Porsche 911 GT3: Verzicht auf die Schaltung

Autor / Redakteur: sp-x / Dipl.-Päd. Gerd Steiler |

Porsche wagt viel im neuen Superflitzer – zumindest aus der Sicht der Puristen. Denn in der vierten Generation gibt es für sie nichts mehr zu schalten.

Porsche 911 GT3: der ungedopte Sportler.
Porsche 911 GT3: der ungedopte Sportler.
(Foto: Porsche)

Es gibt nicht wenige Porsche-Fans, denen die neuen 911er-Varianten schon zu zahm und bürgerlich sind. Für solche Enthusiasten bieten die cleveren Schwaben seit jeher schärfere Derivate, etwa den Turbo oder die GT-Modelle. Im August bringt Porsche die vielleicht unverfälschteste 911-Variante auf den Markt: Der GT3 ist nicht nur ein sehr starker Sportler mit 350 kW/475 PS Leistung. Er giert förmlich auch nach einer abgesperrten Rundstrecke – und behält trotzdem noch einen kleinen Rest von Alltagskomfort. Die vierte Generation dieses sehr speziellen 911ers ist ab 137.300 Euro zu haben.

Seit jeher steht der GT3 für Hochleistung ohne Turbounterstützung. Für das neue Fahrzeug wurde der 3,8-Liter-Boxer aus dem normalen 911 komplett überarbeitet. Bis auf das Rohaggregat, die Steuerkette und einige Nebenaggregate wie etwa die Lichtmaschine ist hier tatsächlich sogar alles neu. Im Vergleich zum letzten GT3 realisierten die Ingenieure 40 zusätzliche Pferdestärken und 10 Newtonmeter mehr Drehmoment. Zudem dreht der Motor nochmals 500 min-1höher als sein Vorgänger, erst bei 9.000 Umdrehungen ist jetzt Schluss.

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PDK statt Handschaltung

Verschrecken könnte die Gusseisernen unter den Fans allerdings die Tatsache, dass der GT3 nur noch mit dem Doppelkupplungsgetriebe PDK zu haben ist. Was, ein GT3 ohne zumindest die Wahl einer Handschaltung? So ist es! „Wir bei Porsche schalten auch gerne von Hand, aber noch lieber sind wir die Schnellsten“, konstatiert der GT-Baureihenleiter Andreas Preuninger kühl diese Entscheidung. Und tatsächlich hat der Ingenieur recht: So schnell und präzise wie das PDK die sieben Gänge wechselt, würde dies selbst ein Profi nie hinbekommen. Zudem hat man natürlich die Möglichkeit, die Gangwahl über Schaltpaddel jederzeit selbst beeinflussen zu können. Eine feine Sache nicht nur auf der Nordschleife, sondern auch auf kurvigen Landstraßen. Einen Allradantrieb vermisst man übrigens nicht. Die Kraftübertragung ans Heck reicht völlig aus.

Denn der GT3 krallt sich derart vehement in den Asphalt, dass man meinen könnte, dieses Fahrzeug trotze jeder Physik. Unbeirrbar liegt der vollgetankt nur 1.430 Kilo wiegende Porsche in der Kurve, bleibt dabei stets für Lenkbefehle ansprechbar und setzt sie präzise um. Natürlich hat das Hochdrehzahlkonzept im Alltag Nachteile. Der Wagen scheint stets auf dem Sprung zu sein und fährt im mittleren und unteren Bereich wie ein Rennpferd unter strengstem Zügel.

Trotzdem: Solange der Asphalt gut und die Straße frei von Schlaglöchern ist, schafft es Porsche, selbst diesem Extrem-911er noch ein wenig Restkomfort anzuhängen. Wer allerdings sowieso nie auf eine abgesperrte Strecke will und trotzdem gerne schnell fährt, dem sei lieber der Turbo empfohlen. Wer überhaupt nur irgendeinen Porsche fahren will, ist auch mit einem einfachen Carrera gut bedient. Und wen das alles nicht interessiert, könnte einen gebrauchten Fiat Panda ins Auge fassen.

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