Superintelligente Autos bei Jaguar Land Rover
Neue Autos werden sich auf die Insassen, ihre Vorlieben, Termine und Gewohnheiten einstellen – bevor der Fahrer das ahnt. Und die Ideallinie malt der Jag künftig beim Fahren auf die Straße.

Wer viel auf deutschen Straßen unterwegs ist, konnte ja schon länger den Verdacht haben: Manche Autos haben mehr Grips als ihre Fahrer: Intelligente Motorsteuerungen, Automatikgetriebe oder Navigationstouchscreens machen moderne Fahrzeuge längst zum rollenden Superhirn. Ein Tag in den Geheimlabors der Entwickler von Jaguar und Land Rover (JLR) in Gaydon macht klar: Der Vorsprung an Klugheit wird steigen. Wolfgang Epple, Direktor Forschung und Entwicklung, ist sich sicher, dass seine Autos in fünf bis sechs Jahren schon ihren Fahrer besser kennen als dessen eigene Frau.
Die Gattin weiß zum Beispiel nicht, dass ihr Mann am Nachmittag nach einigen Geschäftsterminen zum Tennisspielen gehen möchte, seine Heimfahrt am Abend durch eine Baustelle behindert wird und der Tank sich dann Richtung Reserve leert. Sein Land-Rover weiß es. „Dabei hilft die Synchronisierung mit dem Smartphone-Kalender und den Fahrzeug-Systemen“, erklärt Epple.
Das britische Auto kann dadurch vorausdenken – und wird zum perfekten Butler. Nennen wir ihn der Einfachheit halber Edward: Beim Einsteigen am Morgen erkennt er per App- seinen Fahrer, stellt Sitz, Lenkrad, Spiegel und Musik ein und erinnert daran, die Sportausrüstung nicht zu vergessen. Die Ziele im Navi hat er bereits eingestellt.
Klar, dass Edward nach dem Sport am Abend eine andere Strecke als die gewohnte vorschlägt, um den Stau zu umgehen. „Bitte die Gattin anrufen – es wird etwas später“, sagt der Butler und zeigt schon mal die Nummer im Telefon-Display. Die Klimaanlage hat er übrigens eine Spur kühler als gewohnt voreingestellt. Edward will seinen Master schließlich nach dem Sport erfrischen. Ach ja – an die nächste Tankstelle erinnert der Butler auch rechtzeitig.
Dass Edward auch andere Passagiere erkennt, und auf deren Vorlieben ähnlich eingeht, ist schon im Bordcomputer vorgesehen. Dazu gehört übrigens auch deren Fahrstil. Mittels Auto Adaptive Cruise Control sammelt das System Daten zu Abstand, Geschwindigkeit oder Beschleunigung - und programmiert die Regelung so, wie der Mensch am Steuer üblicherweise fährt. Fummelei an Sitzen, Navi, Fahrdynamikschalter, Telefon oder Klimaanlage nimmt ihm Edward ab. Und der Butler lernt ständig dazu: Lieblingsstrecken, Ziele, typische Einstellungen.
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