Mit geplanten 15.000 Ladestationen und zusätzlichen Mitteln im Bereich Batterieforschung sollen die bestehenden Probleme angegangen werden. Ist dieser Weg richtig?
Bei Subventionen stellt sich immer die Frage der Nachhaltigkeit. Allerdings braucht es einen Fingerzeig. Bislang war der Motor das Herzstück des Automobils. Dies wandelt sich nun. Software wird immer bedeutender. Deutsche Autobauer haben die Batterieforschung verwaisen lassen und müssen dringend aufholen. Insbesondere, weil die Batterie einen großen Teil der Wertschöpfung ausmacht. Der staatlich geförderte Aufbau der Ladeinfrastruktur durchbricht die „Henne-Ei-Problematik“. Ohne eine große Elektroflotte will niemand in Ladestationen investieren – ohne Ladestationen bleiben die Elektroautos Ladenhüter.
Unternehmen suchen nach neuen Geschäftsmodellen rund um die Elektromobilität. Neue Kooperationen entstehen. Sind sie ein wegweisender Schritt?
Generell ist ein klarer Trend in unserer Industrielandschaft erkennbar – die Verflechtungen zwischen den einzelnen Branchen werden immer stärker. Inzwischen ist jeder mit jedem und alles mit allem vernetzt. Die dadurch entstehenden Daten werden zur Basis neuer Geschäftsmodelle. Auch die Mobilität der Zukunft wird gänzlich anders aussehen als heute. Konzerne werden ihr Geld zunehmend durch Dienstleistungen verdienen und verstärkt durch die Verwertung der Daten.
Wie sieht Ihrer Meinung nach Mobilität in zehn Jahren aus?
Im urbanen Bereich werden wir Mobilitätsprovider erleben. Unternehmen, die Pendlern und Passanten abgestimmte Mobilitätspakete anbieten. Wie bei der Telekommunikation werden Pakete je nach „User“-Bedarf verkauft: zum Beispiel U-Bahnfahrten, festgelegte Zugrouten, aber auch bestimmte Zeitkapazitäten für städtische Carsharing-Fahrzeuge. Intermodale Konzepte, die Sharing-Angebote über sämtliche Verkehrsmittel anbieten, treten dann an ihre Stelle.
Das klingt wie ein Abgesang aufs Automobil ...
Ja und nein, denn unterschieden werden muss zwischen urbaner Mobilität und Fernverkehr.
Gut, bleiben wir bei der urbanen Mobiliät, denn hier scheinen die meisten Probleme akut zu Tage zu treten, wie Staus und Luftverschmutzung.
Das private Automobil wird in den großen Städten mehr und mehr verschwinden. Amsterdam will bis 2025 alle Verbrenner aus der Stadt verbannen. Hier sind natürlich Lösungen für die letzte Meile gefragt. In einem solchen urbanen Kontext können E-Autos ihre Stärken ideal ausspielen. Sie verursachen lokal keine Feinstaub- und CO2-Emissionen und sind geräuscharm unterwegs.
Was bedeutet das für die Autobranche?
Neue Konzepte wie diese bieten Unternehmen große Chancen, zu Playern im Mobilitätsmarkt der Zukunft zu werden. Die Deutsche Bahn hat erst kürzlich ein Pilotprojekt gestartet: In Berlin kann das Elektroauto zur Bahnfahrt hinzugebucht werden, um auch am Zielort mobil unterwegs sein zu können. Innovative Lösungen sind weit wichtiger als die Debatte um staatliche Zuschüsse. Dies muss die Automobilindustrie erkennen und die eigenen Geschäftsmodelle anpassen. Dies wird zum Schlüsselfaktor für die Zukunftsfähigkeit der Branche.
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