Volkswagen testet vollautomatisiertes Fahren in Hamburg

Autor Christoph Seyerlein

Fünf E-Golfs von VW werden ab sofort im Hamburger Stadtverkehr automatisiertes Fahren bis Level 4 testen. Aus Sicherheitsgründen fährt allerdings immer noch ein Testfahrer mit.

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Fünf E-Golfs testen in Hamburg ab sofort automatisiertes Fahren bis Level 4.
Fünf E-Golfs testen in Hamburg ab sofort automatisiertes Fahren bis Level 4.
(Bild: Volkswagen)

Ab sofort sind fünf VW E-Golfs vollautomatisiert im Hamburger Stadtverkehr unterwegs. Wie der Hersteller am Mittwoch mitteilte, fahren die Autos auf einem drei Kilometer langen Teilabschnitt der Teststrecke für automatisiertes und vernetztes Fahren (TAVF) in der Hansestadt. Sie erreichen dabei Level 4 und damit die zweithöchste Stufe in Sachen autonomes Fahren. Die einzelnen Level unterscheiden sich folgendermaßen voneinander:

  • Level 1: Assistiertes Fahren (Beispiel: ACC)
  • Level 2: Teilautomatisiertes Fahren (Beispiel: Travel Assist)
  • Level 3: Hochautomatisiertes Fahren (Beispiel: Staupilot)
  • Level 4: Vollautomatisiertes Fahren (Beispiel: Parkhauspilot)
  • Level 5: Autonomes Fahren (Beispiel: vollständig fahrerloser Transport)
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Die Ergebnisse der Fahrten will die Volkswagen-Konzernforschung kontinuierlich auswerten und für weitere Forschungsprojekte nutzen. Ziel des Autobauers ist es nach eigenen Angaben, Kunden in einigen Jahren den autonomen Transport von Gütern und Personen im öffentlichen Raum anbieten zu können. „Dies wird nachhaltig zur Verbesserung des Verkehrsflusses und der Sicherheit im Straßenverkehr beitragen“, heißt es in einer Mitteilung der Wolfsburger. Ohne Fahrer wird das allerdings nur dann möglich sein, wenn der rechtliche Rahmen verändert werden sollte.

Die speziell ausgestatteten E-Golfs in Hamburg verfügen über 11 Laser-Scanner, 7 Radarsysteme und 14 Kameras. Der Datenaustausch beträgt bis zu fünf Gigabyte pro Minute, die Testfahrten dauern mehrere Stunden. Dafür steckt die Rechenleistung von rund 15 Laptops im Kofferraum des E-Golf. Fußgänger, Fahrradfahrer, andere Autos, Kreuzungen, Vorfahrtsregeln, parkende Fahrzeuge und Fahrstreifenwechsel im fließenden Verkehr sollen auf kürzesten Distanzen und in Millisekunden erfasst werden.

Trotz der Vielfalt und Komplexität der Informationen muss die künstliche Intelligenz der Fahrzeug-Software alle relevanten Objekte wahrnehmen und unmittelbar reagieren, darf aber auch keinen falschen Alarm auslösen. Dabei arbeitet VW mit unterschiedlichen Ansätzen für künstliche Intelligenz: unter anderem mit Deep Learning, neuronalen Netzwerken und Mustererkennungsverfahren.

Sicherheitsfahrer am Steuer

Aus Sicherheitsgründen sitzt bei den Testfahrten in Hamburg durchgehend ein besonders geschulter Testfahrer am Lenkrad, der alle Fahrfunktionen ständig überprüft und im Notfall eingreifen kann. Auch alle Datenschutzbestimmungen werden laut VW berücksichtigt.

Axel Heinrich, Leiter der Volkswagen Konzernforschung, sagte: „Bei den Tests stehen sowohl die technischen Möglichkeiten als auch die Anforderungen an die städtische Infrastruktur im Mittelpunkt.“ Er verwies darauf, dass aber nicht nur die Fahrzeuge intelligenter werden müssten. „Auch die Städte müssen ein digitales Ökosystem bieten, in dem Autos mit Ampeln und Verkehrsleitsystemen sowie untereinander kommunizieren können“, so Heinrich.

Die Teststrecke in Hamburg soll im Jahr 2020 vollständig ausgebaut sein. Die Stadt rüstet dafür sukzessive Ampelanlagen für die Infrastruktur-zu-Fahrzeug (I2V) und Fahrzeug-zu-Infrastruktur-Kommunikation (V2I) auf.

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