Scania präsentiert neue Lkw-Generation
Mehr Komfort und Sicherheit bei geringerem Verbrauch – die neue Lkw-Generation von Scania verspricht Interessenten einige Verbesserungen. Dafür haben die Schweden auch lange genug daran gearbeitet.
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10 Jahre und rund 2 Milliarden Euro – so viel hat Scania eigenen Angaben zufolge in die Entwicklung seiner nächsten Lkw-Generation gesteckt. Am Dienstagabend feierten die neuen Brummis der schwedischen VW-Tochter nun ihre Premiere in Paris. Vor allem am Fahrerhaus und am Verbrauch will der Hersteller gefeilt haben.
„Es handelt sich zweifellos um die größte Investition in der 125-jährigen Geschichte von Scania“, sagte Scanias Präsident und Geschäftsführer Henrik Henriksson. Neben der bereits bekannten R-Baureihe enthüllten die Schweden auch die komplett neue S-Linie. Sie ist vor allem an ihrem Fahrerhaus mit flachem Boden zu erkennen. Darin sollen die Fahrer deutlich mehr Platz haben als bislang. Das Standarddach ist nun 10 Zentimeter höher als zuvor. Dazu gibt es einiges an Sonderausstattung, beispielsweise einen drehbaren Beifahrersitz.
Ansonsten legte Scania bei der Entwicklung großen Wert darauf, den Verbrauch der eigenen Modelle zu senken. Das Außendesign musste deshalb ständigen Aerodynamiktests standhalten, sogar Scheinwerfer und Scheibenwischer habe man den Luftströmungen unterworfen, so der Hersteller. Insgesamt sollen die neuen Lkws bis zu fünf Prozent weniger Diesel schlucken als ihre Vorgänger.
Dazu beigetragen hat auch die Überarbeitung der Antriebsstränge. Die Euro-6-Motoren der neuen Generation verfügen nun über ein neues Motormanagement und einige verbesserte Komponenten wie beispielsweise neue Injektoren und überarbeitete Brennräume. Björn Westman, Leiter der Scania-Motorenentwicklung, sieht darin großes Einsparpotenzial: „Durch die neuesten Verbesserungen können wir eine weitere Senkung des Kraftstoffverbrauchs von rund 3 Prozent für alle Dieselmotoren unserer neuen Lkw-Baureihe garantieren.“ Auch eine schnellere Übersetzung der Achse (2,35) soll zu einem geringeren Verbrauch beitragen.
Die Abgasreinigung übernehmen bei Scania künftig großteils SCR-only-Aggregate. Bei allen vier 13-Liter-Motoren und der neuen Ausführung des 500-PS-Kraftpakets setzt der Hersteller auf diese Lösung. Bei den drei V8-Aggregaten kommt dagegen auch weiterhin eine Abgasrückführung zum Einsatz. Kundenfreundlicher sollen in Zukunft übrigens die variablen Ölwechsel-Intervalle ausfallen: Sie sollen jetzt auf bis zu 150.000 Kilometer steigen.
Beim Thema Sicherheit will Scania ebenfalls neue Maßstäbe setzen. Beispielsweise ist in der neuen Generation erstmals in einem Lkw ein Seitenairbag zu finden. Zudem sollen die Fahrerhäuser durch die Zusammenarbeit mit der Schwestergesellschaft Porsche Engineering durch eine selbsttragende Monocoque-Bauweise noch robuster geworden sein. „Auch wenn verschiedene elektronische Systeme noch so gut funktionieren, sind wirklich gute Werkstoffe und Ausgangsmaterialien als Grundlage für maximale Sicherheit unerlässlich“, sagte Christofer Karlsson, der Leiter der Sicherheitstechnik bei Scania.
Potenzial für Verbesserungen haben die Scania-Ingenieure auch bei der Bremse erkannt. Ab sofort setzen sie serienmäßig auf 30-Zoll-Bremszylinder für die Scheibenbremsen an der Vorderachse. Der Bremsweg der Brummis soll sich dadurch um fünf Prozent verkürzen.
Mit Anlauf der neuen Generation verspricht Scania zudem einen verbesserten Schutz anderer Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Radfahrer. Sicherheits-Chef Karlsson meinte dazu: „Es gilt, alles aus der Perspektive des Fahrers zu betrachten. Angefangen bei der Gestaltung der A-Säulen über die Größe und Form der Scheibenflächen bis hin zu den Konstruktionsdetails der verschiedenen Fahrzeugspiegel.“ Noch mehr Unterstützung können sich Fahrer über optionale Assistenzsysteme dazu buchen, beispielsweise bieten die Schweden nun Kamerasensoren für den Rundumblick und verschiedene Warnsysteme an.
Die Markteinführung der neuen Generation erfolgt Scania zufolge in mehreren Phasen. Rund 18 Monate peilt die VW-Tochter für den gesamten Prozess an, nach den Fernverkehr-Lkws sollen einige weitere Varianten folgen. In einem ersten Schritt will der Hersteller aber zunächst mindestens 40.000 potenzielle Kunden über Probefahrten von seinen Neuen überzeugen. 10 Jahre Entwicklungsarbeit sollen sich schließlich auszahlen.
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