Profi(t)center Waschanlage

Redakteur: Wolfgang Michel

Waschanlagenanbieter gibt es viele. Bevor ein Autohaus jedoch in eine Portalwaschanlage investiert, sollte eine Standortanalyse und Wirtschaftlichkeitsbetrachtung erfolgen.

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In Deutschland verrichten derzeit rund 13.000 Portalwaschanlagen ihren Dienst – vornehmlich in Autohäusern, Werkstätten und an Tankstellen. Zudem buhlen noch zirka 1.400 Pkw-Waschstraßen und 11 000 SB-Waschplätze um die Gunst der Autofahrer. Auf den ersten Blick könnte man zu dem Schluss kommen, dass das reicht. Doch bei einem Fahrzeugbestand von über 40 Millionen Pkw hierzulande und 12 bis 14 Autowäschen pro Jahr und Fahrzeug, kommt man ins Grübeln. Immerhin ergibt das über 500 Millionen Fahrzeugwäschen! Da lohnt es sich darüber nachzudenken, ob das eigene Autohaus an diesem Geschäft partizipieren kann. Der Geschäftsführer eines Autohauses muss sich darüber im Klaren sein, ob die Anlage nur für den Eigenbedarf eingesetzt werden soll, also die Reinigung von Kunden- und Betriebsfahrzeugen, oder auch für die Lohnwäsche, sprich Fremdkunden. Im ersten Fall sind Aufwand und Nutzen wesentlich leichter abzuschätzen, da fast nur interne Faktoren berücksichtigt werden müssen.

Zusatzgeschäft Waschanlage

Um die Vorteile einer Waschanlage für die Eigenreinigung beurteilen zu können, muss man sie mit ihren Alternativen vergleichen.

Alternative 1: Handwäsche

Sie spielt in Kfz-Betrieben eher selten eine Rolle. Sie ist kostenintensiv, weil hier ohne Personal nichts geht.

Alternative 2: Fremdanlage

Bei der auswärtigen Bürstenwäsche sind die Reinigungskosten (durchschnittlich 5 bis 10 Euro je Waschgang) und die Lohnkosten der Mitarbeiter, die die Fahrzeuge überführen, in Betracht zu ziehen.

Alternative 3: Hochdruckreiniger

Der Vergleich mit dem Hochdruckreiniger, der in den meisten Betrieben bereits vorhanden ist, ist etwas schwieriger. Hier müssen nicht nur die Kosten, sondern auch zwei verschiedene Reinigungstechniken gegenübergestellt werden (Alternative 3 und 4). Der Hochdruckreiniger wird in erster Linie für die Motor-, Unterboden- und Teilereinigung eingesetzt und daneben auch für die Werkstattreinigung und die Oberwäsche von Kraftfahrzeugen. Seine Stärken liegen in der schonenden, weil berührungslosen Reinigung auch stark verschmutzter Fahrzeuge und der Erfassung schwer erreichbarer Stellen.

Alternative 4: Bürstenwaschanlage

Mit der Bürstenwaschanlage wiederum erzielt man auf einfache Art und Weise ein gleichmäßiges Waschergebnis auf der gesamten Lackoberfläche; der so genannte Grauschleier wird sicher entfernt.

Lässt man die Unterschiede in der Technik außer Acht und betrachtet lediglich die Kostenseite beider Verfahren (Hochdruckreiniger/Bürstenwaschanlage), so fällt im Wesentlichen der deutlich höhere Zeitaufwand bei einem Hochdruckreiniger ins Gewicht: Die Waschanlage wäscht selbsttätig, für die Hochdruckreinigung eines Pkw mit abschließendem Einsatz einer rotierenden Waschbürste zur Entfernung des Grauschleiers benötigt eine erfahrene Kraft dagegen etwa acht bis zwölf Minuten. Der Zeitgewinn der Bürstenwaschanlage verringert sich jedoch, wenn sie über keine Hochdruckeinrichtung verfügt. Denn dann müssen zumindest stärker verschmutzte Fahrzeuge zur Vermeidung des Schmirgeleffekts mit dem Hochdruckreiniger vorgewaschen werden. Bei den bekannt hohen Personalkosten rentiert sich eine Bürstenwaschanlage, die ausschließlich für den Eigenbedarf benutzt wird, in der Regel schon für einen mittleren Kfz-Betrieb. Diese Rechnung hängt selbstverständlich auch davon ab, welche weiteren Investitionen der Betrieb für die Aufstellung einer Waschanlage tätigen muss – z. B. in ein entsprechendes Grundstück, eine geeignete Halle oder eine ausreichend dimensionierte Abscheidevorrichtung.

Ganz anders sieht es aus, wenn der Betrieb, die Anlage zusätzlich mit Fremdfahrzeugen auslastet. Hier lohnt sich unter Umständen auch für kleinere Werkstattbetriebe die Investition in eine Waschanlage. Voraussetzung ist, dass die Zufahrt zur Waschhalle die betrieblichen Abläufe nicht ernsthaft stört.

Standortanalyse ist Pflicht

Grundsätzliche sollte einer Entscheidung immer eine Standortanalyse vorausgehen. Diese beginnt mit der Ermittlung des Waschpotenzials im Einzugsgebiet. Hierzu muss man die Einwohnerzahl im Umkreis von etwa drei bis acht Kilometern ermitteln. Jedoch ist außerhalb des Radius von drei Kilometern die Wohnbevölkerung in der Regel mit einem niedrigeren Bewertungsfaktor zu versehen. In die Standortanalyse fließt natürlich auch der Motorisierungsgrad ein. Dieser liegt in Deutschland bei durchschnittlich 540 Fahrzeugen je 1 000 Einwohnern. Den Zulassungsstellen liegen die auf die Region bezogenen exakten Daten vor. Und über ein Drittel aller Autofahrer lassen ihr Fahrzeug in einer Bürstenwaschanlage reinigen. Dieser Anteil liegt in Gemeinden noch höher, in denen das Autowaschen auf Privatgrundstücken durch verschärfte Abwassersatzungen stark eingeschränkt oder ganz verboten ist.

Nach der Berechnung des Waschpotenzials ist im nächsten Schritt die unmittelbare Umgebung des Kfz-Betriebs zu analysieren. Dazu zählt etwa die Straßenfrequenz, d. h. die Anzahl der Fahrzeuge, die täglich die Verkehrsflächen benutzen, die an das Grundstück angrenzen. Diesen Wert kann der Betrieb selbst ermitteln oder beim zuständigen Straßenbauamt erfragen. Daneben spielt auch die zulässige Höchstgeschwindigkeit für die Standorteinschätzung eine gewisse Rolle: 50 km/h oder weniger bedeuten einen weiteren Pluspunkt für eine geplante Anlage. Neben der Verkehrsanbindung ist die Nutzung des Umfelds ins Auge zu fassen. Positiv wirkt sich etwa die Nähe zu einem Stadtzentrum aus; die Nachbarschaft zu einem Einkaufszentrum ist besonders hoch zu veranschlagen. Durch sie allein kann der Betrieb mit einer über zehn Prozent höheren Frequenz der Waschanlage rechnen.

Schließlich sind die eigene Lage und die Platzverhältnisse vor Ort zu beurteilen. Man muss sich zum Beispiel fragen, ob die Anlage von der Straße aus gut einsehbar ist, ob An- und Abfahrt auch bei größerem Andrang immer gewährleistet sind und ob genügend Stauraum für wartende Fahrzeuge besteht. Nicht zuletzt muss der Betrieb die Wettbewerbssituation vor Ort untersuchen. Waschanlagen im näheren Umkreis führen selbstverständlich zu einer Abschöpfung des Potenzials. Hier sollte die Kapazität der bereits vorhandenen Anlagen (bei Waschstraßen höher als bei Bürstenportalen) und deren Frequenz ermittelt werden.

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung

Der Standortanalyse folgt die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Portalwaschanlagen mit einfacher Ausstattung werden ab 36 000 Euro angeboten. Die Investition wird jedoch erheblich höher, wenn man mehr als eine bloße Dreibürstenanlage mit Trockeneinrichtung aufstellen möchte. Zubehör wie Radwaschanlagen, Reinigungsmittel-Vorsprühbogen, Hochdruckeinrichtungen oder Unterbodenwaschanlagen, die das Waschergebnis verbessern und Wettbewerbsvorteile bedeuten, setzen heute viele Waschkunden als selbstverständlich voraus. Aber auch Ausstattungsmerkmale wie automatische Frostschutzeinrichtungen, Magnetkartenleser und Heißwachsbogen bieten Betreibern und Kunden so wichtige Vorteile, dass sie fast überall schon Standard sind. Sie erhöhen zwar den Kapitaleinsatz, senken allerdings auch die laufenden Kosten.

Viele Waschanlagenanbieter bieten Finanzierungsmodelle oder die Möglichkeit des Leasings an. An Fixkosten fallen für den Betreiber außer denen für die Anlage selbst Aufwendungen für die Errichtung der Waschhalle an, eventuell für Pacht und Miete und für Werbung und Versicherung. Die variablen Kosten setzen sich aus denen für Strom, Frischwasser, Reinigungsmittel und Entsorgung zusammen. Hinzu kommen Personal- und Wartungs- bzw. Reparaturkosten.

Waschanlage als Kundenbagger

Insgesamt betragen die Kosten je Waschgang durchschnittlich etwas über einen Euro. Sie können aber zum Beispiel durch die von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlichen Wasser- und Abwassergebühren ziemlich differieren. Auch Wartung und Reparatur können teurer sein, wenn die Anlage etwa durch unsachgemäße Benutzung beschädigt wird.

Diesen Kosten stehen Einnahmen in Höhe von fünf bis zehn Euro (bei Komfortwäschen auch über zehn Euro) je Fahrzeug gegenüber, sodass sich die Anlage in der Regel rasch amortisiert und sich zu einem weiteren Standbein des Kfz-Betriebs entwickelt. Für viele Betreiber hat eine Kfz-Waschanlage positive Rückkopplungseffekte ergeben: So berichten zahlreiche Inhaber von Kfz-Betrieben, dass sich vor allem das Zubehör-, aber auch das Gebrauchtwagengeschäft seit der Installation der Anlage spürbar belebt habe. Aus dem Waschkunden ist ein Kunde des Kfz-Händlers geworden.

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