Volkswagen Group Retail übernimmt Hauptstandorte von Auto Wichert
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Die Zukunft des insolventen Hamburger Volkswagen-Händlers Auto Wichert ist teilweise geklärt: Mehrere Standorte gehen an die Volkswagen Group Retail Deutschland und die Autohof Reimers GmbH. Die Investorensuche für die restlichen Betriebe läuft weiter.

Über die Zukunft des insolventen Hamburger Volkswagen-Händlers herrscht nun zumindest teilweise Klarheit. Wie die Volkswagen Group Retail Deutschland (VGRD) am Montag bekannt gab, übernimmt sie die Hauptstandorte des Unternehmens. Zwei Betriebe gehen zudem an die Autohof Reimers GmbH. Für die weiteren Wichert-Autohäuser laufen die Verhandlungen weiter.
Mit dem Betriebsübergang ist der Mitteilung zufolge Ende Juli 2020 zu rechnen. Zwei Standorte gibt Wichert zudem an die Autohof Reimers GmbH ab. Über die wirtschaftlichen Bedingungen und Vertragsdetails vereinbarten die Geschäftsführung, Sachwalter und Gläubigerausschuss mit den Käufern Stillschweigen.
Die Volkswagen Group Retail Deutschland übernimmt mit einer ihrer Hamburger Tochtergesellschaften vier Betriebe im Hamburger Stadtgebiet. Dabei handelt es sich konkret um die Standorte in der Langenhorner Chaussee, im Stockflethweg, im Bornkampsweg, in der Wendenstraße, im Ausschläger Weg und in der Segeberger Chaussee.
VGRD: „Gehen an die wirtschaftlich möglichen Grenzen“
Im Zuge der Transaktion übernimmt Volkswagen 695 Mitarbeiter, darunter sämtliche der rund 150 Auszubildenden von Auto Wichert. Rund 300 Arbeitnehmer wird die VGRD allerdings nicht weiter beschäftigen. Für sie will der Volkswagenkonzern eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft – je nach Dauer der Betriebszugehörigkeit mit bis zu zehn Monaten Verweildauer – einrichten. Sie soll den Betroffenen mithilfe von Schulungen eine berufliche Neuorientierung ermöglichen. Betriebsbedingte Kündigungen will der Konzern so vermeiden. Wie die VGRD mitteilte, gehe sie „hinsichtlich der Arbeitsplatzsicherung an die wirtschaftlich möglichen Grenzen.“
An die Autohof Reimers GmbH aus Rellingen gehen zwei Servicestandorte der Auto Wichert GmbH, konkret die Niederlassungen Holsteiner Chaussee in Hamburg und Ohechaussee in Norderstedt. 55 der dort beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter will der Käufer weiter beschäftigen.
Die Reimers-Inhaber Gunter und Gerd Reimers teilten mit, „das Vertrauen der Kunden unter dem Dach der Reimers Gruppe und gemeinsam mit den neuen Mitarbeitern sehr zeitnah zurückgewinnen und diese von der Qualität unserer Arbeit und unseren Dienstleistungen überzeugen“ zu wollen. Die Entscheidung zur Investition habe man „mit der größten kaufmännischen Sorgfalt“ getroffen. Vom Potenzial der beiden Standorte sei man „zutiefst überzeugt“.
Den Autohof Reimers mit Hauptsitz in Rellingen gibt es seit 70 Jahren. An sieben Standorten (sechs in Schleswig-Holstein, einer in Hamburg) arbeiten bislang rund 300 Beschäftigte für das Autohaus, das die Marken VW, VW Nutzfahrzeuge, Audi, Skoda und Seat in seinem Portfolio führt.
Investorensuche geht weiter
Für die übrigen Standorte von Auto Wichert mit rund 270 Arbeitnehmern geht die Suche nach Übernehmern laut den Sachverwaltern weiter. Mit Ergebnissen daraus sei frühestens in den kommenden Wochen zu rechnen.
Bis zum abschließenden Vollzug der Übernahmen bleibt die bisherige Geschäftsführung von Auto Wichert um Bernd Kußmaul, Bernd Glathe und Bernd Lindemann im Amt. Die Mitarbeiter hat das Unternehmen am Montag über den Prozess und das weitere Vorgehen informiert.
Insolvenzantrag nach bewegtem Jahr 2019
Auto Wichert hatte Mitte Februar einen Insolvenzantrag gestellt. Hinweise auf eine finanzielle Schieflage der Autohandelsgruppe hatten zuvor bereits in der Branche kursiert. Das Unternehmen hat ein intensives Jahr 2019 hinter sich: Der Volkswagen- und Audi-, Skoda- und Seat-Partner hatte mehrere Betriebe des insolventen Händlers Willy Tiedtke in Hamburg übernommen. Im November eröffnete das Unternehmen zudem in Hamburg-Hammerbrook ein Audi-Terminal, in das Wichert über 15 Millionen Euro investiert hat.
2018 hatte Auto Wichert knapp 18.000 Fahrzeuge verkauft, im vergangenen Jahr dürften es auch dank der Übernahmen wesentlich mehr gewesen sein. Der Umsatz belief sich 2018 auf gut 350 Millionen Euro, auch jener Wert dürfte 2019 spürbar gestiegen sein. Zuletzt arbeiteten nach eigenen Angaben rund 1.320 Mitarbeiter an 23 Standorten für die Gruppe.
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