Vermietkonzern Sixt glaubt trotz Europcar-Deal an Partnerschaft mit Volkswagen
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Volkswagen will mit Europcar stärker ins Mobilitätsgeschäft vordringen. Für Sixt könnte das starke Konkurrenz bedeuten. Warum Co-Chef Alexander Sixt davor nicht bange ist und wie er den Konzern gemeinsam mit seinem Bruder Konstantin künftig ausrichten will.

Mitte Juni hatte Erich Sixt die operative Verantwortung für den Autovermietkonzern seinen Söhne Konstantin und Alexander übergeben. Künftig steuern die beiden das Münchner Unternehmen, das längst deutlich mehr Produkte anbietet, als die reine Autovermietung. In einem Interview mit der „Welt“ skizzierte Alexander Sixt nun, wohin sich die Firma entwickeln soll.
„Unser Kernfokus liegt auch zukünftig auf unserem Kernsegment Vermietung, wir werden uns nicht verzetteln“, stellte der 41-Jährige klar. Über die Sixt-App könne man über 200.000 Fahrzeuge buchen und mehr als 1,5 Millionen Fahrer ansteuern. „Unsere Dienste ergänzen sich gut und sind profitabel. Während das Sharing-Geschäft am Wochenende besser läuft als in der Woche, ist es im Mietwagengeschäft genau umgekehrt“, so Sixt.
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Trotz der Konzentration auf das bestehende Geschäft will sich Sixt vor Zukunftsthemen nicht verschließen. Beispiel autonomes Fahren: In der technischen Entwicklung sei man dabei von den Herstellern abhängig, so Alexander Sixt. Doch untätig bleibt der Konzern deshalb nicht. „Wir sehen künftig auch Teile der Wertschöpfung für uns: Die autonomen Flotten müssen betrieben werden, die Autos an den richtigen Platz gebracht werden, mit entsprechender Auslastung, sie müssen gereinigt und repariert werden“, merkte der Manager an. „Das könnte unser Anteil am Geschäft sein.“
Durch die zunehmende Vernetzung der eigenen Flotte sammelt Sixt immer mehr Daten. Dazu stellte der Co-Chef klar: „Alle personenbezogenen Daten gehören dem Nutzer. Andere Daten – wann und wo das Auto übergeben wurde, wann es zurückgekommen ist – sind unser tägliches Brot.“ Pläne, Datensätze zu verkaufen, gebe es aber nicht.
Sixt investiert in Ladesäulen
Ein weiteres Feld, in dem der Vermietkonzern aktiver werden will, ist die Elektromobilität. Alexander Sixt kündigte an: „Wir haben vor vier Wochen beschlossen, dass wir über 50 Millionen Euro in den Ausbau der Ladeinfrastruktur investieren. Und zwar in unsere eigenen und in öffentliche Stationen.“ Aktuell habe man schon zwölf „virtuelle Stationen“, die Nicht-Sixt-Kunden perspektivisch nutzen dürfen sollen. Bei der Mobilitätswende gehe es nicht nur um Autos. „Wir brauchen beispielsweise Batteriezellfertigung, Ladesäulen, ein besseres Stromnetz und eine stabile Versorgung“, gibt der 41-Jährige zu bedenken.
Bei allen eigenen Vorhaben setzt Sixt auch künftig Partnerschaften mit der Automobilindustrie. Doch ist das eine sichere Bank? Schließlich hat beispielsweise erst kürzlich Volkswagen angekündigt, den Sixt-Konkurrenten Europcar zu übernehmen. „Wir sind schon immer in den teilweise gleichen Marktsegmenten aktiv: So gehörte beispielsweise Europcar schon einmal zu VW und der Konzern betreibt seit Jahrzehnten die Autovermietung Euromobil, ein Carsharing-Unternehmen und bietet Fahrdienste an. Gleiches gilt zum Beispiel für Daimler und BMW“, sagt Alexander Sixt dazu.
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Dennoch glaube man an einen „partnerschaftlichen Ansatz“ mit den Herstellern. Die Mobilitätswende schaffe man nur gemeinsam, ist Alexander Sixt überzeugt. „Der Mobilitätsmarkt ist komplex, neue Angebote schaffen wir besser miteinander als gegeneinander.“
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