Studie: 30 Prozent Wertverlust bei Gebrauchtwagen denkbar
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Leasingrückläufer und Fahrzeuge aus Finanzierungsgeschäften könnten die großen Verlierer der Coronakrise sein. Eine Studie der DAT-Tochter Xpxd Consulting geht von einem Wertverlust von bis zu 30 Prozent aus.

Mit einem Wertverlust von bis zu 30 Prozent bei Flottenrückläufern mit hohen Laufleistungen rechnet Xpxd Consulting. Die DAT-Tochter bezieht sich dabei auf eine Studie über die Auswirkungen der Coronakrise auf den Markt für Gebraucht- und Neufahrzeuge.
Die möglichen Entwicklungen der Krise und damit der Restwertgestaltung leiteten die Studienautoren von Szenarien ab, die vom Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in dem „Sondergutachten 2020: Die gesamtwirtschaftliche Lage angesichts der Corona-Pandemie“ publiziert wurde.
Im sogenannten Basisszenario gingen die Wirtschaftsweisen von einem Minus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,8 Prozent im laufenden und einem Plus von 3,7 Prozent im nächsten Jahr aus. Zudem wurden zwei Risikoszenarien entworfen: Im Risikoszenario I bewegt sich das BIP 2020 bei minus 5,4 Prozent und das BIP 2021 bei plus 4,9 Prozent; im Risikoszenario II liegt das BIP 2020 bei mit minus 4,5 Prozent und das BIP 2021 bei plus 1,0 Prozent.
Da das Autogeschäft durch die Corona-Pandemie nach Einschätzung von Xpxd Consulting zunächst stark in Mitleidenschaft gezogen werden wird, erachten die Berater die beiden Risikoszenarien als die wahrscheinlichsten Optionen. Bei der Studie wurde im Übrigen nicht angenommen, dass der Neuwagenabsatz durch staatliche Maßnahmen gestützt wird. Diese hatten in der Vergangenheit die Gebrauchtfahrzeugwerte stark negativ beeinflusst.
Besitzumschreibungen rückläufig, höhere Standtage
Je nachdem, welches Szenario zugrunde gelegt wird, wirkt sich die Pandemie laut Studie auf Neuzulassungen, Besitzumschreibungen und Standtage unterschiedlich aus. Laut dem positiven Basisszenario wird es zu einer schnellen Erholung des Neuwagenmarktes kommen (Marktvolumen 2020: 2,75 Millionen Einheiten/2021: 3,5 Millionen Einheiten). Auch für Besitzumschreibungen geht das Basisszenario aufgrund der guten Verfügbarkeit von Gebrauchtwagen von einer schnellen Markterholung aus (6,6 Mio./7,15 Mio.).
Im Risikoszenario I dagegen sorgen Produktionsausfälle und eine zurückhaltende Nachfrage für eine nur langsame Erholung des Neuwagenmarktes (2,2 Mio./3,25 Mio.). In diesem Szenario ist der Markteinbruch zwar deutlicher, aber durch die Produktionsausfälle bei neuen Fahrzeugen wird für den Gebrauchtwagenmarkt mit einer baldigen Erholung gerechnet (6,0 Mio./7,25 Mio.). Im Fall des Risikoszenarios II, das von einem nachhaltigen Rückgang der Wirtschaft ausgeht, kommt es zu einem deutlichen Einbruch im Neuwagengeschäft (2,0 Mio./2,6 Mio.). In diesem Szenario macht sich auch auf dem Markt für Besitzumschreibungen der nachhaltige Wirtschaftsrückgang stark bemerkbar. Mit einer Erholung bei Gebrauchtwagen wird hier erst Mitte 2021 gerechnet (4,75 Mio./6,4 Mio.).
Auch an den Standtagen hinterlässt der Shutdown und die damit einhergehende drastische Verringerung der Verkaufs- und Zulassungstätigkeit in diesem und im nächsten Jahr deutliche Spuren: Hier rechnet Xpxd Consulting langfristig mit einem höheren Standtageniveau als vor der Krise, da sich sehr wahrscheinlich auch das Nachfrageverhalten der Gebrauchtwagenkunden grundlegend ändern werde.
Kunden bleiben vorsichtig
Insgesamt, so die Studie, werden die Menschen angesichts der Corona-Pandemie vorsichtiger in ihrem Kaufverhalten. Die Verbraucher verzichten auf größere Investitionen, verschieben den Autokauf und bevorzugen kleinere beziehungsweise ältere und somit günstigere Fahrzeuge. Auch Firmen würden bei der Fahrzeuganschaffung zurückhaltender agieren. Angesichts des knapperen Angebots an Neuwagen infolge der Pandemie rechnet Xpxd Consulting jedoch grundsätzlich nicht mit breiten Nachlässen. Vielmehr werde die Pandemie auf die Restwerte für Leasingrückläufer und Fahrzeuge aus Finanzierungsgeschäften durchschlagen. Die Studienautoren warnen hier vor deutlichen Preiseinbußen.
Das können Händler jetzt tun
Angesichts der derzeit immer noch prekären Situation durch die Corona-Pandemie appellieren die Autoren der Studie an Hersteller und Importeure, dringend ihre Hausaufgaben zu machen. Dazu zählen sie, auf erhöhte Rabatte zu verzichten, Überkapazitäten zu vermeiden, die Angebotskomplexität zu reduzieren, sich konsequent auf alternative Antriebe zu fokussieren und regelmäßig ihr Portfolio zu bewerten.
Dem Handel rät Xpxd Consulting, die benötigte Liquidität sicherzustellen, keine Überbestände aufzubauen, Marktentwicklungen aufmerksam zu verfolgen und entsprechend zu agieren. Außerdem gelte es, die Digitalisierung bei der Fahrzeugvermarktung voranzutreiben und den Internetauftritt zu optimieren. Last but not least sollten die Händler Kunden, die ihren Autokauf bewusst aufschieben, gezielt ansprechen. „Wenn der Handel dies schafft und seine Margen im Gebrauchtwagengeschäft wieder erhöht, indem er seine Fahrzeuge vorsichtig günstiger einkauft, lässt sich die Krise insgesamt wesentlich einfacher und schneller bewältigen“, sind die Experten von Xpxd Consulting überzeugt.
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