Renault wendet sich vom Diesel ab
Nach Volkswagen hat nun auch Renault Zweifel an der Zukunft der Dieseltechnologie geäußert. Weitere Standards und strengere Messmethoden machen die Technologie zu teuer. Der Ausstieg der Hersteller aus der Technologie ist absehbar.
Anbieter zum Thema

Der französische Autobauer Renault ist skeptisch bezüglich der Zukunft des Dieselmotors. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hat der für Wettbewerb zuständige Manager Thierry Bolloré auf einer internen Sitzung ein düsteres Szenario für die Aussichten der Technologie entworfen.
„Strengere Standards und Messmethoden würden die Kosten der Technologie so weit erhöhen, dass der Diesel aus dem Markt gedrängt werden könnte“, fasst ein Teilnehmer laut Reuters die Aussagen Bollorés zusammen.
Zustimmung bekommt Bolloré von Branchenanalysten. „Die Abgasnachbehandlung für Dieselmotoren ist zu teuer und aufwendig“, erläutert Martin Benecke gegenüber »kfz-betrieb«. Der IHS-Automotive-Analyst ist überzeugt: „Die Investitionen für Dieseltechnologie werden zurückgefahren und werden für die Entwicklung alternativer Antriebe benötigt.“
Benecke verweist auf die Entwicklung im französischen Markt: „Frankreich war ein durch Steuererleichterung gestützter ,Dieselmarkt‘.“ Dies änderte sich rasch nach dem Wegfall der Vergünstigungen: Während 2008/2009 in Frankreich noch mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Pkws als Selbstzünder auf die Straße kamen, sind es derzeit gerade noch gut die Hälfte (53 Prozent).
Damit liegen die Franzosen in etwa im europäischen Schnitt: In Europa ist knapp mehr als jeder zweite neu zugelassene Pkw ein Selbstzünder. Ähnlich hoch sind die Werte lediglich in Indien, doch der Markt ist mit gut 2,6 Millionen Einheiten wesentlich kleiner.
Rückgang auch in Deutschland
In Deutschland verliert der Diesel ebenfalls an Beliebtheit, wenn auch weniger schnell als in Frankreich: „Auch hier gibt es einen leichten Rückgang bei Dieselfahrzeugen“, erläutert Benecke. Neben der VW-Diesel-Affäre führt der IHS-Analyst dies auf die Diskussionen um die blaue Plakette und Fahrverbote in Städten zurück, die sich auf das Kundenvertrauen auswirken. Im August kam der Diesel hierzulande bei den Neuzulassungen auf einen Anteil von 45,3 Prozent, der niedrigste Wert seit März 2012.
Keine Rolle spielt die Technologie in den größten Märkten: In den Vereinigten Staaten liegt der Anteil unter fünf Prozent, in China sind es weniger als ein Prozent. In Brasilien gibt es keine Dieselfahrzeuge.
Mit ihrer skeptischen Einschätzung zur Zukunft des Diesels stehen die Franzosen, die wie ihr Wettbewerber Groupe PSA als Dieselspezialisten gelten, indes keineswegs allein da. Bereits im Juni hatte VW-Chef Matthias Müller gegenüber dem „Handelsblatt“ seine Zweifel über die Zukunft des Selbstzünders geäußert.
„Hersteller könnten nach 2025 komplett aussteigen“
„Es wird sich die Frage stellen, ob wir ab einem gewissen Zeitpunkt noch viel Geld für die Weiterentwicklung des Diesels in die Hand nehmen sollen“, so Müller gegenüber der Wirtschaftszeitung.
Die Absagen von Renault und Volkswagen an den Diesel zeigen aus Sicht des Prognoseinstituts IHS Automotive den Trend zur weiteren Entwicklung: „Alle machen bei Diesel einen Rückzieher, weil er ab 2017/2018 immer teurer wird“, erklärt Pavan Potluri, Analyst von IHS Automotive, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Er wies auf die gegenläufige Entwicklung bei Elektroautos hin: „Nach 2025 könnten einige Hersteller komplett aus dem Diesel aussteigen, da der Preis für Elektrofahrzeuge deutlich gefallen sein wird.“
(ID:44257648)