Mondlandung: Ford war vor 50 Jahren dabei

Autor Steffen Dominsky

Vor 50 Jahren betraten Neil Armstrong und Buzz Aldrin als erste Menschen den Mond. Die gewaltige technische Anstrengung möglich gemacht hat auch Philco-Ford, ein damaliger Firmenzweig des Autobauers. Der war maßgeblich am Bau des Mission-Control-Centers der NASA in Houston beteiligt.

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Die Ford-Tochter Philco sorgte mit dafür, dass vor 50 Jahren der erste Mensch den Mond betrat.
Die Ford-Tochter Philco sorgte mit dafür, dass vor 50 Jahren der erste Mensch den Mond betrat.
(Bild: Ford)

„The Eagle has landed“, dies waren die ersten Worte des Astronauten Neil Armstrong, nachdem Apollo 11 auf der Mondoberfläche aufgesetzt hatte. In diesem Moment brach im Mission-Control-Center der NASA in Houston großer Jubel aus – so wie zur gleichen Zeit überall auf der ganzen Welt. 50 Jahre nach diesem historischen Moment gibt es kaum noch etwas Neues über die Mondlandung zu erzählen, das unserem kollektiven Gedächtnis entgangen wäre. Bis vielleicht auf eine Begebenheit: Denn tatsächlich spielte die Ford Motor Company eine nennenswerte Rolle für die Apollo-11-Mission. Zahlreiche Details dieses Menschheitsprojekts – einschließlich der Übertragung von Neil Armstrongs Stimme zur Erde – waren möglich, weil ein Firmenzweig der Ford Motor Company sich maßgeblich am Bau und an der Wartung des Mission-Control-Centers beteiligt hatte.

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Wie kam es dazu, dass der Autoproduzent, der die Welt auf Räder stellte, einen Mann auf den Mond brachte? Die Geschichte beginnt mit Philco: Das Unternehmen wurde bereits 1892 gegründet und stellte ursprünglich elektrische Kohlebogenlampen her, später auch Radio- und Fernsehgeräte. 1953 erfanden die Philco-Ingenieure den ersten Hochfrequenztransistor, der die Entwicklung von Hochgeschwindigkeitsrechnern ermöglichte. Die Bemühungen von Philco, den Transistor zu verkleinern und zu perfektionieren, führten zur Zusammenarbeit mit dem US-Militär und der NASA. Im Jahre 1960 zwangen finanzielle Schwierigkeiten das Unternehmen, nach einem externen Investor zu suchen. Ford war fasziniert vom Zugang zu innovativen Technologien, die Philco entwickelte, und kaufte das Unternehmen 1961. Dessen damalige Aeronutronic-Abteilung wandelte Ford in eine neue Unternehmenseinheit namens Philco-Ford um.

Bauen, was noch nie gebaut wurde

1963 trat das Unternehmen gegen Technologiegiganten wie IBM, Lockheed, Hughes Aircraft und AT&T an, um den Auftrag für den Aufbau des Mission-Control-Centers in Houston zu erhalten. Obwohl Philco-Ford dabei als Underdog galt, bekam das Unternehmen letztlich den Zuschlag als Hauptauftragnehmer. „Ohne die Fusion mit Ford wäre Philco allein aufgrund des Umfangs der erforderlichen technischen Ressourcen höchstwahrscheinlich nicht für den Job in Betracht gezogen worden“, bemerkte Walter LaBerge, seinerzeit Manager bei den Philco-Ford Houston Operations, später zu den Hintergründen.

Die Aufgaben von Philco-Ford waren immens. Erforderlich war unter anderem das Design von Hard- und Softwaresystemen zur Lösung von Problemen, die es noch nie zuvor gegeben hatte, sowie die Herstellung, Installation, Inbetriebnahme und Erprobung der NASA-Leitstelle. „Kurz gesagt, was die NASA am Boden brauchte, um eine Landung auf dem Mond in den Sechzigerjahren zu realisieren, war eine computergestützte Entscheidungsfähigkeit, die zum Zeitpunkt, als Philco-Ford den Auftrag erhielt, niemand auf der Welt hatte“, heißt es in einem Firmendokument aus der Zeit.

Fast 100.000 Kilometer Draht verlegt

Das Mission-Control-Center wurde innerhalb von zwei Jahren fertiggestellt. Gerade rechtzeitig, um die Gemini-3-Mission im März 1965 zu überwachen. Neben der Planung und dem Ausbau der Leitstelle stellte Philco-Ford während der Bauarbeiten und des laufenden Betriebs technisches Support-Personal zur Verfügung. Die Systeme wurden für jedes der damaligen Projekte aktualisiert, von denen einige bis zu zwei Millionen Neuverdrahtungen erforderten. Insgesamt wurden fast 100.000 Kilometer Draht verlegt und gewartet, um den Betrieb zu ermöglichen. Mehr als 1.500 verschiedene Telemetriedaten, von der Gesundheit des Astronauten bis hin zu Flugdaten, mussten mitunter gleichzeitig verarbeitet werden. Fünf IBM-360/75-Mainframe-Computer sendeten Daten an mehr als 1.300 Indikatorschalter, die von Missionsfluglotsen überwacht wurden. Zudem beherbergte das Mission-Control-Center die weltweit größte Menge an Fernsehschaltgeräten.

Während Philco-Ford an allen Apollo-Missionen beteiligt war, zeichneten sich einige dieser Missionen durch eine besonders hohe Komplexität aus. Zum Beispiel handelte es sich bei Apollo 8 um die erste Raumsonde, die den Mond umkreiste und zur Erde zurückkehrte. Diese Mission stellte das Personal und die Ausrüstung des Mission-Control-Centers vor große Herausforderungen, da der Signalverkehr abbrach, als das Raumschiff hinter der Rückseite des Mondes unterwegs war. Aber beim Austritt aus dem Mondschatten funktionierte die Ausrüstung wieder einwandfrei und erlaubte den Astronauten sogar, mehrere Sendungen aus dem All zu übertragen – einschließlich einer Friedensbotschaft an Heiligabend 1968.

Nun ging es zum Mond

Im Juli 1969 stand Apollo 11 im Blickpunkt der Welt. Die Arbeit von Philco-Ford und den Mitarbeitern der Mission-Control war aufgrund des beispiellosen Charakters der Mission noch anspruchsvoller als jemals zuvor. Während die Welt am 20. Juli 1969 den Atem anhielt, wurden Neil Armstrongs und Buzz Aldrins erste Schritte auf dem Mond rund um den Globus im Fernsehen übertragen. Die Astronauten führten eine Reihe von Experimenten durch und sammelten Material von der Mondoberfläche. Sie setzten das Early Apollo Scientific Experiments Package (EASEP) ein, das auf dem Mond bleiben und die dortigen Umweltbedingungen erfassen sollte. Die EASEP war das Ergebnis einer gemeinsamen Anstrengung von NASA, Philco-Ford und IBM. Selbst nach der erfolgreichen Rückkehr der Astronauten am 24. Juli 1969 sendete das EASEP noch für ein weiteres Jahr wissenschaftliche Daten zur Erde.

Als das Space-Shuttle nach vielen Jahren die Apollo-Missionen ablöste, wurde Philco-Ford 1976 in Ford Aerospace and Communications Corporation umbenannt und begann, zusätzliche Dienste in der Satellitenkommunikation bereitzustellen, darunter satellitengestützte Informationssysteme. In den frühen Achtzigerjahren hatte Ford Aerospace mehr als die Hälfte der Kommunikationssatelliten im Orbit gebaut. 1990 verließ die Ford Motor Company die Luft- und Raumfahrtindustrie, als Ford Aerospace an die Loral Corporation verkauft wurde. Aber der gleiche Geist der Neugier, der die Luft- und Raumfahrt vorantreibt, ist bei Ford bis heute lebendig geblieben. Mit bedeutenden Investitionen in autonomes Fahren sowie vernetzte und elektrifizierte Fahrzeuge arbeitet Ford aktiv daran, die Kraft der Technologie zu nutzen, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Für Ford geht es darum, das Leben für alle hier auf der Erde zu verbessern.

Henry Ford II war tief beeindruckt

In der Geschichte der Technologie avancierte das Mission-Control-Center zu einem Symbol für den Aufbruch ins Weltall. „Das MCC in Houston, gefüllt mit Konsolen, Computern und Anzeigen von Echtzeitdaten, wurde zu einer technologischen Ikone“, sagte die US-Historikerin Layne Karafantis. „Das MCC war ein dynamischer Raum, dessen Design unter Berücksichtigung fast aller Eventualitäten entwickelt wurde. Erst die Integration von Anzeige-, Kommunikations- und Datenverarbeitungstechnologien ermöglichte eine bemannte Mission zum Mond.“

Genau wie der Rest der Welt wurde Henry Ford II vor dem Fernsehbildschirm Zeuge der Mondlandung. Er ließ sich inspirieren von ihrer Großartigkeit – und von dem, was die Mission auch für unsere terrestrische Zukunft bedeuten könnte. „Noch vor wenigen Generationen lebten und starben die meisten Menschen innerhalb weniger hundert Kilometer von ihrem Geburtsort entfernt“, bemerkte Henry Ford II. „Heutzutage sind unsere Horizonte praktisch grenzenlos. Der Mensch kann auf dem Mond gehen, er kann auf die Planeten und über das Sonnensystem hinausschauen. Schon Kolumbus schaute über einen unbezwingbar erscheinenden Ozean. Wenn wir die gleiche Entschlossenheit und Bereitschaft zeigen, unsere Ressourcen zu nutzen, können wir die Probleme unserer urbanen Mobilität genauso meistern, wie wir die Herausforderung des Weltraums gemeistert haben.“

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