Neuzulassungen 2019: Die Gewinner und Verlierer

Autor Christoph Seyerlein

Der deutsche Automarkt war 2019 aus Neuzulassungs-Sicht so stark wie seit dem Abwrackprämien-Jahr 2009 nicht mehr. Doch längst nicht jede Marke konnte davon profitieren. Im laufenden Jahr droht nun ein deutlicher Absatzrückgang.

Anbieter zum Thema

(Bild: Grimm / »kfz-betrieb«)

2019 war der deutsche Automarkt so stark wie seit dem Abwrackprämien-Jahr 2009 nicht mehr. Mit 3,6 Millionen Neuzulassungen erreichte er zum Abschluss das beste Jahr der Dekade, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) mitteilte. Im Vergleich zu 2018 war der Neuwagenmarkt fünf Prozent im Plus.

65,5 Prozent der 2019 neu zugelassenen Fahrzeuge entfielen auf gewerbliche Halter (+8,1 %), 34,5 Prozent auf Privatpersonen (-0,4 %). Zum Wachstum im Gesamtjahr hat ein starker Jahresendspurt beigetragen. Im Dezember legte der deutsche Automarkt mit 283.380 Pkw-Neuzulassungen um 19,5 Prozent zu.

Auffällig ist, dass im Dezember mit Ssangyong (+314,8 %), Suzuki (+150,7 %) und Nissan (+102,6 %) gleich drei Marken dreistellige Zuwachsraten vorzuweisen haben. Auch Smart (+93,6 %) und Honda (+86 %) hatten ihre Neuzulassungen annähernd verdoppelt. Bei manchem Fabrikat dürften dabei die strengeren CO2-Richtlinien ab diesem Jahr eine Rolle gespielt haben. Manche Modelle mit schlechter CO2-Bilanz wurde wohl per Eigenzulassung vorzeitig in den Markt gedrückt, um zu verhindern, dass diese sich ab diesem Jahr negativ auf den Flottenverbrauch auswirken und damit Strafzahlungen zur Folge haben könnten. Allerdings legte im Dezember nicht jede Marke bei den Zulassungen zu: Abstriche mussten im vergangenen Monat dagegen Opel (-28,1 %), Land Rover (-7,4 %) und Volvo (-4,3 %) machen.

Im Gesamtjahr 2019 zählten die Schweden mit einem Plus von 17,5 Prozent dagegen zu den Gewinnern. Besser schnitten lediglich Tesla (+462,3 %), die dank des Model 3 mit 10.711 Neuzulassungen erstmals die 10.000er-Hürde in Deutschland übersprangen, Lexus (+29,7 %), Smart (+19,6 %) und Ssangyong (+17,8 %) ab. Schlechter lief es im Jahr 2019 beispielsweise für Alfa Romeo (-23,7 %), DS (-23,7 %), Nissan (-21,6 %), Subaru (-19,5 %) und Honda (-16,2 %). Bitte beachten Sie: In folgender Tabelle sind nur Fabrikate mit einem Neuzulassungsanteil von mindestens 0,5 Prozent im Gesamtjahr 2019 aufgeführt.

Aus Motorensicht profitierten 2019 vor allem Autos mit elektrifizierten Antrieben vom Aufschwung. Sowohl Hybride und Plug-in-Hybride (+83,7 %) als auch reine Elektroautos (+75,5 %) wurden deutlich häufiger zugelassen als noch 2018. Entsprechend stiegen ihre Marktanteile. Hybride erreichten mit 239.250 Einheiten 6,6 Prozent, E-Autos mit 63.281 Neuzulassungen 1,8 Prozent. Erd- und Flüssiggasautos erreichten jeweils einen Marktanteil von 0,2 Prozent.

Am stärksten gefragt waren nach wie vor Benziner. Ihr Marktanteil lag mit 59,2 Prozent allerdings spürbar unter dem Niveau von 2018 (62,4 %). Auch Diesel-Modelle erzielten mit 32 Prozent Marktanteil einen niedrigeren Wert als noch 2018 (32,3 %).

Verhaltene Prognosen für 2020

Für das Jahr 2020 rechnen viele Branchenvertreter mit einem Rückgang der Neuzulassungen. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) erwartet nur noch rund 3,26 Millionen Einheiten. Grund dafür ist aus Sicht des Verbands eine Verunsicherung der Verbraucher bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung. Zudem wird den Markt aus Sicht des ZDK das mangelnde Angebot an E-Fahrzeugen vorerst hemmen. Erst in der zweiten Jahreshälfte sei hier mit Entspannung zu rechnen, wenn neue Modelle auf den Markt kommen. Zudem prognostiziert der ZDK ein schwieriges Jahr im Flottengeschäft. Die Zuwächse 2019 in jenem Segment seien unter anderem auf Nachholkäufe wegen der Diesel-Problematik 2018 zurückzuführen.

Etwas optimistischer sehen der Verband der Automobilindustrie (VDA) sowie der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) dem Jahr 2020 entgegen. Beide Verbände erneuerten zum Jahresstart ihre Prognosen von Anfang Dezember 2019. Der VDA rechnet mit 3,43 Millionen Neuzulassungen, der VDIK mit 3,35 Millionen.

Ebenfalls mit moderaten Rückgängen rechnet die Unternehmensberatung EY. Ihr Automobilexperte Peter Fuß hält ein Absatzminus von drei bis fünf Prozent auf Jahressicht für wahrscheinlich (auf 3,42 bis 3,5 Millionen Einheiten). Bremsend wirken aus seiner Sicht einerseits der Bestand an Tageszulassungen, die „in großer Zahl auf private Käufer warten“, sowie ein eingebremster SUV-Absatz aufgrund der CO2-Problematik. Ein steigender Absatz von E-Fahrzeugen werde sich aber erst zur Jahresmitte in der Neuzulassungsstatistik widerspiegeln, sobald die E-Modelle in größerer Zahl verfügbar und die Lieferschwierigkeiten überwunden sind.

Sie wollen mehr wissen? Unter www.kfz-betrieb.vogel.de/neuzulassungszahlen/ können Sie sich die Neuzulassungen aller Fabrikate nach Marktsegmenten gegliedert für einzelne Monate anzeigen lassen. Zudem finden Sie dort die Statistiken des KBA für die einzelnen Modellreihen als PDF zum Download.

(ID:46300997)