Autoabos „Mit Abos könnten hohe Vertriebskosten wegfallen“

Das CAR-Institut um Ferdinand Dudenhöffer prophezeit Auto-Abos eine blühende Zukunft und will das nun mit einer weiteren Studie untermauern. Zu den vielen Annahmen in der Studie zählt auch eine, die dem stationären Handel nicht schmecken dürfte, sollte sie sich bewahrheiten.

Kunden schließen Autoabos zumeist online ab.
Kunden schließen Autoabos zumeist online ab.
(Bild: Like-2-Drive)

Ferdinand Dudenhöffer ist ein Fan von Autoabos. Das unterstrich der Direktor des CAR-Instituts Duisburg (nicht identisch mit dem früheren CAR-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen) am Dienstag einmal mehr vor Journalisten. Gemeinsam mit Vertretern von Fleetpool, der Ergo Versicherungsgruppe und von IBM stellte der „Autopapst“ eine Studie vor, die den Mehrwert von Abos gegenüber anderen Auto-Vertriebswegen erneut unterstreichen soll.

Dazu befragten die Beteiligten zwei Kundengruppen: 1.181 Personen, die bei der Fleetpool-Tochter Like-2-Drive bereits ein Abo abgeschlossen haben und 1.026 volljährige Führerscheinbesitzer, die sich in den kommenden drei Jahren ein Auto zulegen wollen. In letzterer Gruppe spielen Autoabos bisher keine Rolle. Im Gegenteil: Einer Mehrheit von 53 Prozent sind sie bislang nicht einmal ein Begriff.

Lieber einfach als günstig

Trotzdem kommen Dudenhöffer und Co. bei der nächsten Frage zu dem überraschenden Ergebnis, dass 72 Prozent der Befragten aus jener Gruppe sich vorstellen könnte, ein Auto zu abonnieren. Dudenhöffer zufolge habe man den Teilnehmern zuvor die Vorteile der Subscription-Modelle dargelegt. Dazu stellte man den Studienteilnehmern Rechen-Beispiele für die Anschaffungskosten eines Fiat 500e und eines Mercedes EQA vor. Dabei lagen die Raten für ein 24-Monats-Abo beim Fiat (279 Euro) und beim Mercedes (499 Euro) nur unwesentlich über denen für ein 48-Monats-Leasing (Fiat: 260 Euro, Mercedes: 470 Euro) mit gleicher Kilometer-Laufleistung. Dudenhöffer bezeichnete jene Werte als Preise, die man so am Markt finden könne.

Für die Like-2-Drive-Kunden ist der Preis allerdings gar nicht der ausschlaggebende Faktor für ein Abo. Sie schätzen vor allem, dass Abos „einfach und unkompliziert“ (75 %) und „flexibel“ (70 %) seien. Aus Kostengründen hat sich dagegen mit 43 Prozent nur eine Minderheit dafür entschieden. Dabei bewerben Fleetpool und Co. ihre Angebote gerne als Rund-um-Sorglos-Pakete, bei denen man in keine Kostenfallen tritt, da etwa Versicherung und Wartungspakete schon in der Monatsrate inkludiert sind.

Doch auch den Faktor Flexibilität kann man zumindest ein Stück weit hinterfragen. Denn der Studie zufolge werden die Wunschlaufzeiten von Abonnenten immer länger. Von den Like-2-Drive-Kunden gaben 49 Prozent an, sich am liebsten für 12-Monats-Abos zu entscheiden. Direkt dahinter folgen gar 24-Monats-Angebote (21 %) gemeinsam mit Modellen für sechs Monate. Kürzere Laufzeiten präferierten nur ein Prozent der Befragten. Diese sind in den Raten oft deutlich teurer als längerfristige Angebote. Gut ist diese Entwicklung allerdings vor allem für die Anbieter selbst, da ständige Fahrzeugwechsel der Kunden sie vor logistische und finanzielle Probleme stellen könnten. Fleetpool-COO Alexander Kaiser erläutert: „Im Sommer ein Cabrio und im Winter ein SUV – das entspricht nicht der Realität.“

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Entscheidender sei daher, dass Abos deutlich einfacher abgeschlossen und verwaltet werden könnten als etwa Leasing-Verträge. 80 Prozent der Befragten aus der Like-2-Drive-Gruppe gaben an, dass sie sich ihr Auto bevorzugt online zulegen. In der anderen Gruppe waren es nur 38 Prozent, hier steht der persönliche Kontakt bei der Autobeschaffung noch im Vordergrund (54 %).

„Wer einmal online kauft, bleibt dabei“

Ferdinand Dudenhöffer erwartet, dass sich das zunehmend verschieben wird. „Wer einmal online kauft, bleibt dabei. Und wer einmal abonniert, wird das auch wieder tun“, ist er sich sicher. Gerade für Automobilhersteller sei es interessant, das nun zu forcieren. Denn damit könnten sie hohe Vertriebskosten einsparen, die auf dem klassischen Weg anfallen. „Die Kosten im klassischen Vertrieb liegen heute bei 10 Prozent des Fahrzeugpreises. Und diese könnten wegfallen, wenn man auf Abos geht. Das könnte sich auch positiv auf die Preise auswirken. Online-Vertriebskosten sind deutlich geringer“, so Dudenhöffer.

Für den stationären Autohandel klingt das nach einem bedrohlichen Szenario. Schließlich bieten immer mehr Marken Abos an. Doch auch Händler selbst können zu Abo-Anbietern werden.

Als „Win-Win-Koalition“ bezeichnet Dudenhöffer gar die Kombination aus Autoabo und Elektroauto. So könnten die Subscription-Modelle Vorbehalte gegenüber den Stromern abbauen, ist er überzeugt. „Die Risiken wie Batterie-Lebensdauer, Reparaturkosten, lange Vertragsbindung und ungewisser Wiederverkaufswert werden bei einem Auto-Abo ausgeschlossen. Daher ist es wenig überraschend, dass in unserer Studie 46 Prozent sagten, dass ein Auto-Abo den Einstieg ins Elektroauto erleichtert“, heißt es. „Wenn man Elektroautos schnell auf die Straße bringen will, muss man Risiken herausnehmen. Und dafür sind Abos eine Möglichkeit“, so Dudenhöffer weiter.

Noch ist das in der Praxis allerdings offenbar nicht so recht angekommen. Von den befragten Like-2-Drive-Kunden hatten nur sieben Prozent ein E-Auto abonniert. 22 Prozent könnten sich der Studie zufolge aber vorstellen, als nächstes auf einen Stromer umzusteigen.

Auch generell spielen Abos bislang nur eine untergeordnete Rolle im Autovertrieb. Das CAR-Institut schätzt, dass im vergangenen Jahr hierzulande rund 52.200 Abo-Verträge im Umlauf waren. Damit sei ihre Zahl im Vergleich zu 2020 um ein Viertel gestiegen, bei einem gleichzeitig schrumpfenden Gesamtmarkt. Insgesamt gab es in Deutschland 2021 rund 2,62 Millionen Pkw-Neuzulassungen, 10,1 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

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