: Der „DCoder“-Dongle kann künftig sämtliche Steuergeräte eines Fahrzeugs von unterwegs aus auslesen.
(Bild: Dominsky/»kfz-betrieb«)

Preisfrage: Was braucht man, wenn man hoch hinaus ins All gelangen möchte? Richtig: eine Rakete. Nun möchte ein noch junges Unternehmen aus dem bayerischen Nersingen namens DC-Connected zwar nicht gleich den Weltraum erobern. Gegen hoch hinaus haben Bianca und Dennis Christ mit ihrem Meister-Dongle jedoch nichts einzuwenden. Genauer gesagt möchten die beiden den Markt der OBD-Dongles für freie Werkstätten aufmischen. Denn diese sind nicht nur aus ihrer Sicht oftmals wenig praxisnah.

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Und was für eine ordentliche Rakete gilt – man zündet eine Stufe nach der anderen – gilt auch für gerade erst gestartete Unternehmen und ihre Produkte und Angebote. Genau daran halten sich auch die Christs mit ihrem Diagnosewerkzeug: Mitte 2021 mit den ersten Geräten und Kunden gestartet, haben die beiden mittlerweile ein halbes Tausend ihrer kleinen „Verbinder“ unters Werkstattvolk gebracht, sprich freie Werkstätten setzen diese bei ihren Kundenfahrzeugen bereits ein.

Auf Stufe 1 folgt nun 2

Und jetzt folgt Ausbaustufe 2 ihres Dongles namens „DCoder“: Werkstätten konnten schon bislang jederzeit „over the air“ auf OBD- und Steuergerätedaten eines Fahrzeugs zugreifen. Allerdings konnten sie das a) nur im Fall des Motorsteuergeräts und b) da auch nur die Funktion Fehlerspeicher lesen/löschen ausführen. „Dank unserer neuen Live-Diagnose kann die Werkstatt nun auf sämtliche Steuergeräte eines Fahrzeugs zugreifen sowie den Fehlerspeicher löschen und darüber hinaus in Zukunft auch Parameter/Istwerte auslesen“, erklärt Bianca Christ im Gespräch mit »kfz-betrieb«.

Dazu wird der Dongle in den sogenannten Live-Modus geschaltet und gibt so den Zugang zu Steuergeräten für ABS, Getriebe, Lenkung etc frei. Dem Fahrer wird akustisch signalisiert, dass sich die Werkstatt auf sein Fahrzeug schaltet. „Selbstverständlich muss der Wagen dazu stehen, was die Werkstatt ganz leicht feststellen kann, da der aktuelle Status des Fahrzeugs angezeigt wird. Schließlich geht Sicherheit vor“, erklärt Dennis Christ. Künftig wird es in der DC-Connected-App für solche Fälle auch einen Hinweis geben, dem der Fahrer vor der Live-Diagnose explizit zustimmen muss.

Hella Gutmann lässt grüßen

Neben einem automatischen Gesamtfehlerspeicher steht DCoder-Kunden auch ein sogenannter Quick-Check zur Verfügung. Dabei können sie einzelne Steuergeräte abfragen, wie sie es von ihrem klassischem Diagnosetester her kennen, und so Fehler eingrenzen. Apropos Diagnosetester: Wem gewissen Funktionen und Abläufe von seinem Mega-Macs-Tester bekannt vorkommen sollten: Das ist kein Zufall. Schließlich fungiert der Ihringer Spezialist als Lieferant für den Baustein „Diagnose“ innerhalb der DC-Connected-Plattform.

Aktuell stecken Bianca und Dennis Christ und etliche Werkstätten, mit denen sie kooperieren, in der sogenannten Betaphase, um ihr Produkt mit den neuesten Funktionalitäten auf Herz und Nieren zu prüfen.

Eine Antwort auf Remote Services der Hersteller

Und wer nun fragen sollte: „Wann kommen Stufe 3 und 4 des Meister-Dongles?“, dem sei gesagt: „Ist bereits in Arbeit!“ Die nächsten Landmarken auf dem Weg zur digitalen freien Kfz-Werkstatt sind bereits gesetzt. „Die Entwicklung der Live-Diagnose over the air ist quasi nur der Grundstein für ein umfassendes und leistungsfähiges Telematik-Diagnose-Portal für den Independent Aftermarket“, verrät Kfz-Meister Dennis Christ. Was er damit sagen möchte? Dass sich auch Nichtmarkenbetriebe künftig mit Themen wie Automatisierung und Intelligenz der Systeme auseinandersetzten müssen, wollen sie nicht langfristig vom Markt abgehängt werden.

Mit DC-Connected bekommen Werkstätten ein Werkzeug an die Hand, mit dem sie ebenso wie die Partner von Automobilherstellern digital und bidirektional Kontakt zu ihren Kunden halten können. Somit können sie Konzepten wie Remote Services der OEMs etwas entgegensetzen. Beispielsweise bekommen sie jetzt schon angezeigt, wenn ein Kundenfahrzeug ein Problem hat. Künftig werden sie und damit auch ihre Kunden erfahren, wann dieses zum nächsten Service muss. Und das nicht etwa anhand starrer Wartungsintervalle nach Zeit oder Laufleistung. Sondern anhand zusätzlicher Parameter, die die DC-Connected-Software individuell erfasst, so besagten Service vorab ankündigt und für die Werkstatt planbar macht. Noch bevor das Fahrzeug meldet „Jetzt ist es so weit!“.

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