Volkswagen Thomas Schäfer: „Einstiegsmodelle nach Euro 7 werden teurer als E-Autos“

Von Sven Prawitz Lesedauer: 3 min

VW-Markenchef Thomas Schäfer glaubt nicht an günstige Elektroautos – auch wenn diese weniger als künftige Verbrenner kosten werden. Konkurrenz aus China im Segment unter 20.000 Euro sieht er nicht.

Thomas Schäfer ist Vorstand für die Volumenmarken des VW-Konzerns.
Thomas Schäfer ist Vorstand für die Volumenmarken des VW-Konzerns.
(Bild: Skoda)

Thomas Schäfer rechnet mit massiv steigenden Preisen für Einstiegsmodelle im A- und B-Segment. Als Gründe nennt der Chef der VW-Volumenmarken Volkswagen, Seat und Skoda in einem Interview mit „Fokus“ Mehrkosten etwa durch die Vorgaben für Emissionen nach Euro 7 und Cybersicherheit. „In der Folgenabschätzung der EU-Kommission ist von 200 bis 300 Euro Mehrkosten die Rede, aber das ist Unsinn“, wird Schäfer zitiert. Der Preis für Kleinwagen werde auf ein viel höheres Einstiegsniveau steigen – etwa „ in die Nähe des Preises der heutigen Elektroautos.“

Als Preisspanne für Elektroautos, die aus dem künftigen „spanischen Zentrum“ für die drei Marken VW, Cupra und Skoda entwickelt werden, gibt Schäfer 20.000 bis 25.000 Euro an. „Wahrscheinlich sogar unter dem, was EU-7-ICE-Kompaktwagen sehr bald kosten werden.“ (Anm. d. Red.: ICE = Internal Combustion Engine)

VW will „Volksauto“ entwickeln

Bei VW habe man noch keine Lösung für ein Auto unter 20.000 Euro gefunden, sagt der Markenchef. „Wir haben Fokusgruppen, die daran arbeiten, ein Projekt zu entwickeln, solange es für uns einen Business Case gibt.“

Konkurrenz aus China fürchtet der VW-Manager in der angestrebten Preisklasse momentan nicht. Es werde für die chinesischen OEMs „schwierig sein, unter 20.000 Euro zu bleiben, wenn sie nach Europa kommen – mit all den Sicherheitstechnologien, Sicherheitskontrollen und Einfuhrzöllen.“ Es sei jedoch nicht unmöglich einen Weg zu finden. Volkswagen müsse das gelingen, denn die Marke stehe für das „Volksauto“ – dessen fühle er sich persönlich verpflichtet.

Lieferprobleme bei VW Pkw bleiben

Angesprochen auf die anhaltenden Lieferprobleme machte Schäfer wenig Hoffnung. Er erwarte zwar steigende Stückzahlen, weil diverse Maßnahmen mittlerweile wirken, aber ein Plus von 30 bis 40 Prozent sei unrealistisch, zumindest im ersten Quartal. Und ein Import von Fahrzeugen aus China – etwa wie bei Tesla – mache für VW keinen Sinn.

MEB+ und Trinity

Im Konzern arbeitet man an der MEB+-Plattform, die 2025 oder 2026 den heutigen Baukasten ablösen soll. Darauf angesprochen, ob das nicht zu spät sei, weil Wettbewerber bereits mit moderner Technik wie 800-Volt-Bordnetzen auf dem Markt sind, entgegnete Schäfer, VW sei gut aufgestellt. „Der MEB ist konkurrenzfähig.“ Die Bordspannung von 800 Volt komme erst mit SSP (Scalable Systems Platform). Es lohne sich für die Volumenmarken nicht, Millionen zu investieren, „um ein paar Minuten bei einer halbstündigen Schnellladung zu gewinnen“.

Ob es für das Trinity-Projekt noch ein neues Werk brauche werde momentan geprüft. Im ersten Quartal 2023 soll darüber entschieden werden. Da der Start-of-Production (SOP) des Prestigeprojekts auf 2028 verschoben wurde, könnte das Fahrzeug eventuell doch im Wolfsburger Stammwerk produziert werden. Dafür müssten die vier vorhandenen Montagelinien zu zwei Linien zusammengefasst werden.

Die Lücken bis dahin könnten E-Autos mit den Markennamen Golf und Tiguan schließen. Beide Namen seien sehr wertvoll und Schäfer halte es für fahrlässig diese Marken nicht zu nutzen.

Cariad und Seat

Für die Probleme bei der Softwaretocher Cariad sieht Schäfer die Schuld eher bei VW. Der Konzern hätte durch verschiedene Modelle, die jeweils unterschiedliche Softwarevarianten benötigten die Komplexität für Cariad unnötig erhöht. „Es lag also zum Teil an uns und nicht an Cariad, einen schlankeren und strafferen Modellplan zu entwickeln.“

Er äußerte sich zudem zur Zukunft von Cupra und Seat. Während die Sportmarke sehr erfolgreich ist, wurden kaum noch Modelle für Seat angekündigt. „Cupra ist die Zukunft von Seat“, sagt Schäfer gegenüber Focus. Cupra könne erfolgreicher sein, als es Seat je möglich gewesen wäre. Modelle für beide Marken zu duplizieren mache jedoch keinen Sinn.

Der Volumenchef sieht die Zukunft der spanischen Traditionsmarke im Mobilitätssektor mit einer anderen Rolle. „Seat wird nicht verschwinden, aber es wird ein anderes Geschäftsfeld sein.“

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