In-Car-Commerce Shopping im Auto stößt auf Interesse
Einkaufen direkt aus dem Fahrzeug heraus ist in Deutschland bislang wenig verbreitet. Viele Konsumenten wären aber bereit dafür, wie eine Studie zeigt.
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Im Auto per Sprachassistent das Abendessen bestellen und direkt bezahlen – das wäre eine Einsatzmöglichkeit von „In-Car-Commerce“, also Shopping direkt aus dem vernetzten Fahrzeug heraus. Bislang gibt es dazu in Deutschland wenig Möglichkeiten. Interesse seitens der Konsumenten wäre aber vorhanden, wie eine Studie des Marktforschungsunternehmens IFH Köln und von BBE Automotive zeigt.
Rund 45 Minuten täglich verbringen die Befragten im Auto. Lust, währenddessen zu shoppen, haben immerhin 32 Prozent der Studienteilnehmer. Vor allem Angebote rund ums Essen und Trinken wecken Interesse: Von den Befragten, die offen für In-Car-Commerce sind, gaben mehr als 30 Prozent an, den Kauf von Lebensmitteln und Mahlzeiten aus dem Auto heraus in Erwägung zu ziehen. Auch der Bereich rund um Freizeit- (27 %) und Sportaktivitäten (21 %) schneidet gut ab.
Potenzial hat auch der Verkauf von Ersatz- und Zubehörprodukten rund um das Auto: Jeder Fünfte kann sich den Kauf von Autozubehör aus dem Fahrzeug heraus vorstellen.
Autobauer oder Digitalriesen – wer macht das Rennen?
„Im In-Car-Commerce steckt viel bis jetzt ungenutztes Potenzial“, ist Dr. Ralf Deckers, Bereichsleiter Customer Insights am IFH Köln, überzeugt. Offen bleibe, wer dabei das Rennen macht. „Die Fahrzeughersteller werden den Handel in ihre Fahrzeug-Plattform integrieren wollen. Aber die mächtigen Digital-Giganten – Amazon, Apple, Google – stehen mit gefüllter Kasse, hoher Digitalkompetenz und einer breiten Nutzerpenetration dagegen. Der Autofahrer wird im Auto seine gewohnte Digitalwelt erwarten“, erläutert Deckers.
Ein weiterer Blick in die Studienergebnisse zeigt, dass sich – wenig überraschend – Amazon in einer guten Ausgangslage befindet. Rund ein Drittel der Befragten kann sich vorstellen, Amazons Sprachassistenten Alexa und Echo im Auto zu nutzen oder tut dies bereits. Auch bei der Frage des präferierten Marktplatzes liegt das Unternehmen an der Spitze: Rund 30 Prozent der Befragten würden Amazon beim Shoppen im Auto in Betracht ziehen.
Für die Studie befragten die Marktforscher 500 Personen zur Nutzung von Einkaufsmöglichkeiten im und aus dem Auto heraus, unabhängig davon, ob die Personen die Funktionen als Fahrer oder Mitfahrer nutzen würden. Es wurden sowohl im Fahrzeug integrierte Möglichkeiten als auch das Smartphone berücksichtigt.
Bislang ist nicht jedes Fahrzeug technisch für In-Car-Commerce gerüstet, jedoch steige die Zahl der Modelle mit Commerce-Befähigung stetig. Möglichkeiten der Umsetzung sind sprachgesteuertes Einkaufen, auch „Voice Commerce“ genannt, Screen Mirroring, also die Übertragung der Inhalte des Smartphone-Displays auf den Touchscreen im Auto, sowie integrierte Plattformen der Fahrzeughersteller.
GM stampft Angebot ein
An Letzterem versuchte sich beispielsweise General Motors mit „GM Marketplace“. Der Hersteller launchte die App 2017 in den USA und knüpfte dafür Partnerschaften beispielsweise mit Restaurantketten wie Starbucks und Dunkin Donuts, aber auch Tankstellenbetreibern wie Shell und Exxon Mobil. Offenbar ohne Erfolg – im Februar 2022 stellte GM das Angebot ein.
Gleichzeitig arbeiten mehrere Autohersteller an In-Car-Payment-Lösungen. Beispielsweise kooperiert Mercedes mit Visa. Ein Fingerabdruck am Display im Auto soll künftig genügen, um Zahlungen auszulösen, beispielsweise an der Tankstelle oder am Parkautomaten. Der Start des Dienstes steht unmittelbar bevor – zumindest kündigten die Stuttgarter „Mercedes Pay“ für Frühjahr 2022 an.
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