Nokian: Wachstum mit neuen Produkten
Russland als größter Absatzmarkt der Finnen steckt in einer tiefen Krise. Nun wendet sich Nokian mit neuen Produkten wie dem WR A4 verstärkt Mitteleuropa zu.
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Der finnische Reifenhersteller Nokian ist mit knapp 1,4 Milliarden Euro Umsatz einer der größten unter den „Kleinen“, also den Herstellern ohne Bindung an einen internationalen Reifenkonzern. Und in seiner Nische als Spezialist für hochwertige Winterreifen war das Unternehmen in den letzten Jahren durchaus erfolgreich. Doch nun steht Nokian vor einer schwierigen Situation: Der für die Finnen eminent wichtige russische Markt ist geradezu eingebrochen; dort gingen die Reifenverkäufe im Jahr 2015 insgesamt um 20 Prozent zurück.
Umso wichtiger ist es für die Finnen, auf dem mitteleuropäischen Markt zu wachsen. Die Basis dafür hat der Anbieter mit einer kompletten Überarbeitung seines Produktangebots in den letzten Jahren gelegt, die nun mit der Präsentation des UHP-Winterreifens WR A4 abgerundet wurde.
Nokian sieht sich als Erfinder des Winterreifens und feiert in diesem Jahr das 80. Jubiläum seiner „Hakkapeliitta“-Baureihe. Doch dieser Markenname ziert nur noch die „Nordic Tires“, also Winterreifen mit softer Mischung und Spike-Eignung für den skandinavischen und russischen Markt.
Für Mitteleuropa haben die Finnen längst eigene Profile entwickelt, die sich besser für die Mischung aus nassen und trockenen Straßen sowie gelegentlichem Schneematsch eignen, die den hiesigen Winter kennzeichnet. Neuestes Beispiel ist der WR A4, den das Unternehmen Mitte Februar im österreichischen Saalfelden vorgestellt hat.
Speed Index W stellt hohe Anforderungen
Das Produkt eignet sich für stark motorisierte Limousinen und SUVs und löst den WR D3 ab. Ziel war es, die guten Nässeeigenschaften dieses Reifens beizubehalten, ihm aber (wieder) mehr Leistung auf Schnee und Eis mitzugeben. Die dafür notwendigen Profileigenschaften mit den Anforderungen, die ein Speed Index von W (270 km/h) mit sich bringt, unter einen Hut zu bekommen, dürfte für die Nokian-Entwickler kein leichtes Unterfangen gewesen sein.
Sie lösten es mit einem asymmetrischen Profil, dessen Außenschulter für ein sportliches Handling und eine direkte Übertragung von Lenkimpulsen sorgen soll. Die sich daran anschließende Mittelrippe besteht aus Blöcken, die sich gegenseitig abstützen und so die Stabilität beim Geradeauslauf verbessern. Die innere Hälfte der Lauffläche fällt durch ihre markanten, geschwungenen Querrillen auf, die Wasser und Schneematsch schnell ableiten sollen.
Daran arbeiten auch besondere Formelemente in der Außenschulter mit, die den sogenannten Coanda-Effekt nutzen: Ein konvexes Formelement beschleunigt und steuert das Wasser besser „um die Ecke“, also aus der Zentralrille in die Querrillen und damit nach außen. Die Lamellen sind in vielen unterschiedlichen Winkeln angeordnet und an ihren Rändern verschlossen, um die Blockstabilität zu erhöhen. Seitlich angebrachte „Schneekrallen“ verbessern die Haftung auf Schnee und Matsch.
Mika Häkkinen wird Nokian-Markenbotschafter
Die Mischung basiert auf der des kleineren WR D4 mit Doppel-A-Einstufung. Trotzdem reicht es bei den Labelwerten des UHP-Reifens „nur“ zur den Labelnoten B und C beim Rollwiderstand. Die Noten für Nassgrip und Geräusch wurden noch nicht bekanntgegeben.
Der Nokian WR A4 ist ab kommendem Herbst in 52 Größen von 16 bis 21 Zoll zu haben. Dazu gehören sieben Runflat-Reifen und viele XL-Varianten mit erhöhter Traglast.
Unterstützung bei seinem Angriff auf den mitteleuropäischen Markt hat sich Nokian bei einer anderen finnischen Ikone geholt: Der zweimalige Formel-1-Weltmeister Mika Häkkinen wird als Markenbotschafter im Zentrum der von dem Unternehmen angekündigten Marketingkampagne stehen.
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