Standox: Klassiker – nichts für alle, aber für einige
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Andreas Mannebach ist neuer Markenbeauftragter Classic Cars des bekannten Lackherstellers. Im Interview verrät er, welche Chancen er für K&L-Betriebe in diesem Marktsegment sieht und worauf es beim Restaurieren alter Lacke mit modernen Produkten ankommt.

Redaktion: Lohnt sich für Karosserie- und Lackierbetriebe, sich mit Old- und Youngtimern zu beschäftigen?
Andreas Mannebach: Ich denke schon. Die Zahl der Classic Cars nimmt seit Jahren stetig zu. Heute haben wir in Deutschland über eine halbe Million Oldtimer. Und das sind nur die Fahrzeuge mit einem H-Kennzeichen – die Gesamtzahl liegt deutlich höher. Viele denken beim Stichwort Oldtimer an Fahrzeuge, die 50, 60, 70 Jahre und älter sind. Aber inzwischen sind auch Fahrzeuge aus den Achtziger- und Neunzigerjahren Klassiker. Etliche nehmen sie nicht als solche wahr, aber sie sind es.
Welche Chancen bietet klassische Fahrzeuge den Betrieben?
Die Erfahrung zeigt, dass eigentlich jedes Auto, das 30 oder mehr Jahre auf dem Buckel hat, einen gewissen Reparatur- oder Restaurierungsbedarf hat. Und sobald der Besitzer diesen nicht selbst übernehmen will oder kann, kommen die Kfz-Werkstätten ins Spiel. Man sollte diesem Markt darum ruhig ein gewisses Augenmerk schenken, gerade vor dem Hintergrund, dass die „normalen“ Reparaturaufträge wegen der sinkenden Unfallzahlen potenziell rückläufig sind. Hinzu kommt: Viele Besitzer sind bereit, in die Pflege, Wartung und Reparatur ihres Oldtimers deutlich mehr Geld zu stecken als in die ihres Alltagsautos. Ich kann daher nur raten: Halten Sie Augen und Ohren auf, und beschäftigen Sie sich mit diesem Thema!
Ist das ein Geschäft für alle Werkstätten, oder nur etwas für Spezialisten?
Da muss man differenzieren. Die Komplettrestaurierung eines Scheunenfunds, an dem beispielsweise komplette Teile per Hand nachgefertigt werden müssen, ist sicher nichts für jedermann. Dafür braucht es viel Erfahrung und spezielle Maschinen und Geräte, die nicht in jeder Werkstatt zur Verfügung stehen. Aber so aufwendig ist es ja nicht immer. Oft geht es um „normale“ Reparaturen. Und die kann auch eine nicht auf Oldtimer spezialisierte Werkstatt übernehmen.
Gilt das auch für die Lackierung, oder braucht es da Vorkenntnisse?
Die Lackierung von Oldtimern ist tatsächlich ein besonderer Fall. Zum einen trauen sich selbst versierte „Schrauber“, die ihr Fahrzeug von der Pike auf selbst restauriert haben, oft nicht an den Lack heran. Ihnen fehlen die Ausrüstung und das Know-how, und sie wissen: Eine missglückte oder unsachgemäße Lackierung kann das Ergebnis monate- oder jahrelanger Arbeit zerstören. Das will natürlich niemand, also lässt man dafür in der Regel den Profi ran. Insofern ist Lackierung für Werkstätten ein sehr dankbarer Bereich. Auf der anderen Seite stellen alte Lacke bei der Reparatur aber auch höhere technische Anforderungen.
Inwiefern?
Zunächst waren die alten Autolacke anders pigmentiert als heute. Meist haben sich Lackierungen im Laufe der Jahre oder Jahrzehnte verändert, sie sind ausgeblichen oder stumpf geworden. Es reicht also nicht, im Farbmusterbuch nachzuschlagen und loszulegen. Hier ist in der Vorbereitung eine sehr genaue Farbtonfindung gefragt, zum Beispiel mit unserem Spektrophotometer „Genius iQ“.
Worauf müssen Lackierer noch achten?
Sie müssen wissen, mit welchem Originallack sie es zu tun haben. Wenn man auf einem alten lösemittelhaltigen Lack aus den Fünfzigern einen modernen Reparaturlack auf Wasserbasis aufträgt, kann es zu Unverträglichkeiten kommen. Es gibt natürlich Mittel und Methoden, um solche Probleme zu vermeiden – aber die muss man erst einmal kennen. Im letzten Jahr haben wir erstmals den „Classic Car Repair Workshop“ ausgerichtet. Da ging es um genau solche Dinge.
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Ratgeber für Lackieraufträge im Bereich „Classic Cars“
Ist es denn überhaupt empfehlenswert, alte Lacke mit modernen Produkten zu restaurieren?
Ich will es mal so ausdrücken: Die gesetzliche Vorgabe, in der Reparaturlackierung nur noch VOC-konforme Produkte zu verarbeiten, hat ja ihre Berechtigung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der derzeitigen Klimadebatte. Insofern halte ich für sinnvoll, auch bei Restaurierungen mit den umweltverträglicheren modernen Lacken zu arbeiten – zumal sie auch erstklassige Resultate ermöglichen. Das schließt natürlich nicht aus, dass für die Restaurierung eines sehr seltenen oder historisch bedeutenden Fahrzeugs auch mal ein historischer Lack nachgemischt wird. Ich halte es da mit dem Motto „Alles geht, nichts muss“.
Kann Standox beim Nachmischen helfen?
Ja, Standox hat noch die Ausrüstung, das Material und das Know-how, um beispielsweise Nitrokombilacke herzustellen, die sich auch mit empfindlichen alten Nitrolacken vertragen. Wir hatten erst kürzlich einen solchen Fall bei einem Mercedes 710 SS von 1929. Wenn es hingegen um eine komplette Neulackierung geht, kann man auch mit modernen Lacken arbeiten.
Lassen sich die alten Farben trotz anderer Pigmentierung tatsächlich mit heutigen Lacken nachstellen?
Klares „Ja“! Das geht in aller Regel sehr gut. In unseren Farbtondatenbanken sind historische Farben praktisch aller Autohersteller gespeichert. Und natürlich die entsprechenden Formeln, mit denen sie sehr exakt nachgestellt werden können. Das dürfte für die meisten Oldtimerfans, die ihre Fahrzeuge nicht ins Museum stellen, sondern sie fahren möchten, der entscheidende Punkt sein.
Welche Rolle spielt das Thema Classic Cars in der Markenphilosophie von Standox?
Eine sehr wichtige. Standox hat sich gerade in den letzten Jahren sehr intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Wir sind seit Langem Partner des „Mercedes-Benz Classic Centers“ Fellbach, in dem Daimler seine eigenen Klassiker und Mercedes-Modelle von Besitzern aus der ganzen Welt restauriert. Wir unterstützen das Center bei der Farbtonfindung und haben zusammen mit den dortigen Restauratoren einen Reparaturleitfaden für historische Mercedes-Lacke erstellt. Auch mit anderen Marken und vielen Werkstätten arbeiten wir bei solchen Projekten eng zusammen. Letztlich zahlt dieses Engagement auf unser Markenbild ein: Wer den Lack eines Oldtimers tadellos restaurieren kann, kann das auch bei einem Neufahrzeug.
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